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日本
Die Stärke der Samurai und die schwachen Nerven der Cowboys

Don M. Barbagrigia
Es war der heldenhafte Geist der Samurai, der die von hemmungslosen Faschisten mißbrauchten Japaner einst in die unseligen Kamikaze-Einsätze trieb. Es ist abermals der unbeugsame, das eigene Ich hintanstellende Opfermut, der die Japaner von heute antreibt, den brennenden Atommeiler Fukushima zu löschen, gleichwohl sie wissen, dass ihnen diese Taten nicht den schnellen Tod ihrer Väter, sondern statt dessen einen qualvolles Sterben bereiten werden. Es bedurfte für die Japaner keines Tschernobyls, um zu wissen, was Strahlenkrankheit bedeutet. Little Boy und Fat Man, die 1945 über Hiroschima und Nagasaki explodierten, waren brutale Lehrer. Die modernen Samurai wissen, worauf sie sich einlassen. Sie wissen aber auch, dass, wenn sie es nicht versuchen, die 30-Millionen-Metropole Tokio verloren ist. Sie geben ihr einziges Leben für die Gemeinschaft – das uralte Prinzip des Landes der aufgehenden Sonne.
Die anderen, die einst den „fetten Mann“ und den „kleinen Jungen“ auf ihre mörderische Reise geschickt haben, kamen nun großspurig, wie es so ihre ewige Art ist, mit dem Flugzeugträger „Ronald Reagan“ angerudert. Der Name des Schiffes ist Programm: Reagan war Zeit seines Lebens auch nur ein mittelprächtiger Mime, seine Heldentaten fanden allesamt vor den Pappmaché-Kulissen von Hollywood statt, die Munition seiner Trommelrevolver bestand aus Platzpatronen, für das Blut mußten wohl Zentner von Tomaten herhalten. Der Flugzeugträger machte seinem Namenspatron alle Ehre: Als es im wahrsten Sinne des Wortes brenzlig wurde, drehte der imposante Kahn mit seinen 5.000 Superhelden ganz fix bei und suchte sein Heil in der Flucht in den Weiten des Pazifik. Die armen Teufel in Japan bleiben allein in ihrem Elend. Wieder einmal. Kostbares amerikanisches Blut steht schließlich auf dem Spiel.
Für die heroische Rettung der Menschheit in letzter Sekunde ist und bleibt nun einmal Hollywood zuständig. Wir schlagen den Studios zur Verfilmung einmal den folgenden Stoff vor: Millionen retardierte, kreationistische und bibelfanatische Zwerge klauen sich in aller Welt Ideen und Know-how, versenken christliche Demut, Bescheidenheit, Moral und Anstand im Marianengraben, wo er am tiefsten ist und bauen riesige, mit Technik vollgestopfte Maschinen, um alle Welt in Angst und Schrecken zu versetzen und ihnen vermittels dieser substanzlosen Popanze das Fell systematisch über die Ohren zu ziehen. Und wenn man, geblendet von all dem Glanz, wirklich auf ihre Hilfe rechnet, dann fliegt der ganze erbärmliche Mummenschanz auf, die Popanze quakken in sich zusammen und stolpern in wilder Flucht in den Sonnenaufgang. Weg, nur weg! Gibt’s schon? „Der Zauberer von OZ“ von Lyman Frank Baum? Ach, verdammt! ... und immer ist schon einer dagewesen, und immer sind da schon Spuren im Schnee, wie unser Vater Tucholsky sagte.
Vergeßt die Amerikaner! Die Maulhelden sind doch zu gar nichts zu gebrauchen, außer zu flammenden Leinwandreden.
