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Die hohen Preise der Telekom

B. St. Fjøllfross
Einer der Gründe, warum die Wirtschaft der „sozialistischen Staaten“ hoffnungslos ins Hintertreffen geriet und zwangsläufig kollabieren mußte, bestand in ihrem beklagenswerten Kommunikationsbereich.

Eine jede Gesellschaft kann nur in dem Maße prosperieren, in welchem ihr Datenverkehr und –austausch entwickelt ist.

Nun konnte sich die „Zone“ auf Grund ihres regressiven und repressiven Charakters keine Informationsfreiheit leisten. Jedem sein Telephon – um Himmels Willen, wer sollte denn das alles abhören, dokumentieren, auswerten? Was hätten die eingesperrten und ewig an den Versorgungsmängeln mäkelnden DDR-Bürger da alles herum konspirieren können, wenn sie sich unbelauscht gefühlt hätten. Und wie wäre das erst mit dem unvermeidlichen Internet geworden, zu dem sie dann auch noch Zugang eingefordert hätten! Diese ungezählten, nicht mehr zu überwachenden Westkontakte hätten in der Bonzensiedlung Wandlitz reihum zu Herzinfarkten geführt. Mielkes allmächtiges Ministerium für Staatssicherheit wäre einem Schlaganfall erlegen.

Abgesehen davon hätte es die krudesten Probleme gegeben, wenn der Stolz der DDR, der Ein-Megabyte-Prozessor mit dem gerade gängigen Drei-Gigabyte-Herz der westlichen Rechner hätte korrespondieren sollen. (Darin vielleicht hätte sogar für Mielkes Schwert und Schild der Partei ein Hoffnungsschimmer bestanden. Denn der Download einer einzigen Seite aus dem kapitalistischen Ausland auf einen Robotron-Rechner hätte wahrscheinlich mehrere Wochen in Anspruch genommen.)

Aber das alles ist nur spekulativ und soll nicht der Kern unserer Betrachtungen sein.

Uns interessiert die Gegenwart.

Und die zeigt uns, daß der Quasi-Monopolist Deutsche Telekom nicht viel gelernt hat aus dem Schicksal der ostelbischen Utopisten. Oder nicht lernen will…!

Wer bis zur TAE-Dose noch als Alleinherrscher inthronisiert ist, was soll der darüber nachdenken, die Anbieterpreise auf ein gefordertes Maß zu senken?

Das Internet wird mit jedem neuen Tag umfangreicher. Die Datenmenge nimmt stetig zu. Höhere Downloadgeschwindigkeiten sind ein Muß, wenn man nicht den Anschluß verlieren will. Doch die Deutsche Telekom denkt nur ans Abgreifen.

Während in weiten Teilen der U.S.A. DSL allgemeiner Standard ist, der Übertragungsgeschwindigkeiten von 750kbit/s, ja neuerdings sogar 1,5Mbit/s zuläßt, wurschteln im verarmenden Vaterland des Deutschen Michels immer noch Millionen Internetbenutzer mit 56k-Modem und entsprechenden Ladezeiten herum. Warum? Sehen Sie sich die Preise an, die von der Telekom als wahre Schnäppchen offeriert werden:

• Monatlicher Preis Telephonanschluß bei DSL-Benutzung: € 25,-
• Monatlicher Anschluß von T-DSL „flat-rate“ (Gloria – Viktoria!
Es geht mittlerweile sogar schon ohne ISDN!): € 30,- (wir lassen an dieser Stelle mal das „29,95-Getue und nennen die Dinge beim Namen!)

So, und jetzt telephonieren wir noch ein bißchen und schwupp – sind wir bei weit über DM 100,- Kommunikationsgebühren pro Monat. Dazu kommt, daß die meisten Bürger noch ein Mobiltelephon benutzen. Spätestens jetzt gibt es bei den Telephonkosten kein Halten mehr.

Natürlich bekommt man DSL auch schon für monatlich € 10,-. Aber was kann man schon mit einer läppischen, weil auf 1 GB limitierten Transferrate anfangen? Und überschreitet man die, wird es böse teuer. Außerdem ist es lästig, in Heimnetzwerken den Router ständig aus dem System heraus abschalten zu müssen. Der aber ist ja nun einmal permanent im Internet, wenn er denn nicht von innen her gekillt wird…

Für DSL-Flat 1500 mit einer zeitgemäßen Übertragungsgeschwindigkeit von besagten 1,5Mbit/s kostet einen Interessenten gleich € 100,- im Monat!

