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Benin-Bronzen und deutscher Kolonialismus

Allen gegenteiligen Bekundungen zum Trotz - auch den Grünen gelingt es nicht, sich aus dem Schatten des Kolonialismus zu lösen.


Jeshua Nkone. Havelsee. Douala. Es fällt dem Preußischen Landboten gewiss nicht leicht, der deutschen Außenministerin zuzustimmen. Doch die Benin-Bronzen mussten zurück nach Afrika. An dieser Stelle lässt sich ein löblicher Paradigmenwechsel in der deutschen Außenpolitik erkennen, der sich deutlich und nicht nur verbal, sondern auch tatkräftig von der deutschen Kolonialvergangenheit abgrenzt.

Die deutsche Kolonialpolitik war kein isoliertes Phänomen, sondern eines, das alle großen und international agierenden Mächte des Alten Europa ihrer Verantwortung zurechnen müssen – beginnend mit der grauenhaften Conquista der Spanier und Portugiesen. Die Engländer mit ihrem Empire, die Holländer mit ihrer VOC, die Franzosen, die Belgier … und irgendwann regten sich in Deutschland nach der um Jahrhunderte zu spät zustande gekommenen Zentralgewalt Stimmen, die auch einen „Platz an der Sonne“ einforderten, als der koloniale Kuchen längst verteilt war.

Worum ging es eigentlich bei den Kolonien? Auf einen Nenner gebracht, ging es um den Zugang zu beinahe unerschöpflichen Rohstoffquellen einerseits und um riesige Absatzmärkte andererseits. Es ging um Einflusssphären, welche die Starken dieser Zeit unter sich ausmachten.

Die Menschen, die in diesen Kolonien wohnten, seien es die Indios und Indianer der beiden Amerikas, seien es die Neger Afrikas, seien es die Inder und die Ostasiaten oder in Australien die Australneger wurden von den Kolonialherren als minderwertig, seelenlos und zurückgeblieben betrachtet und beschrieben. Sich gleichsam prostituierende Wissenschaftler wiesen mit obskuren Rassentheorien nach, dass diese von ihnen deklassierten Menschen legitim bestohlen, ausgebeutet, umgebracht und – wenn man sie gnädigerweise am Leben ließ – in den eigenen Ländern als Sklaven der Kolonialherren und bestenfalls als Konsumenten der kolonialen Absatzmärkte zu verwenden waren.

Schon die Benin-Bronzen hätten jedem klarsichtigen Europäer beweisen müssen, dass diese Narrative von kulturlosen und unzivilisierten Negerhorden, die sich nur um Weniges von Affen unterscheiden würden – völliger Schwachsinn waren, sind und immer sein werden und mehr über den Geisteszustand der Verfechter solchen Aberwitzes aussagen als über die solcherart Diffamierten.

Aber es passte eben nicht ins Bild: Wie hätte die gottverfluchte Bestie König Leopold II. von Belgien seine Negersklaven grauenhaft aber ruhigen Gewissens verstümmeln können, wenn er akzeptiert hätte, dass sich diese Menschen in ihrem Menschsein um keinen Mikrometer von dem seinen unterschieden hätten. Er war das unzivilisierte, mörderische Ungeheuer – nicht die Afrikaner! Die Gier nach Gold stand dieser Erkenntnis jedoch bei den meisten seiner Zeitgenossen im Wege.

Die Kolonialgeschichte ist die Geschichte eines Menschheitsverbrechens ungeheuren Ausmaßes. Nichts illustrierte die mörderische Abartigkeit des Nackten Affen, seinen schrankenlosen und amoralischen Egoismus mehr, als diese über Jahrhunderte betriebene Grausamkeit. Am Sonntag gingen diese Schweinehunde in die Kirche und beteten – vor allem für ihr eigenes Seelenheil und kaum verließen sie das Gotteshaus, betrieben sie bar aller Gewissensbisse dieses räudige Geschäft fort und fort. Das ließ sich natürlich nur rechtfertigen, wenn man den Unterdrückten das Menschsein absprach. Begann man sie später dennoch zu missionieren, dann nur aus dem einzigen Grunde ihnen die Ergebenheit in ihr Schicksal und die Botmäßigkeit gegenüber ihren Peinigern einzuimpfen. Geld schaltete jedes moralische und ethische Empfinden konsequent aus.

Ein sehr kluger Afrikaner sagte einmal:
Als die Missionare in unser Land kamen, brachten sie uns die Botschaft der Liebe. Jetzt haben wir die Liebe und sie unser Land!

Deutschland wurde sehr spät ein Teil des Kolonialunwesens – beteiligte sich jedoch dennoch an diesem Verbrechen nach Kräften: Der Völkermord an den Herero mag für dieses erzkriminelle Verhalten pars pro toto stehen. Ein Strolch wie Kongo-Müller war eine direkte Metastase dieses Kolonialgeschwürs, noch lange, nachdem Deutschland seine Kolonien im Zuge des verlorenen Ersten Weltkriegs eingebüßt hatte.

