|
Witamy w Swinoujscie! Kotofeij K. Bajun. Swinemünde/Swinoujscie. Das ist der äußerste Nordwesten des heutigen Polen, Usedom, auf Polnisch Uznam. Die Betonung liegt auf Westen. Swinemünde ist der Ostsee-Hafen Stettins. Na, so ähnlich wie Bremerhaven und Wilhelmshaven an der Wesermündung für Bremen, Cuxhaven für Hamburg, Travemünde für Lübeck, Heubude für Danzig, Pillau für Königsberg/Pr. und Warnemünde für Rostock. Seit Oktober 1945 ist das ehemals drittgrößte deutsche Ostsee-Bad polnisch. Nach alldem, was die Nazis den Polen antaten, ist das eine geringe Wiedergutmachung. Nun sind wir hier. An der Straße des 11. November, Ecke Straße der Polnischen Armee, für uns, die wir noch Banknachbarn von Fred Feuerstein und Barnie Geröllheimer sind: die Ahlbecker Chaussee … Trostlose Platte, aber unsere Akkommodation – oho! Das ist schon ein feines Interieur. … mit Bidet sogar; beim deutschen Mittelstand noch weitestgehend unbekannt … Klar, der polnische
Westen ist eine andere Hausnummer als der bettelarme Osten. … wenngleich,
die Skyline von Bialystok an der weißrussischen Grenze, die hat uns
auch den Atem verschlagen. Zurück nach Swinemünde. Nicht unbedingt mondän wie Ahlbeck oder Zinnowitz oder früher auch Misdroy – aber wenn man außerhalb der Saison einen Platz auf Usedom bucht, dann empfehlen sich die 72 km² polnischer Inselteil. Die Unterkunft ist unschlagbar billig und es gibt tatsächlich nicht den geringsten Grund zur Klage. Lange hatten sich die Polen ja nicht getraut, in die „wiedergewonnenen Gebiete“ zu investieren. Zu wacklig erschien ihnen der Gebietsanspruch. Sie hatten Angst, dass die Deutschen keinen Verzicht leisten und irgendwann zurückkommen würden. Mit den Zwei+Vier-Verträgen ist die Oderlinie nun in Beton gegossen, oder sagen wir besser – in wattefluffigen Tuffstein. Hoffentlich bleibt das so! Swinemünde ist der Hauptort Usedoms – man denke es sich. Das kann das Zentrum der deutsch-polnischen Aussöhnung und des Zusammenlebens werden, wenn es das nicht schon ist. Wohnen und Arbeiten dies- und jenseits der Grenze, gemeinsame Polizeieinsätze und -streifen, gemeinsames Vorgehen des Zolls. Das begrüßen wir von ganzem Herzen. Nirgends erscheint uns die Belastbarkeit der inneren Einigung der Europäischen Union so fragil, aber auch so notwendig wie an der Nahtlinie zwischen Frankreich und Deutschland sowie Polen und Deutschland. Na ja gut, auch die böhmische Grenze ist nicht ganz ohne. Auf der anderen Land liegt das Sudetenland – da haben die deutschen Faschisten den Böhmen nichts und die Benesch-Leute danach den Deutschen Einwohnern nichts geschenkt. Aber jetzt sind wir hier und wir sind dankbar, dass „die deutschen Hunde“ nicht an der nächsten Ecke totgeschlagen werden, sondern uns stattdessen eine Herzlichkeit begegnet, die uns bei der rasant fallenden wirtschaftlichen Bedeutung des Reiches und dem mit synchron einhergehenden Ansehensverlust keineswegs selbstverständlich erscheint. Wir sagen Dziekuje bardzo za goscine, drodzy krewni zza Matki Odry! |
29.
Volumen |
©
B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003 24.11.2024 |