Der ehemalige Schleifergraben

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Der ehemalige Schleifergraben vor den Toren der Neustadt

 

Wie schon im Kapitel über das Neue Tor der Neustadt mit seinem Ehebrechertorturm erwähnt, wurde das der neustädtischen Stadtmauer havelseitig vorgelagerte Gebiet im Volksmund "Venedig" genannt. Das rührte daher, daß die Havel dieses Gebiet in einer ständigen Durchfeuchtung hielt, so daß lange Zeit an Bebauung nicht zu denken war. Der Name "Venedig" assoziiert jedoch gleichzeitig eine romantische Stadt, durchzogen von Kanälen und Flußarmen, Inseln und Halbinseln. Das alles hat Brandenburg, wenn man die Landkarte betrachtet, im Überfluß zu bieten. In den Tagen, als das oben gezeigte Bild gemalt wurde, sogar noch in weitaus größerem Umfang. Einiges ist seither wieder verschüttet worden. So unter anderem der ehemalige Schleifergraben, der den Zug der Stadtmauer im Norden der Neustadt begleitete. Er war ein "Mitläufer" des Pumpengrabens, der noch heute die Grabenpromenade am Theater durchfließt und die Schillerinsel bildet. Allerdings knickt er heute im letzten Drittel der Grabenstraße scharf nach Norden, unterquert die Grabenstraße, passiert ein Wehr und mündet dahinter in die Havel. Dort, wo er sich heute der Havel zuwendet, verlief der Schleifergraben parallel dazu unterhalb der Stadtmauer in früheren Zeiten weiter geradeaus in Richtung Hauptstraße und gab diese malerische Idylle, die wir heute nur noch auf einem Gemälde des Malers Paul Hildebrandt bewundern können.

Unter der Hauptstraße hindurch floß er in zwei Armen. Diese mündeten dann später in das Wehrbecken am Neustädtischen Mühlentorturm, diesem gegenüber.

Im Jahre 1900 schlug auch für diese Stadtidylle das letzte Stündchen. Spaten und Schaufel verfüllten das Gewässer - wie ich meine, sehr zum Schaden des Stadtbildes, das ohne Zweifel von diesem schönen Flecken auch in touristischer Hinsicht außerordentlich profitiert hätte. Es zieht ja auch Scharen von Besuchern ins richtige Venedig; warum also keine Gondeln unter der Hauptstraße...?

 

Photo: Michael L. Hübner, Preußischer Landbote, Maler seit mehr als siebzig Jahren tot

© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003