Die Marter des Heiligen
Franz
Don M. Barbagrigia
Er soll die Güte
in Person gewesen sein – der heilige Franziskus v on Assisi.
Aber jetzt wäre wohl auch ihm der Kragen geplatzt. Der
Bürgermeister und die Kommune von Assisi verbieten in der
Stadt des Heiligen das Betteln. So steinigt man den Heiligen
Franz. So bringt man ihn um! Nicht die Heiden sind’s –
die christliche Gemeinde ist es! Hallelujah! Der Rabbi Joshua,
genannt Jesus, trieb einst die Wechsler aus dem Tempel seines
himmlischen Vaters. Doch angesichts dieser beispiellosen Verkommenheit
italienischer Katholiken bleibt wohl ihm zur Rechten des Vaters
und uns hier auf Erden das Maul offen stehen.
Das hilflose Gebet „Herr, wenn es Dich gibt, laß
Pech uns Schwefel regnen über den Häuptern der Verderbten…“
erstirbt uns auf den Lippen im Angesicht dieser Blasphemie.
Aber dem Herrn ist es wurscht. Er kennt seine Pappenheimer.
Schließlich hat er sie ja selbst geschaffen – das
Gezücht. Und was hätten Sintflut, Sodom und Gomorrha
je Nachhaltiges bewirkt? Wahrscheinlich hat ER aufgegeben.
Die allerchristlichsten Gauner zu Assisi hingegen sind da zäher
als der Eine Gott Israels. Wenn es um Geld geht – und
darum geht es ausschließlich – dann kennen sie kein
Halten, kein Evangelium und keine Gottesfurcht.
Die Bettler stören in der Stadt des prominentesten Bettlers
aller Zeiten. Sie könnten die schwärmerischen und
von süßlicher Romantik benebelten, augenverdrehenden
und dollarträchtigen Touristen verschrecken. Da sei Gott
davor! Oder der Antichrist! Oder der Bürgermeister und
sein Stadtrat! Oder wer auch immer… Hauptsache die Habenichtse
werden aus dem Tempel getrieben, der doch laut Evangelium der
Ihrige sein müßte.
Die armen Teufel wohlgemerkt, nicht die Wucherer und Wechsler!
Schließlich will man ja nicht die Nachfolge des heiligen
Franz antreten, sonder sein pekuniäres Erbe. Zwar besaß
Franziskus persönlich gar nichts, aber die Massen, die
von ihm Hilfe und Heilung erhofften, die brachten und bringen
bis zum heutigen Tage das nötige Kleingeld mit, das den
Leuten, deren Mütter und Väter den liebenswürdigen
durchgeknallten Heiligen einst wegen seiner Verrücktheit
anspuckten, ein ganz unfranziskanisches Wohlleben ermöglichte.
Sie beuten ihn aus! Das ist des Pudels Kern. Sie beuten ihn
aus wie eine unerschöpfliche Kohlengrube oder ein nicht
versiegendes Diamantenbergwerk. Und dabei wollen sie sich durch
das lästige Bettlerpack nicht stören lassen. Denen
ist doch das Himmelreich versprochen – sollen sie sich
dorthin scheren und denen die Welt überlassen, denen sie
in Wahrheit gehört.
Die Gier dieser bigotten Geschäftemacher hat sie zwischenzeitlich
jegliche Sensibilität gegenüber der Grundlage ihres
unverdienten Reichtums verlieren lassen. Das ist die nackte
Fratze der Habsucht – der Todsünde Avaritia! Dafür
wird das Lumpenpack in der Hölle braten! Aber das schert
sie nicht im Geringsten. Daran glauben sie eh nicht. Das ist
nur Show, wenn sie sich des Sonntags zur Heiligen Messe begeben.
Der Gottessohn und seine Botschaft interessieren diese Halunken
einen feuchten Kehricht und wenn es Geld brächte, sie nagelten
ihn gleich ein zweites Mal an sein Kreuz!
Warum schüttet der Heilige Stuhl nicht seinen Zorn über
der verräterischen Gemeinde des Poverellos aus? Das kann‘s
doch nicht sein! Eine solche Affaire nagt wirklich an den Fundamenten
des Glaubens und damit an den Säulen der Kirche. Das hier
geht an die Substanz. Da schickt die Kirche den Giordano Bruno
auf den Scheiterhaufen und der ehemalige Chef der Heiligen Kongregation,
dieser Sukzessorin der Inquisition, Papst Benedikt XVI., schaut
dem gottlosen Treiben zu?
Obelix würde nur noch einfallen: „Die spinnen, die
Römer…“
Die Kirche, die dem Poverello schon zu Lebzeiten das Leben nicht
eben erleichterte, möge nun um ihrer eigenen Existenz willen
den Bannfluch gegen die Gemeinde von Assisi androhen, wenn die
Krämerseelen nicht schleunigst zur Vernunft kommen. Denn
ob es der alleinseligmachenden Mutter Ecclesia nun paßt
oder nicht – Franziskus ist der populärste Vertreter
der Legionen von Heiligen, welche die Kirche in ihrer zweitausendjährigen
Geschichte um sich versammelte. Sein Credo so unverschämt
und öffentlich mit Füßen zu treten ist für
uns das Zeichen, das – einer geplatzten Eiterbeule gleich
– den Grad der Verkommenheit, der Verdorbenheit und der
verheuchelten Dekadenz einer „christlichen“ Gemeinde
anzeigt. Das ist von innen hohl und morsch. Das gehört
zum Teufel gejagt! Diese Leute verdienen nicht das Privileg
in der Heimatstadt des Heiligen Franziskus zu leben.
Löscht die Kerzen auf dem Altar der Basilica San Francesco!
Deus lo volt! Gott will es!