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Aus Rot wird rosig
Die Sparkasse mit dem roten S färbt Unangenehmes schön


David. M. Katz. Havelsee. Wissen Sie, was ein Spindoctor ist? Nein? Das sind Kommunikationsberater von Politikern - offiziell. Wir übersetzen es mal etwas griffiger: Das sind die Leute, die alles schönreden, wenn Politiker oder andere Entscheidungsträger wieder einmal einen kapitalen Bock geschossen haben und es dann darauf ankommt, diesen Mist „positiv“ umzudeuten und ihn dann dem wirklichen oder vermeintlichen doofen Volke wohlfeil anzudrehen wie Sauerbier, ranzige Butter und faulen Fisch.

Als sich Frau Dr. Merkel 2015 von den bankrotten Hellenen seinerzeit übel erpressen lassen musste und mal eben so an allen bestehenden deutschen Gesetzen vorbei das Land und seine bereits zum Bersten gespannten sozialen Netze mit einer Millionen, von den Amerikanern verursachten Flüchtlingen flutete, da wurde dieses Desaster in einer Weise uminterpretiert, dass es jedwedem Fass den Boden ausschlug. Sie verkaufte auf Anraten ihrer Spindoctoren diesen Irrsinn als das Gesicht eines neuen, geläuterten, zutiefst humanen Deutschlands, das sich gründlich gewandelt und den mörderischen Rassenhass von einst in sein ganzes Gegenteil umkehrt hat: “Wir schaffen das ..!“ Nein – das Volk hatte das zu schaffen – sie mitnichten.

Nun erreichten den Preußischen Landboten zwei Leserbriefe aus Brandenburg an der Havel. Abgesendet wurden sie von Kunden der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, deren kontoführende Filialen auf dem Görden und im Stadtteil Nord geschlossen werden.

Unterzeichnet wurden diese Briefe von einem Bernward Höving, der ein Mitglied des Vorstands ist und einem Marktdirektor Christian Ebert. Wie sie vor allen den älteren und in ihrer Mobilität eingeschränkten Leuten die äußerst üble Sache verklickern, dass diese nun weitere Wege haben, länger anstehen müssen, bis sie am Schalter ihr Anliegen vortragen können, das lohnt schon eine Auseinandersetzung mit diesem Kabinettstückchen an schönfärberischer Schurkerei. Denn gerade die Stadtbezirke Görden und Nord beherbergen viele Kunden dieser Sparkasse, die, in einem betagten Alter stehend, noch einer persönlichen und menschlich zugewandten Abfertigung bedürfen.

Als wir diese Leserbriefe in der Redaktion verlasen und die Frage aufgeworfen wurde, ob denn jetzt die Sparkasse das Filialnetz wie behauptet ausdünnen müsse, nicht nur, weil die legendären Gehälter der Vorstandsmitglieder und Marktdirektoren keine inflationsbedingten Einbußen erleiden sollen, sondern eventuell, um ein paar Spindoctoren auf die Sparkassen-Gehaltslisten setzen zu können, grölte Herr Hübner aus dem Hintergrund: „Ich bin der Doktor Eisenbart und tue große Kuren!“

Er hatte unbewusst ins Schwarze getroffen. Die Begründung für die Sparkassenschließung übertraf die Chuzpe, mit welcher die Kommunisten die Existenz des antifaschistischen Schutzwalls rechtfertigten, noch um veritable Längen. „Man trage dem veränderten Kundenverhalten Rechnung“, hieß es da zum Beispiel. Aha, die Kunden sind also selbst Schuld, wenn sich die Sparkasse auf ihren Knochen gesund stößt. Die bissige Verballhornung des Namens „Spar- „ in „Spaßkasse“ könnte an Substanz gewinnen, wenn man diesen Schreiben noch ein scherzhaftes Moment abgewinnen könnte. Aber das geht schon in Richtung Drama, um nicht zu sagen: Tragödie.

Denn tragisch wird die folgende Formulierung: „Dazu ist es erforderlich, die Kompetenzen unserer Mitarbeitenden an einem Standort zu bündeln.“ Das mache sich notwendig, weil Fachkräftemangel herrsche und die paar Schlauen offensichtlich weit im Lande verteilt ihre kümmerliche Existenz fristen.

Fachkräftemangel – mit einer Million Neubürger in unseren Reihen? Donnerwetter – wessen Rechnung ist denn da nicht aufgegangen? Nun gut, das kann man den Sparkassen-Leuten nicht anlasten. Aber Personalknappheit kommt nicht von ungefähr.

Warum mangelt es dem Beruf des Bankers auf einmal an Attraktivität? Entdecken die potenziellen Eleven so etwas wie ein Gewissen in ihrer Brust und sind es leid, armen Schluckern für wenig Gehalt hinter dem Schalter üble Finanzprodukte aufzuschwatzen, Kredite, für welche die Kreditnehmer horrende Beträge zurückzuzahlen in der Pflicht stehen, oder ihnen auf sonst eine schäbige Art und Weise dumm, dreist und dämlich kommen zu müssen, um ihren Job zu rechtfertigen?

