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Ein Blick in den Spiegel


Mit dem Billig-Billett gegen den Prellbock am Ende des Gleises


Don M. Barbagrigia. Havelsee. Nein, in „den“ Spiegel wollen wir heute mal nicht schauen! Das wäre bei dessen freiwilliger Unterwerfung unter die ungeschriebene Gleichschaltung zu unappetitlich. Stattdessen werfen wir mal einen Blick auf das Sortiment des Kiosks, vor dem wir gerade stehen und in dem das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ – egal wo – sicherlich zum Standardsortiment gehört.

Es heißt ja, der Kiosk eines Wohnviertels sei der Ausweis für den Durchschnitts-Intelligenzquotienten der Bewohner dieses Gebiets: Mehr Boulevard und „Super-Schnulli“ für weniger IQ, mehr „Spektrum der Wissenschaft“ und mehr NZZ für den gehobenen Anspruch.

Ähnlich verhält es sich mit den großen Quasi-Monopolisten auf dem Markt und – wie wir später noch sehen werden – mit ganzen Regierungen.

Da nervt die Telekom beispielsweise den Chefredakteur des Landboten, der über einen sauteuren Telekomvertrag verfügt und dafür € 150,- im Monat berappt, infamerweise mit SMS, die an Schwachsinnigkeit nichts mehr offen lassen. Zum einen werden irgendwelche Bundesliga-Festival-Karten ausgelobt, als ob ein Journalist des Landboten, der sich der kurzen Endlichkeit seines Seins bewusst ist, mit diesem Milliardenzirkus Bundesliga ernsthaft anders denn kritisch befassen würde.

Millionen Deutschen hecheln mit ihren Augen und ihren Herzen indes den hin und her getretenen Bällen hinterher – und das scheint die Strategen der Telekom zu dem Glauben zu verleiten, die Gesamtheit der Deutschen wäre so degeneriert, mit diesem Irrsinn, der nichts mehr mit normalem Fußball zu tun hat und bei dem die Gladiatoren der Neuzeit verscherbelt werden wie ihre Sklaven-Vorfahren aus dem Kolosseum, die eigene Lebenszeit zu vergeuden.

Fjö versucht ruhig zu bleiben, ruft die Telekom-Seite auf und setzt die Haken dort, wo es heißt, dass er dann fortan von solcherlei lästiger Werbung verschont würde.

Prompt ploppt das nächste SMS-Fenster auf, in welchem er nunmehr in die imbezile Welt der Barbie-Puppen eingeladen wird, mit welchen die Yankees seit Jahrzehnten die Welt überfluten, um die Seelen kleiner Mädchen in das Korsett künftiger Schönheitsideale zu zwängen und sie zu willfährigen, zombiehaften Konsumentinnen zu verblöden.

Mithin werden mithilfe dieser Puppen die modernen Ideologien bereits in die Kinderhirne implantiert, damit diese in eine multikulturelle und indifferente bonbonfarbene Idylle hineinwachsen, die mit der Realität nichts zu tun hat und nie etwas zu tun haben wird. Hauptsache, die abgehobenen Spinner in der Regierung glauben selbst an diesen Unfug, mit dem sie ihre Blase permanent und unaufhörlich aufs Neue befüllen.

Fjö platzt der Kragen. Zornig droht er der Telekom mit einer Unterlassungsklage, wenn diese Spielart des Hausfriedensbruchs nicht ad hoc beendet wird. Natürlich – da stecken Algorithmen dahinter – schöne neue Welt … Außer ein paar armen Teufeln in den Callcentern der Watschenmannabteilungen wird er kaum mehr jemanden zu sprechen bekommen – zu sehr haben die damit befassten Telekommitarbeiter es bereits geschafft, Brandmauern zwischen sich und der Kundschaft zu errichten.

Sogar die Faxnummer wurde eingestampft – angeblich wegen stetig sinkender Nachfrage. Wenn’s nicht so traurig wäre, man könnte sich schier totlachen ob dieser Dreistigkeit. Wird auch eine Telekom beim Lügen rot? Nein, gewiss nicht – „Rot“ bedeutet soziale Kompetenz und Gewissen! Die werden „Magenta“!

Dennoch – die Telekom ist kein Akteur von eigenen Gnaden. Auch sie ist ein – zugegebenermaßen kapitales – Stück Holz, das im Strom des Zeitgeistes treibt. Die Algorithmen, die für die lästigen Werbe-SMS sorgen, funktionieren nach dem Fischernetz-Prinzip, nachdem übrigens auch viele Gauner arbeiten: In die Breite auswerfen – irgendetwas bleibt immer hängen.

Je schwachsinniger die Adressaten sind, desto mehr verfangen sich in diesen Maschen. Auf die Blödheit des Volkes indes können sich die Werbesprücheklopfer der Telekom verlassen. Gustave LeBon hat hinsichtlich dessen eine präzise Analyse geliefert und die besagt: Die Masse ist immer doof. Insofern reflektiert die Telekom nichts anderes, als den tatsächlichen Geisteszustand der Mehrheit ihrer Vertragspartner.

Das ist erschreckend. Immerhin zählt der Magenta-Riese schon kraft seiner Preise zu den Exklusiven der Branche und nicht zu den Billigheimern, bei denen man doch eher das Gros der mangels Intelligenz nicht so zahlungskräftigen Kundschaft vermutet. Wenn also die Telekom im selben Teich mit denselben Netzen fischt, dann kann das im Umkehrschluss nur bedeuten, dass auch unter den geistig besser Bestückten die stumpfe Dummheit kein exorbitantes Phänomen verkörpert. So viele Erben und Lottogewinner kann’s doch gar nicht geben!

