SPD in Personalnot
Ralf Holzschuhers abenteuerliche Personalbesetzungen
David Katz
Der anstehende Wahlkampf in der Chur- und Hauptstadt Brandenburg an
der Havel, der darüber entscheidet, wer in der nächsten kommunalen
Legislaturperiode den Sessel des Oberbürgermeisters besetzt, wirft
bereits seine Schatten voraus.
Für die Parteien des linken Spektrums ist es schwer, sehr schwer
sogar: Die regierende Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann
von der CDU war zu lange zu präsent und zu gut in ihrem Amte, als
dass eine ebenbürtige alternative Personalie auch nur vorstellbar
wäre.
Es ist, als würde Mohammed Ali zum Tanz in den Ring bitten.
Ganz konfus zeigt sich die arme, in der Havelstadt schwer gebeutelte
SPD. Mag sein, dass sie von dem schwierigen Fahrwasser, in dem sich
derzeit Bundes- und die Landes-CDU bewegen, hätte profitieren können.
Mag sein, dass es ihr zu Nutz und Frommen gereicht hätte, dass
die Wähler nach acht Jahren regelmäßig einen Überdruß
gegen das Gewohnte verspüren. Dazu kommt das denkbar ungünstige
Image, welches den Bundeskonservativen mit ihrer Haltung zu Stuttgart
21 und der Begünstigung der Atomlobby entstanden ist.
Doch wie so oft, stolpert die alte Tante SPD wieder einmal über
die eigenen Füße: Der Rechtsanwalt und Fraktionsvorsitzende
der SPD-Landtagsfraktion Ralf Holzschuher bringt Leute ins Geschäft,
die politisch und gesellschaftlich einfach nur verbrannt sind. Das ist
der blanke Selbstmord. Dirk Stieger und Dr. Thomas Reiche sind überwiesene
Informelle Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit
und beide lanciert Holzschuher in Führungspositionen, nachdem sie
vor aller Öffentlichkeit gründlich demontiert wurden. Das
ist schon nicht mehr nur ungeschickt – es ist so paradox, dass
es entweder die absolute Hilflosigkeit der personalschwachen Partei
zeigt, oder aber das Herr Holzschuher ferngesteuert ist. Denn für
die CDU kommt ein solches Handeln im traditionell roten Brandenburg
einem Geniestreich gleich. Es ist wie in dem alten Indianer-Sprichwort:
Setz dich ans Ufer des Flusses und übe dich in Geduld! Früher
oder später wird die Leiche deines Feindes an dir vorübertreiben.
In diesem Falle hat sich der politische Gegner, um im Bilde zu bleiben,
selbst in die Fluten von Mütterchen Havel gestürzt. Sollte
Ralf Holzschuher darauf gerechnet haben, dass die Brandenburger so schmerzfrei
sind, ihm diesen fatalen Fehltritt durchgehen zu lassen, käme diese
Einschätzung schon einer groben Beleidigung der Chur- und Hauptstädter
gleich. Ein Grund mehr, die SPD abzuwatschen und ihr in den folgenden
Jahren Gelegenheit zu geben, ihren Kader von Grund auf neu zu formieren
und mit ebenso kompetenten wie unbelasteten, ehrbaren Streitern zu besetzen.
Dass Ralf Holzschuher seinerzeit laut ins Horn stieß, als es galt,
eine Stadtverordnete der Linken abzuschießen, die gleichermaßen
für Schwert und Schild der Partei unterwegs gewesen war, jetzt
aber für die eigenen Genossen Amnestien einfordert, macht ihn doppelt
unglaubwürdig.
Das geht nicht! Das ist unverzeihlich. Das ist ein Spiel mit gezinkten
Karten. Dann soll er sich hinstellen und sagen: Tut uns leid, wir haben
niemanden für die erste Reihe. Das wäre ehrlich, das würde
Vertrauen schaffen, das könnte man honorieren. Aber so? Nee, nee,
nee – beim besten Willen nicht. Eine SPD geführte Stadtregierung
mit Leuten wie Stieger und Reiche in der ersten Reihe wäre ein
Grund, der Stadt den Rücken zu kehren. Nicht mal so sehr der beiden
„IM i. R.“ wegen, sondern weil man mit einem Wahlvolk, die
zu einer solchen „Toleranz“ befähigt ist, das Dach
nicht mehr teilen möchte. Kann sein, dass die alten SED-Genossen
beschwichtigend abwinken, kann sein, dass es die Jugend nicht mehr interessiert
– aber genau diese Attitüde wäre für die weitere
Entwicklung der Domstadt absolut verhängnisvoll. Nein, wir wollen
diese Opportunisten nicht, die wie die Fettaugen in jeder Gesellschaft
oben schwimmen – weil wir wissen und an ihren Persönlichkeiten
deutlich ablesen können, dass sie nicht die Gemeinschaft sondern
nur das eigene Ego repräsentieren. Sie arbeiten für sich und
nicht für den Wähler – der ist ihnen nur Mittel zum
Zweck! Und das sind denkbar ungünstige Prämissen für
kommunale Verantwortungsträger auf der politischen Ebene, weiß
Gott!