So bedroht die Mittelbrandenburgische Sparkasse eine ihrer Kundinnen, deren Ehemann bei der Targo-Bank angebunden ist. Diese hält erst wieder in Potsdam und dann in Berlin-Zehlendorf die Möglichkeit vor, dort Bares auf das eigene Konto einzuzahlen. Wenn nun eine größere Familienanschaffung getätigt werden soll – der Alte sammelt Antiquitäten von Stil und Format und viktorianische Landschaftsmalerei – dann muss das Sparbuch angezapft werden, das blöderweise bei der Commerzbank liegt. Das spuckt nur Bares aus, was der Alte dann nicht an die Verkäufer seiner Bilder, des Zinns, des Delfters und was er sonst noch so begehrt, per Briefumschlag versenden kann. Nun gut, er könnte es ja mal versuchen … Also zahlt die Frau oder der Mann das gemeinsame Bare auf das Sparkassen-Konto seiner Frau ein, beide haben übrigens gegenseitige Verfügungsberechtigungen für die beiden Konten, denn just diese Einzahlmöglichkeit hält ein Sparkassen-Automat vor, der nur hundert Meter von seiner Behausung entfernt liegt. Und dann überweist die Frau den Zaster.

Das ist kriminelle Geldwäsche – tönt die Spaßkasse, und wehe, sie erleben so etwas noch mal! Wir reden hier von drei-bis vierstelligen Summen, was bedeutet, dass sich die Spaßkassler entweder zu anencephalen Zombies ihrer Algorithmen machen ließen oder ihren Verstand anderweitig das Klo hinuntergespült haben. Geldwäsche im vierstelligen Bereich bei der Bezahlung einer Wohnungskaution und einiger Gemälde ... Offensichtlich sprengt ein solches Gebaren das Verständnisvermögen einer auf prekäre Existenzen geeichten Sparkasse, die sich nicht vorstellen kann, dass ihren Kunden etwas anderes als Wohnungsdekoration zusteht, als Nippes, Schneekugeln und billige Reprints. Ein Tiefbauer drückte es dem Landboten gegenüber so aus: "... die sind doch nicht mehr ganz dicht!" Wir hätten Mühe gehabt, unsere Ansicht prägnanter zu formulieren.

Ja, diese gottvergessene, von Hybris gepeinigte und jeglicher Bodenhaftung verlustig gegangene Sparkasse bedroht tatsächlich ihre eigene Kundschaft – mit Löschung des Kontos. Die eigene Kundschaft bedrohen - das ist die Definition des Nadirs der Kaufmannschaft. Ein solches Verhalten lässt sich nur noch mit geistigem und moralischem Totalverlust begründen.

Hingegen übertrifft dieser lächerliche Größenwahn sogar noch die Komik des Großen Diktators von Charlie Chaplin. Welche grandiose Ambivalenz! Herrn Chaplin sagt man nach, dass er sich seine umwerfende und brillante Komik hart erarbeiten musste - Szene für Szene. Sollten die Spindoktoren der Sparkasse etwa auch so akribisch am Werke sein? oder gibt's ihnen der Herr im Schlaf? Dem Schlaf der Vernunft, wohlgemerkt, der nach Goya ja bekanntlich Ungeheuer gebiert.

Die Sparkasse hat wahrscheinlich vergessen, dass sie ein kleines, unbedeutendes Kreditinstitut ist, welche die Aufgabe hat, die Gelder ihrer oft unbemittelten Kunden zu treuen Händen zu verwahren und kein Spionagewerkzeug einer Möchtergern-Mielke-Regierung mit der Jobbeschreibung, die eigene Kundschaft zu bespitzeln, deren geringfügigen privaten Geldtransfer zu überwachen und an die Herrchen im Justizministerium zu melden.

Alles natürlich im Namen der Sicherheit des Volkes vor den Transfergeschäften der Mafia – deren Protagonisten sie damit natürlich nicht trifft. Denn deren Gelder in höhermehrstelligem Bereich wird die Ehrenwerte Gesellschaft ganz sicher keiner Sparkasse anvertrauen. Warten Sie - ob dieses skurrilen Gedankens müssen wir uns schon wieder die Wänste halten vor Lachen!

Auf die Begründung für ihren Devotismus müssten die Spaßkassler der Pankower Regierung eigentlich Urhebervergütungen zahlen: Denn mit einer kriminellen Mauer ein Volk vor dem Bösen außerhalb dieser Mauer zu beschützen und es innerhalb dieses antifaschistischen Schutzwalls zu seinem eigenen Wohl zu überwachen und zur reglementieren – das ist eine Idee, auf die Pankow das Patent hält und keineswegs die Sparkasse.

Oder ist der Nachwuchs aufgrund der verfehlten Streichelzoo-Bildungspolitik zu dämlich zwei und zwei zusammenzuzählen? Also müssten die Sparkasse ganz richtig und folgerichtig die paar Hanseln, die noch mit einem Taschenrechner umgehen können, bündeln, konzentrieren, akkumulieren ... mein Gott - soviel Schnaps kann man ja gar nicht saufen um dieses Elend ertragen zu können.

