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Vom Schweinetransport zum Vernichtungslager

S. M. Druckepennig
Niemand soll sagen, wir würden uns vom blanken Zorne hinreißen lassen. Aus diesem Grunde ist seit jenem entsetzlichen Drama auf der Autobahn bei Netzen westlich des Berliner Ringes eine Woche vergangen. Am 08. Januar 2008 um 10:00 Uhr nämlich kippte dort ein LKW eines geplatzten Reifens wegen um. 480 (!) Ferkel waren an Bord. Mindestens Fünfzig von ihnen überlebten die Tragödie nicht. Alle Tiere litten fürchterlich unter der Panik. Gerade die stressanfälligen Schweine, die durch solche im wahrsten Sinne des Wortes viehischen Transporte eh schon misshandelt werden, wurden durch den Unfall besonders betroffen.
Der Landbote äußerte sich im Online-Portal der Märkischen Allgemeinen wie folgt:

So verantwortungslos gehen wir mit unseren Mitkreaturen um, die - biologisch gesehen - nicht einmal allzu fern mit uns verwandt sind! Wer gibt Menschen das Recht, sich in dieser Weise an unseren Mitgeschöpfen zu vergehen? Warum diese Lebendtransporte? Warum?
Es ist nur ein kleiner Schritt im Denken der Menschen von der Behandlung der Mitgeschöpfe hin zur gleichgearteten Behandlung der Mitmenschen. Gerade wir Deutschen haben entsprechende Erfahrungen gemacht. Das hat etwas mit dem Respekt vor dem Leben im Allgemeinen zu tun, der kultur- und gewissenlosen Profitjägern gänzlich abgeht. Legislative und Exekutive sind gefordert diese Leute hart zu bestrafen. Die Medien müssen sie als das ächten, was sie sind. Kein Pardon mit solchen Tierquälern! Was da geschieht, ist kriminell!

Mag sein, daß das Schwein als Nahrungsquelle für den Nackten Affen unumgänglich ist. Die verbrecherische Grundhaltung aber, die aus der Behandlung dieses Mitgeschöpfes bei solchen Transporten spricht, ebenso wie sie den Höllen vieler Hühnerfarmen oder Versuchslaboren zu Grunde liegt, ist das Ziel unseres Angriffs. Wir wollen es deutlich formulieren: Von diesen Transporten von Schweinen ist es kein großer Schritt mehr zu ähnlichen Transporten von Menschen. Es ist die Attitüde, die dahintersteckt – eine Attitüde, die so gänzlich frei ist von dem Respekt des anderen Lebens!

Und es ist ein gerüttelt Maß an menschlicher Dummheit. Auf die Zuschrift des Landboten antwortete ein gewisser „tonido“:

wenn du dich in einen schwein erkennst na dann glückwunsch an deine oder dein partner sehe meine vorfahren bei den affen aber egal ist zwar schade um die schweine aber man kann es nicht ändern und was heisst hier tierqälerei 1. waren die schweine im lkw und 2. wenn du/sie mal lkw gefahren sind dann möchte ich ihnen nicht wünschen das bei ihnen ein reifen platzt mir ist es zweimal passiert " 1 mal beim lkw " 1 mal eim pkw beim pkw habe ich mich zweimal überschlagen .wollte ich mal erwähnt haben .also erst denken dann schreiben ... danke

