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Das Stift und das
Evangelium
Zu einem Artikel des Spandauer Volksblattes B. St. Fjøllfross Dieser Umstand allein
jedoch wäre dem „Landboten“ sicherlich keinen Beitrag
wert. Was aber für uns von größtem Interesse scheint, ist die Art, wie die das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus predigende Frau Berlin-Brandenburgische Diakonie-Direktorin Susanne Kahl-Passoth und der Pressesprecher des Evangelischen Johannesstiftes Herr Wolfgang Kern auf die Geschichte reagieren. Wir lesen nämlich, daß diesem offensichtlich geistig verirrte Mann unter die Arme gegriffen, er sodann hinausgeführt und der Polizei übergeben wurde. Und Herr Kern versichert flugs, daß gegen den Störenfried seitens des Evangelischen Johannesstiftes Anzeige erstattet werde. Lassen Sie uns davon ausgehen, daß eine sich als evangelisch bezeichnende Institution, die in ihrem Slogan mit den Worten wirbt „Den Menschen lieben! Typisch Johannesstift“ mit den Evangelien vertraut ist, wie sie uns über das irdische Wirken unseres armen galiläischen Wanderrabbis Joshua überkommen sind. Wir erinnern uns, daß dieser Rabbi und Gottessohn um unserer Sünden willen einen furchtbaren Tod auf sich genommen hat und in seinen letzten qualvollen Atemzügen seinen Ewigen Vater bezüglich der Henker bat: „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!“ Nun greifen wir auf die reichhaltige theologische Literatur zurück, die dem „Landboten“ zu Diensten ist. Da sind Bibeln, angefangen von der Vulgata über katholische bis hin zu Lutherbibeln (welch letztere uns die liebsten sind – ihrer ungemein kraftvollen Sprache wegen und der Glaubensfestigkeit, die unser verehrter Doktor aus Wittenberg in die Übersetzung gelegt hat.) Wir verfügen über die Apokryphen und selbst gnostische Werke finden sich zum Studium. Und verzweifelt suchen
wir Zeile um Zeile, wo denn der Rabbi, der Sohn Gottes gesagt hätte:
„So dich einer provoziert und du habest die Macht dazu, laß
ihn binden und übergib ihn den strafenden Instanzen.“ Wir werden
nicht fündig. Wirklich nicht. Ein paar Zeilen weiter
lesen wir Matth. 5.39: Vers 43 ebenda: Gegen einen armen Irren Anzeige erstatten – ist das wohlgetan? Wäre es nicht besser gewesen, Frau Kahl-Passoth hätte die willkommene Gelegenheit beim Schopfe ergriffen und ihrem Glauben ein eindrucksvolles Zeugnis ausgestellt, indem sie diesen Kirchenschänder mit der Friedfertigkeit und der Liebe des Rebben überwunden und ihn zurückgeführt hätte zur Liebe des Herren? Glaube, liebe Schwester in Christo Frau Kahl-Passoth, liebes Johannesstift, erweist sich sicher auch in einer schönen Predigt und der alltäglichen Pflege an alten und behinderten Menschen. Aber zu leuchten beginnt er entweder in solchen Extremsituationen – oder er taugt nichts! Denn in Matthäus 7.1 lesen wir ferner: Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Den Rest dieses eindrucksvollen Matthäuskapitels überlasse ich Ihrer stillen Lektüre. Kein Wort steht da umsonst. Das Todesurteil gegen einen verrückten Schäfer, der im religiösen Wahn seinen Sohn erschlagen hatte, verwarf der preußische König Friedrich der Große mit den legendären Worten: „Galgen und Rad bessern solche Narren nicht. Man soll ihn in ein Irrenhaus geben und dort vernünftig und menschlich behandeln!“ Der König war Freimaurer, kein Protestant oder Lutheraner. Sollte es sein, daß er Christum besser verstanden hatte als Sie? Es grüßt Sie herzlich Ihr B. St. Fjøllfross |
2. Volumen |
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003
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