Als Beleg für diese Angaben zitieren wir die entsprechenden, zugegebenermaßen etwas verwirrenden Prospekte der Deutsche Telekom AG, Stand Frühjahr 2004.

Wenn man nun diese Preise nicht unterschreiten kann ohne unwirtschaftlich zu werden, warum geht es dann in den U.S.A.?

Man nennt die führenden Industrienationen unserer Zeit nicht zu Unrecht „Informationsgesellschaften“. Am schnellen Datenaustausch bis hinunter in den privaten Sektor hängt vieles, wenn nicht alles ab.

Eine solche überzogene Preisgestaltung hingegen ist kontraproduktiv und läßt das Gros der potentiellen Benutzer vom Umrüsten auf DSL-Technologie zurückschrecken. Damit wird die Entwicklung informativerer, aber eben datenreicher Seiten gehemmt, weil eben viele Menschen Zeit, Mühe und Kosten scheuen, diese Seiten aufzurufen oder gar herunterzuladen.

Insofern wäre es wünschenswert, wenn eine Preisregulierungsbehörde für den öffentlichen Datenverkehr auf den Konzern Deutsche Telekom machtvoll einwirkt, um eine spürbare Nachbesserung in deren Preisgefüge zu erzielen.

Was wir darunter verstehen? Nun, wenn man alles in allem in jedem Monat € 15,- hinblättert und damit der Grund- sowie der DSL 1500 „flat rate“ – Anschluß bezahlt sind, dann sollte von seiten der Telekom der Grundstein für den wirtschaftlichen Aufschwung gelegt sein. Die Zahl der Teilnehmer würde sich in kürzester Zeit potenzieren. Die damit verbundenen Mehreinnahmen sollten die jetzt überzogenen Preise, die man von vergleichsweise Wenigen erzielt, mehr als kompensieren. Das entspräche vernünftigem kaufmännischen Denken und Handeln.

So wollen wir hoffen, daß sich diese Einsicht bis in die entsprechenden Etagen der Telekom durchsetzt. Doch zu solchen rationalen Erkenntnissen gelangt man wohl immer nur unter dem Druck der Konkurrenz, nicht wahr?

 

P.S. Kaum geschrieben, hatten wir einen Monteur der Telekom im Hause. Es gab ein Problem mit der Erst-TAE-Dose.

Zunächst einmal mußten wir dreimal telephonisch diskutieren, bis uns eine ziemlich schnippische Telephonistin bei der Telekom einen Monteur vermittelte. Zunächst einmal bekamen wir eine neue TAE-Dose zugesandt – zur Selbstmontage. Geht ganz einfach – idiotensicher. Das ist Service, was?

Doch wir ließen nicht locker, zumal die alte und die neue Dose verschiedene Anschlußleisten aufwiesen.

Der Monteur kam. Und was fand er heraus?

Zwei Modem-Kabel mit unterschiedlichen Belegungsformen (wie kann denn so was auf den Markt kommen, gibt es keine verbindlichen Standards?) sind unter den Geräten vertauscht worden und nichts ging mehr. Wir atmeten zunächst tief durch, als auch das monteureigene Kabel denselben Ausfall verursachte. Waren wir doch vorher als bißchen unterbelichtet charakterisiert worden. Alternativ dazu hätte das Ganze übrigens nie funktionieren können. Der Haken dabei war, daß wir gut vier Jahre mit einem einwandfreien System gearbeitet hatten. Aber irgendwann eben muß es zu diesem fatalen Kabeltausch gekommen sein.

Anschauen, richtig zuordnen, fertig! Anfahrt € 60,- + eine Arbeitsstunde! Ja, sind die denn wahnsinnig geworden? Bei den astronomischen Grundpreisen für einen simplen Service noch so ein Geld zu verlangen, ist an Unverschämtheit nicht mehr zu überbieten.

Wie ist es zu rechtfertigen, daß eine simple Anfahrt mit sage und schreibe € 60,- berechnet wird?

Das ist Brigantentum und Strauchdieberei. Organisiertes Verbrechen – nichts sonst. Da nutzt ein Monopolist – denn wir erinnern uns: das ist die Telekom bis zum TAE-Ausgang an der Wand in kaltschnäuzigster Weise seine Position am Herzen einer für die Gesellschaft lebenswichtigen Ader – nämlich des Kommunikationssektors.

Wir wünschen der Telekom noch recht viel Konkurrenz und das sie an ihrer Gier ersticken möge!

2. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2004