Diesen Text lasse man auf sich einwirken, dann wird die Misere schon zu einem Großteil erklärbar. Zeitgenossen dieses intellektuellen Niveaus – was braucht es mehr, um jedwedem Verbrechen Tür und Tor zu öffnen. Mit solchen Leuten läßt sich alles machen. Nichts ist vor ihnen sicher, oder besser gesagt, vor den Verbrechern, die sich von einer Masse von Individuen wie „tonido“ tragen lassen.
Schwein… Jud, Zigeuner, Neger, Slawe – Menschen wie tonido predigt Buddha vergebens. Sie verstehen nicht. Es reicht nicht bei ihnen. Alles, was sie vermögen, ist anderen das Denken anzuempfehlen. Unreflektiert, aber felsenfest und unerschütterlich ruhend auf dem ehernen Sockel eigener, so vollkommen insuffizienter Welterkenntnis.
Die Hoffnung ist gering. Doch wir beten, es möge den allmächtigen Vater Israels wirklich geben und ER möge eines schönen Tages abrechnen. Er möge an diesem Tage die durch all die Äonen hinweg stumm leidende Kreatur sprechen und Klage führen lassen, und die „Krone“ SEINER Schöpfung soll endlich, endlich, endlich das pausenlos geschwätzige, jede Untat rechtfertigende, sich allüberall herausredende Maul halten müssen. Dann soll gewogen und gemessen werden. Dies Irae – Tag des Zornes, Tag des Gerichts!
Ohne diese Hoffnung wäre das Dasein unter den gewissenlosen Vertretern des Nackten Raubaffen kaum mehr erträglich. Ohne diese Hoffnung wäre jeder anständige Mensch versucht, selbst das Schwert Gottes zu ziehen wider die Lumpen, Gauner und Strolche. Doch – so spricht der HERR: Die Rache ist MEIN!
Wie lange noch, HERR? Wann wird DEINE Stimme brüllen aus dem Wetterstrum? Wie viele Schweine, Ratten, Affen, Katzen müssen noch vor Angst und Schmerzen qieken, quiepsen, pfeifen, schreien? Wie viele Konzentrations- und Vernichtungslager wird die Erde noch tragen müssen, bis dem Wahnsinn ein Ende gesetzt wird?
Ist sie provozierend, diese Gleichmacherei von Mensch und Tier? Ja, das soll provozieren, das soll unsere Sicht der Dinge auf den Tisch donnern: Der Mensch ist ein Teil der Fauna – und ganz sicher nicht der wertvollste. Kein Tüttelchen ist er in seiner Bedeutung für die Welt höher anzusiedeln als ein Schwein, ein Orang-Utan, ein Kamel, eine Katze. Wie er mit dem Vieh umgeht, so geht er früher oder später mit seinesgleichen um. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Und so soll und muß es gemacht werden: Erklärt den Schwachköpfen wie tonido geduldig und verständlich, daß und warum ein solcher Umgang mit der Mitkreatur ein Kapitalverbrechen ist und behandelt alle Verantwortlichen als Schwerkriminelle. Den Unternehmer, wie den Tierarzt und den Beamten, der die Transporte genehmigt. Buchtet sie ein, bis sie schwarz werden! Nehmt ihnen Jahre und Jahrzehnte ihres Lebens für das Unrecht, das sie der hilflosen, der wehrlosen Kreatur antun! Bleut ihnen den Respekt vor dem Leben und die Unveräußerlichkeit seines Wertes im Steinbruch ein oder in den sibirischen Bleibergwerken! Denn nur der vorbehaltlose und vorurteilsfreie Respekt vor dem gesamten Leben wird den Juden, den Neger, den Zigeuner, den Slawen, den Anderen in der Zukunft vor der Deklassierung zum „Untermenschen“ bewahren. Und auch wenn der industrielle Viehquäler von heute aufheulen wird – ja, wir beleiben dabei: wir stellen ihn in eine Entwicklungslinie, die bei Heinrich Himmler, bei Pol Pot, Stalin und Mao Tse Tung endet. Bei Radovan Karadzic, Idi Amin Dada, Slobodan Milosevic, Augusto Pinochet und General Noriega… die Reihe der Schlächter läßt sich beliebig fortsetzen. All denen ist gemein, daß ihnen weder Mensch noch Tier etwas gelten, es sei denn als beliebig zu investierende oder zu devastierende Masse, die ihnen nützlich oder gefährlich werden kann. Menschen – seht auf die gemeinsame Wurzel dieses Übels! Bekämpft es dort, dort unten, in den Abgründen der menschlichen Respektlosigkeit! Bekämpft es gnadenlos und bar jeder Halbherzigkeit – oder geht unter! Denn ihr verdammt euch selbst zum Tode und das Quieken eines panischen Ferkels, das Schreien einer in den Kosmetiklabors geschundenen Katze, das Quietschen einer von Pharma-Banditen gemarterten Ratte sei euer Grabgesang!
Im Dom zu Brandenburg an der Havel findet sich die älteste „Judensau“ des deutschen “Kulturraumes“, der deutschen „Leitkultur“! Im 12 Jahrhundert sollte der Brandenburger Jude Pinne von denselben Christen diffamiert werden, die dem Juden Joshua ben Mariam, den sie Jesus nannten, Ergebenheit heuchelten, ihre Kirche auf ihn gründeten. Die Judensau sollte die Synagoge symbolisieren; die an ihren Zitzen saugenden Ferkel die Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Das Schwein gilt den Juden als „unreines“ Tier. Ungeachtet dieses religiösen Unfugs und der Bösartigkeit der Attitüde, die der Judensau zugrunde liegt – enthält sie doch eine fast prophetische Botschaft:
Schwein und Jude, Tier und Mitmensch – verachtet, gequält und gemordet von sich überlegen dünkenden Menschen, von selbst ernannten Sachwaltern von Moral, Recht und Anstand, von Halunken, die sich bei ihrem gottlosen Treiben im puren Recht fühlten und keine stupende Begründung verschmähten, die ihre Verbrechen zu rechtfertigen schien. Ferkeltransport und Reichskristallnacht – das ist unsere Interpretation der Brandenburger Judensau!
Wem es schon nicht um seinen Nächsten, Mensch oder Tier, zu tun ist, der sollte sein eigenes Wohl und Wehe im Auge behalten. Es läßt sich nicht trennen vom allgemeinen Umgang mit dem andersgearteten Leben. Wenn je ein Wort aus dem Unrat der Nazisprache eine Berechtigung erwerben konnte – dann das von der „Schicksalsgemeinschaft“. Wir Menschen bilden alle zusammen, gemeinsam mit den Geschöpfen von Flora und Fauna auf der Erdkugel eine Schicksalsgemeinschaft – und niemand wird ihr auf Dauer entrinnen.
Das sollten wir bedenken. Es ist unsere höchste Verpflichtung, mit unseren Stärken, mit Eigenschaften, die uns Menschen gegeben sind und die uns einen zeitweiligen biologischen Vorteil vor unseren Mitgeschöpfen einräumen, sensibel und verantwortlich umzugehen, um diese Schicksalsgemeinschaft nicht zu unseren Ungunsten aufzukündigen.
Der Respekt ist, wie auch das Lachen, so ein Attribut, mit der ausschließlich der Nackte Affe privilegiert worden ist. Das sind explizit menschliche Eigenschaften. Wo eines von beiden oder beides fehlt, da beginnt das finstere Reich der Unmenschlichkeit. In diesem wird nicht unterschieden zwischen vier oder zwei Beinen. Dieses wahre Reich des Bösen sinnt nur auf das eigene Wohlbefinden, bezahlt mit dem endlosen Leid des Unterlegenen. Darin begründet liegt der Pyrrhussieg des Peinigers, den das Schicksal seines Opfers früher oder später selbst ereilen wird. Mit oder ohne Gott, aber ganz sicher mit Recht! Amen.

11. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2008