Das Rathaus der Neustadt zu Brandenburg an der Havel
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>>Das "Marktloch" hat Brandenburg an der Havel sogar bis in den mittleren Westen der U.S.A. einen traurigen, ja tragikomischen Ruf eingebracht.<< Das Rathaus mit dem Roland nach einem alten Gemälde aus dem Jahre 1850. Rechts im Bilde das alte Haus des Herren Kaufmann Metz. Die Staffelei des Malers stand in etwa dort, wo heute Rossmann seine Filiale betreibt. Gut zu sehen in der Bildmitte die beiden prächtigen Renaissancegiebel des Rathauses. Man vergleiche die Photographie von 1870 am Ende des Beitrags.
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Die wohl verheerendste städtebauliche Katastrophe hat in Brandenburg an der Havel den Neustadt Markt und seine Umgebung getroffen. Mitten ins Herz! Verschwunden nicht nur die bildschöne St. Annenstraße, die von Potsdam her direkt auf den Markt führte, verschwunden nicht nur das Kurfürstenhaus, verschwunden vor allem das gotische Rathaus, die Mitte, die Seele der Neustadt. Geblieben ist eine Ödnis, die das Auge beleidigt, in die Ferne führt und dem Rest des Betrachters zuruft, es möge ihm folgen. Nur weg, schnell weg... Links: Das Neustädtische Rathaus mit dem in die Steinstraße hineinragenden Giebel des Kurfürstenhauses. Rechts: Derselbe Blick im Jahre 2003. Das Rathaus fehlt und ebenso das Kurfürstenhaus. Man kann den Kommunisten insofern keinen Vorwurf machen, als daß sie den letzten Krieg absolut nicht auf dem Gewissen haben, daß sie den sinnlosen Endkampf um Brandenburg mit Sicherheit nicht unterstützten und daß sie nach dem Kriege bettelarm waren und trotzdem das Beste aus der Situation versuchten herauszuholen. Dennoch - ihre Zweckbauten, die sie rund um das ehemalige Rathausgelände plaziert haben, setzen Standards an Trostlosigkeit. Die Postkommunisten wollten dem Charme der Ödnis noch eins draufsetzen und schufen das Glasbetonareal zwischen Melcher und Astlerscheibe. Die Astlerscheibe kommt weg und dafür noch ein verspiegelter, aalglatter Konsumtempel oder was auch immer hin - schöne neue Welt! Es gab Alternativen: Die Firma Wertkonzept hatte einen Einfall, der historische Elemente und moderne Funktionalität auf das Sehenswerteste miteinander verband: Der Wertkonzept-Entwurf
Zurück zum eigentlichen Rathaus: Es war ein wahrer Bürgerstolz. Im 14. Jahrhundert erbaut, war es der architektonische Ausdruck einer selbstbewußten und vermögenden Handels- und Kaufmannsstadt. Sicherlich, es war nicht gerade überladen mit Ornamentik oder Fassadenverzierungen. Aber gerade seine wohlgesetzten Proportionen und seine schlichte Schönheit zogen das Auge unwillkürlich in seinen Bann. Das Rathaus von der St. Annestraße aus gesehen. Man blickt in die Hauptstraße hinein und erkennt am rechten Bildrand den Neubau des Metz'schen Hauses (heute Astlerscheibe). Am rechten Bildrand sieht man die vorspringende Ecke des verschwundenen Riedel'schen Hauses Hauptstraße 90/91. Sicher, es hatte in seinem Dasein viele Umbauten erfahren, die schon manchmal nach der Substanz griffen. Die Verputzung tat der Optik des märkischen Backsteinbaus nicht eben gut. Ebenso die Entfernung der gotischen Fenstergaden, die dann durch rechteckige Fensteröffnungen ersetzt wurden. Aber alles in allem war es ein sehenswertes Gebäude. Und eines, das einen vorzüglichen Ratskeller besaß, in dem man es sich bei Zerbster Bier wohlsein lassen konnte. Statt des Rathauses erwartet uns nun aller Wahrscheinlichkeit nach ein weiterer seelenloser Kaufwürfel, der weder mit seiner Umgebung korrespondiert, noch sie mit ihm. So ein gestrandetes UFO aus einer Welt jenseits von Gestalt und Geschmack. Ich versage es mir, dieses neue Brandenburger Gebäude willkommen zu heißen. Mögen unsere Enkel dieser kurzlebigen Baumode recht bald überdrüssig werden und tätig erkennen, wie man ein Städtebild dem Gefühl der Menschen anpaßt! Das Rathaus im Jahre 1870. Es wurde im Abstand von zwanzig Jahren von der selben Stelle photographiert, von der das eingangs gezeigte Gemälde geschaffen wurde. |
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003