Wichtiger ist da schon der Beitrag, den die Deutsche Bank für das gequälte Land leistet, in dem auch sie jahrelang nicht schlecht verdiente. 1,2 Millionen Euro spendete das 2 Billionen Euro schwere Unternehmen bereits an die von unsäglichen Katastrophen heimgesuchten Menschen. Das ist nobel. Bei dem nach Hunderten Milliarden zählenden Schaden in Japan werden die 1,2 Millionen wahre Wunder bewirken. Wenn man nun noch in Anschlag bringt, wie hoch der Anteil dessen ist, was die einfachen Mitarbeiter der Bank aus ihren privaten Portemonnaies gaben, dann bleibt bei einem 82.000 Seelen zählender Kaderstamm wohl nicht allzuviel von dem übrig, was der Konzern aus seinen Firmen-Fonds locker machte.
Der Preußische Landbote zumindest würde sich schämen auf seiner Titelseite einen Spendenbetrag zu veröffentlichen, für den, gemessen an seinem Vermögen, erst noch eine Münze erfunden werden müßte, die einen so geringen Wert repräsentiert, dass selbst ein Centesimo, die Untereinheit der einstigen italienischen Lira, noch ein Vermögen darstellt. Das wäre eine spekulative Zahlenakrobatik? Also, dann wollen wir mal den Rechenschieber herausholen: 1,2 Millionen Euro gerechnet auf ein Bilanzvolumen von beinahe 2 Billionen Euro entspricht nach Adam Riese einem Spendenvolumen von einem Euro zwanzig Cent pro 2 Millionen Euro, also dem 1,6 Millionsten Teil des Gesamtvermögens. Teilen Sie mal selbst zehntausend Euro durch 1,6 Millionen, das sind 0,625 Cent. Na gut, überredet, das ist ein bißchen mehr als ein alter Bundespfennig... bei einem Umrechnungskurs von eins zu sechs bekäme man in der DDR sogar ein Brötchen dafür. Blöd nur, dass der werbe- und einnahmefrei Landbote über keine Reserven in der angegebenen Höhe verfügt. Wir werden uns trotzdem nicht lumpen lassen und das wenige, was wir haben, mit den Brüdern und Schwester aus dem Lande Nippon teilen. Und wir werden damit nicht pranzen, versprochen!
Denn wir, die wir Dank unseres Herrn Akinokawa den Stolz des Yamato-Volkes kennen, wissen, dass freundliche Almosen einen Samurai eher zu töten vermögen, als ein feindliches Katana-Schwert. Gib und hilf! Aber rede nicht darüber und wahre das Gesicht von Freund und Gegner! Das ist das Gebot der Stunde. Die tapferen Japaner machen es uns vor: Stoisch und mit eiserner Disziplin begegnen sie dem, was ihnen die fürchterlichste Naturkatastrophe seit Menschengedenken zu tragen auferlegt hat. Wenn die Welt Vorbilder an den Küsten des Stillen Ozeans sucht, dann möge sie auf die japanischen Inseln schauen – das, was in nordöstlicher Richtung gegenüber liegt, das kann man getrost ignorieren. Hier die globalen Helden – dort die Global Player... „Player“ übersetzt man doch mit „Spieler“ nicht wahr? Zu mehr, als auf andere Leute Kosten mit Geld zu spielen, hat es im Lande von Stars and Stripes offensichtlich noch nie gelangt. Während nämlich Japan von einem Erdbeben und seinen Folgen heimgesucht wurde, für das es nichts konnte, überschwemmten die U.S.A. die Welt 2009 mit einer Wirtschaftskrise, die für viele Menschen ebenfalls verheerende Auswirkungen zeitigte, die aber sehr wohl hausgemacht war. Eine Folge globalen „Spielens“ eben. Doch es bleibt keine Zeit uns mit fallierenden Maulhelden zu befassen. Japan ist in Not. Helfen wir!

Aktion Deutschland hilft
Das Bündnis der Hilfsorganisationen
http://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/hilfseinsaetze/erdbeben-japan/
Spendenkonto: 10 20 30
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ 370 205 00
Spenden-Stichwort: Erdbeben/Tsunami Japan

19. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
18.03.2011