Also sehen wir es als bewiesen an, dass die Telekom die Charakteristika ihrer Kundschaft bezüglich deren Hangs zum Banalen und Dümmlichen exakt – … spiegelt. Auch ein Spiegel kann ja prinzipiell nur das Bild zeigen, welches das Licht in ihn hineinwirft, wenn auch immer spiegelverkehrt und wenn auch manchmal etwas verzerrt.

Außerdem dürfte Fjö mit seinem aktiven Widerstand gegen diese rotzfreche Zuschreibung von Blödheit seitens der Telekom an seine Adresse ziemlich alleine sein. Viele werden es ihm wohl nicht gleichtun. Und so geht alles weiter wie gehabt. Viele schimpfen – nur Wenige machen etwas.

Eingangs hieß es, dass es sich mit Regierungen ähnlich verhält. Den Beweis bleiben wir nicht schuldig. Lassen wir eine Schaffnerin zu Worte kommen, die eine kleine ländliche, von der einstigen Schienenvielfalt noch rudimentär übrig gebliebene Ferkeltaxen-Relation im märkischen Raume begleitet: „Was glauben Sie“, sagte sie jüngst zu ihrem Fahrgast Herrn Bajun, „wie viele Leute auf diese Scheißregierung schimpfen wie die Rohrspatzen, auf diese ganze Idiotie! Wie viele wirklich sehen, dass das Land vor ihren Augen vor die Hunde geht. Aber keiner macht was! Alle schimpfen bloß und regen sich auf. Was muss denn noch passieren? Wer wählt denn diese rot-grünen Dumpfbacken eigentlich noch?“ Bajun antwortete hierauf: „Es wird dann etwas passieren, wenn es den Leuten an den Brotkorb geht. Das wird wie 1932."

Die dann kommen, werden nichts besser machen – eher schlimmer. Aber zuvor wird’s einen kleinen Aufschwung geben – siehe Italien. Auf Pump – oder weil die Leute wieder Morgenluft wittern und wieder motiviert sind, etwas fürs Bruttosozialprodukt zu leisten. Das ist wie in der DDR – diese erzwungene Solidarität, die längst in der Masse der Bevölkerung überstrapaziert wurde und keinen Ankerpunkt mehr findet, führt zwingend dazu, dass die Leute ein solches System mehr und mehr ablehnen, bis sie ihm letztendlich feindlich gegenüberstehen. In dem Augenblick wird es brutal. Die so geschichtslos herumeiernden rot-grünen Blasenbonzen sollten sich wenigstens eine Stunde Zeit nehmen und sich den Film anschauen, der sich mit dem Aufenthalt der Honeckers in Lobetal befasst. Das wäre dann wie ein Blick in die Kristallkugel.

Das um seine Existenz betrogenen Volk aber wird feststellen müssen, dass – ähnlich wie beim Klimawandel – der Zug längst abgefahren ist. Die Lokführer-Clowns dann bei voller Geschwindigkeit aus dem Führerstand zu werfen, ändert nichts mehr an der Unabwendbarkeit des brutalen und ungebremsten Aufpralls auf den Prellbock am Ende des toten Gleises.

Was das nun mit dem Bahnhofskiosk zu tun hat, den wir eingangs erwähnten: Nun, ein kluger Mann sagte einst, dass jedes Volk die Regierung habe, die es verdient. Wenn das so ist – und wir zweifeln nicht daran – dann ist diese Regierung der Spiegel der geistigen und moralischen Verfasstheit des deutschen Volkes der Gegenwart – eines manisch-depressiven Volkes, das seit Jahrhunderten unfähig ist, zu sich selbst und damit zu einer ausgewogenen Mitte zu finden.

Dieses Volk hatte eine Zeit lang einfach nur Glück gehabt mit seinen Regierungen – bei der letzten Wahl aber hat es sich beinahe zwangsläufig das Luschenblatt zugeteilt, das es seit Jahrzehnten qua eigener Charakterschwäche geradezu eingefordert hat.

Um im Bilde des Skat zu bleiben – auch in einem Luschenblatt steckt mitunter noch Potential – je nach Anzahl der gehaltlosen Karten kann man ein Null, ein Null-Hand, ein offenes Null oder sogar ein offenes Nullhand spielen. Letzteres brächte sogar eine ordentliche Punktzahl ein. Aber wehe dem, die Gegner – und die gibt es immer – kommen dir auf deine Schwachstelle! Ein Fehlstich – und weg biste vom Fenster! Deutschland wäre nicht Deutschland, wenn es diese finale Möglichkeit nicht auch noch grandios vergeigen würde.

Na ja, Boulevard und Superschnulli eben – Danke, Uncle Sam! In Puncto kaugummikauender Massenverblödung kann man nur konstatieren: Wenn sie auch wenig können, die Cowboys aus Übersee, aber hinsichtlich dessen haben sie tatsächlich ganze Arbeit geleistet.

Wer’s nicht glaubt, der besehe sich die yankeehörige Regierungs-Prinzengarde von Berlin, die so unendlich sublim auf das Konto der Yankees geht. Diesmal brauchten die Yankees keine Wahlmanipulation zu initiieren oder – wie im Irak oder in Chile die Regierung wegzuputschen. Bei Globalversagern wie ihnen wäre das auch ein risikobehaftetes Unterfangen gewesen. Fünf Jahrzehnte amerikanische Berieselung reicht – und die deutschen Hirne waren reif für Rot-Grün und deren blaue Konkurrenz.

Da nutzt auch unser Toben nichts: Die Wirtschaft, die es sich noch leisten kann, wandert ab; die es sich nicht leisten kann, meldet Konkurs an, die Leute gewärtigen die nächste Hyperinflation und die Telekom wird weiterhin fleißig Fußballfestival- und Barbie-World-SMS versenden. Endstation Hölle!

29. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003
13.08.2023