Der Pauliklosterwinkel

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Das Dominikanerkloster von Südwest

Gesamtansicht des Pauliklosters von Südwest, wahrscheinlich vom Turm der katholischen Kirche "Heilige Dreifaltigkeit" aus abgelichtet.

Eine der malerischsten Ecken der Stadt Brandenburg war zweifelsohne der Pauliwinkel. Er bezeichnet das Areal rund um das Dominikanerkloster St. Pauli der Neustadt. Eingegrenzt wird es einerseits von dem unter Kurfürst Joachim erweiterten und schiffbar gemachten Schleusenkanal und der ihn begleitenden St. Annenpromenade im Süden, durch das Paulikloster im Osten, durch die Neustädtische Heidestraße im Norden und die St. Annenstraße im Westen.

Dieses Gelände trug ursprünglich die markgräfliche Residenz der Askanier, die es nach dem Tode Ottos III. den Dominikanern zum Bau einer Klosteranlage vermachten.

Der Friedgarten von St.Pauli - ein verzauberter Ort

Der Friedgarten des St.Pauliklosters

Temnitz, Abt- und Neustädtische Heidestraße waren gesäumt von zumeist zwei- bis dreigeschossigen Häuschen, deren gewachsene Struktur vielfach gebrochene Linien und Flächen zeigte.

malerischer Pauliwinkel

malerischer Pauliwinkel....

Das Unglück diese Viertels war nun, daß es gewissermaßen den westlichen Hinterhof der St. Annenstraße bildet, und somit dem Angriff der die Stadt stürmenden Roten Armee schutzlos ausgeliefert war. Was in der Einfallsrichtung der Potsdamer Straße lag, wurde über den Haufen geschossen. An dieser Stelle sei natürlich auch den idiotischen Bombardements von Bomber-Harris' Air Force gedacht, die ein übriges zur sinnlosen Vernichtung von zivilem Lebensraum und Kulturgütern beitrug.

Die Vorkriegsansicht des Pauliklosters von Süden her  (St.Annepromenade) Nachkreigsansicht des Südgiebels

Gegenüberstellung der selben Ansicht vor und nach den Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg. Die Bilder zeigen den Südgiebel des östlichen Klostergebäudes, rechts daneben das ebenfalls verschwundene Gebäude des Lyzeums.

Wie bei der Sankt Annenstraße, so gilt auch hier: Nach dem Kriege mußten die Bolschewisten mit wenig Mitteln und Ressourcen vielen Leuten schnell eine neue Unterkunft schaffen. Reihenbauweise, genormte Wohnungen - leider in lebens- feindlichen Grautönen gehalten, wurden hochgezogen und gaben dem einstmaligen Anziehungspunkt vieler Maler, Zeichner und anderer Künstler ein depressiv machendes Aussehen. Aber immerhin - die Menschen konnten leben. Und manche besser als vorher! Denn das sei den Kommunisten zur Ehre angerechnet: Das Elend der unteren Schichten zu beseitigen, war ihnen Herzenssache.

Blick von der Abstraße herdie alte Abstraße eine traurige Ruine

Wenn man von der St. Annenstraße her die Abtstraße betrat, so lief man auf den malerischen Pauliwinkel zu, der von dem imposanten Bau der Klosterkirche mit ihrem hohen und spitzen Dach sowie dem schlanken Turm dominiert wurde. Die alte Darstellung wird von dem jetzigen Anblick flankiert.

Was nämlich uns auf Bildern wie ein romantischer Winkel vorkommt, von Spitzweg'scher Anmut und Grazilität, das war den reellen Bewohnern oft eine harte Lebenslast. Die wenigsten von uns wären wohl bereit, in eine der grackligen, verwohnten und windschiefen Behausungen zu ziehen, die den alten Paulikietz so pittoresk und malerisch erscheinen lassen.

Paulikloster von Osten her

So bietet sich der alte Westgiebel der St. Paulikirche dem heutigen Betrachter von den Zinnen des Steintortumes dar.

 

Im jetzigen Zustand werden sich wohl nur Melancholiker und andere dem Trübsinn huldigende Musenkinder für den Kietz interessieren, wenngleich man den Stadtoberen attestieren muß, daß sie sich im Rahmen ihrer sehr begrenzten Mittel aufopfernd darum bemüht haben, dem Areal durch Teilrestaurierung der Klosterruine, vorteilhafte Neubebauung und künstlerische Gestaltung der Brachen ein anspruchsvolles Aussehen zu verleihen. Skulpturen, wo einst Häuser standen, den Blick freigebend auf das dachlose Kirchenschiff, das traurig den kahlen und steilen Ostgiebel in den Himmel reckt. Aufrecht und ebenfalls mahnend erhebt sich der schlanke Turm der Ruine aus dem Winkel zwischen Refektorium und Kirchenschiff, seines Helmes beraubt und nur notdürftig geschützt durch ein flaches, hölzernes Dach.

Verschwunden die verwinkelten Straßenzüge, umbaut von hübschen und verwunschenen Kleinbürgerhäuschen. Der Wind fegt manchmal recht eisig in Richtung St. Annenpromenade...

Der Südgiebel des Klosterostflügels

...wenn man von der Annenpromenade kam

© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003