Der Kundenverkehr hat also spürbar nachgelassen. Nun gut, die Sparkassen müssen es wissen. Blöd nur, dass sich diese Aussage so gar nicht mit unseren Erfahrungen deckt. In Nord und in der Haydnstraße standen wir immer geraume Zeit an, bevor wir unsere Anliegen vortragen konnten. Wir erwarten nicht, dass sich das nun zum Positiven ändert. Im Gegenteil.

Wissen Sie, dass es mit dem Vaterland bergab geht und diese Talfahrt vor der Sparkasse nicht Halt macht, ist ja nicht neu. Dummes Gefasel aber, statt Ross und Reiter klar zu benennen, das ist eine Form der Logorrhö, die zu langsam aber sicher grassieren beginnt.

Ein weiteres, sich zunehmend ausbreitendes Phänomen zeigt sich darin, dass Unternehmen, je größer sie werden, dazu tendieren, den sich mehr und mehr von den Kunden abzuschotten, diese auf Distanz zu halten. Es geht ja alles online. Hauptsache, es existieren irgendwelche vertraglichen Unterschriften, welche die Unternehmen dazu berechtigen, die Leute aus der Ferne zu melken und ihnen dafür weniger und weniger Service zu bieten. Es ist eine Möglichkeit, Verantwortlichkeiten abperlen oder gar nicht erst an sich ran zu lassen. Es ist eine Art innerer Kältetod durch die Entpersönlichung von menschlichen und geschäftlichen Beziehungen. Dass die großen Banken, von denen Brecht sagte: „Was ist ein Bankraub verglichen mit der Gründung einer Bank!“, sich um eigenen Profitstrebens Willen von den kleinen Leuten entfernten, konnte man mit dem Verstand noch nachvollziehen. Dick S. „Gorilla“ Fuld Jr. war das widerlichste Gesicht dieser Fehlentwicklung.

Die Sparkassen aber blieben in den Zeiten der Bankenkrisen an der Seite der kleinen Sparer. Auch mit dem Verkauf der oben erwähnten dreckigen Finanzprodukte spielten sie ehrenvollerweise nicht in der Spitzenliga mit. Das machte sie sympathisch. Das machte sie wertvoll. Das machte sie unentbehrlich.

Die Sparkassler sind dabei, diese Nische aufzugeben. Damit wird die Sparkasse zu einem beliebigen Kreditinstitut. Es ist gefährlich, ein kostbares, weil tragfähiges Alleinstellungsmerkmal aufzugeben. Die Omnipräsenz in der Fläche und die Nähe zur Kundschaft waren dieses Alleinstellungsmerkmal. Nähe zur Kundschaft – das bedeutet nicht, diese für blöde zu halten und ihnen das deutlich zu vermitteln, indem man sie mit schwachsinnigen Ausreden verhöhnt. Gerade im Osten, dessen Bevölkerung von derlei Unfug schon genug verärgert wurde, erweisen sich solche Schreiben als fatales Signal in die falsche Richtung.

Verglichen mit den großen Haien der Branche ist der Sparkassenverband nur ein Sardinenschwarm. Dessen sollten sich die Vorstände und Marktdirektoren bewusst sein. Die Symbiose mit der Kundschaft sichert ihre Existenz – sonst gar nichts.

Diese ärgern sie nun bereits seit geraumer Zeit durch die in den puren und geistlosen Wahnsinn abgeglittenen Umsetzung der nur die kleinen Leute treffenden Gesetzgebung zum Schutz vor Geldwäsche. Der neuerliche Vorstoß in die kundenunfreundlichen und -fernen Regionen der Geschäftsphilosophie, welche der Sparkasse mittlerweile auch eine harsche Schelte von Seiten der Regierung eingetragen hat, wird dieser unseligen Entwicklung noch eine weitere sehr schädliche Dynamik verleihen.

Die Dresdner Bank, einst ein Global Player, warb mit dem Slogan, Vertrauen sei der Anfang von allem. Diese Aussage impliziert auch ihr eigenes Gegenteil: Verlorenes Vertrauen ist sehr oft auch der Anfang vom Ende. Für das ehemalige „Grüne Band der Sympathie“, also die Dresdner Bank, kam das Ende am 10. Mai 2009, also vor exakt 14 Jahren und einem Tag. Die Commerzbank saugte sie auf, annullierte sie und beließ es lediglich bei einer symbolischen Filiale auf dem Dresdner Altmarkt, die als Platzhalter für den Namen dient. Man könnte das auch als eine Art Mene mene tekel u pharsin deuten. Wer die Zeichen an der Wand zu lesen versteht, hat größere Chancen, sich länger am Markt zu behaupten. Wer sich aber am Markt behauptet, der wäre dumm, seine Basis durch das Abfassen dussliger Briefe zu gefährden. Hier wäre ein Spindoctor von Vorteil und eine gute Investition, wenn es diesem denn gelänge, für eine funktionierende Kommunikation zwischen den rationalen Denkbereichen von Vorständen und Marktdirektoren zu sorgen.

28. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003
13.05.2023