Nun gibt es zwar im Bürgerlichen Gesetzbuch den § 937, der das Ersitzen von beweglichem Eigentum nach zehn Jahren thematisiert. Allerdings sagt Absatz 2 dieses Paragrafen: Die Ersitzung ist ausgeschlossen, wenn der Erwerber bei dem Erwerb des Eigenbesitzes nicht in gutem Glauben ist oder wenn er später erfährt, dass ihm das Eigentum nicht zusteht.

Selbst nach nationalem Recht erwarb Deutschland also nie das Recht an diesem Raubgut. Denn das war es bar jeden Zweifels.

Die Außenministerin also tat gut daran, es zu erstatten und Deutschland in der Welt endlich mal wieder eine ungeheuchelt und ungelogen positive Vorreiterrolle zukommen zu lassen. Das können wir nicht umhin ihr zu attestieren.

Dennoch ist das Geschrei groß! Der nigerianische Staatspräsident übergibt die Bronzen seinerseits dem König von Benin! Darf er das? Natürlich darf er das. Warum denn nicht. Wenn die Bronzen dem Königshaus gehörten – zumindest sind die Afrikaner dieser Ansicht – dann zeugt es von einer noch immer nicht überwundenen kolonialen Attitüde bei den Grünen, den dummen Negern wieder einmal vorschreiben zu wollen, wie sie die Erbstücke ihrer Mütter und Väter zu verwenden haben. Sie haben sie nämlich dem gesamten Volke zugänglich zu machen, meinen die deutschen Oblehrerinnen und Oberlehrer für das Fach "internationale Moral deutscher Lesart".

Es ist also für die deutschen Grünen trotz aller gegenteiligen Lippenbekenntnisse noch immer nicht einsehbar, dass am deutschen – jetzt europäisch-US-amerikanischen Wesen – nicht die Welt genesen solle.

Wenn der Oba von Benin die Bronzen auf dem internationalen Kunstmarkt vertickt, um sich ein neues Leopardenfell dafür zu kaufen – seine Sache und die seiner Untertanen. Wenn es denen nicht passt, können sie ihn ja stürzen. Aber das sind innerafrikanische Angelegenheiten und die Sprache Afrikas an die Adresse Europas verschärft sich dahingehend in den letzten Wochen zusehens. Wir erinnern daran, dass das auswärtige Amt erst vor kurzem abgewatscht wurde. Doch den Grünen ist ein solcher internationaler Fauxpas nicht einmal mehr peinlich.

Frau Ebba Kalondo, Sprecherin des Vorsitzenden der Afrikanischen Union (AU), fragte bereits am 25. Januar 2023 um 22:16 Uhr beim Auswärtigen Amt an, ob Afrikas Bevölkerung und Fauna für sie ein Scherz währen. Frau Zainab Usman, Direktorin des von den Yankees betriebenen Afrika Carnegie Programms, sprach von „schrecklichen Klischees“, die Deutschland in Afrika sicher keine Freunde bescheren würden.

Solche Eklats sammelt die feministische Außenministerin wie andere Leute Briefmarken und man fragt sich, ob das einst exklusive Auswärtige Amt, Hort von hochgebildeten und welterfahrenen Diplomaten, zu einem Sammelbecken von Kretins geworden ist. Die üblen Witzfiguren sind nicht die Neger von einst – sondern ihre ehemaligen Herren und Herrinnen von heute!

Die Bronzen sind wieder dort, wo sie hingehören und das Britisch Museum täte gut daran, diesem Schritt vollumfänglich Folge zu leisten. Auch Hoa Hakananai'a wartet auf seine Rückkehr nach Rapa Nui, auf die Osterinsel, wie sie von den europäischen Entdeckern genannt wurde.

Der Schritt der Rückgabe war richtig. Und ab da heißt es auch für die politischen Gegner Frau Barbocks und Frau Roths – zu denen zweifelsohne auch wir zählen – Schnauze halten!

Wenn die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolgerin des Reiches den ehemaligen Kolonien Genugtuung leisten will – und wir wiederholen hiermit unseren Vorschlag vom 12.01.2012 [Zauberhaftes Land im Süden - …,
21. Volumen der Otto-Wels-Hauptredaktion]: Gebt den Staatsangehörigen dieser Nationen einen privilegierten Zugang nach Deutschland, ähnlich dem Vorbild, dass die Holländer gaben und auch die Engländer. Erleichtert ihnen den Zugang zu deutschen Bildungseinrichtungen und dem deutschen Arbeitsmarkt und – wenn es gewünscht wird – zur deutschen Staatsangehörigkeit mit der Option der Beibehaltung ihrer eigenen. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung.

Togo, Kamerun, Namibia, Tansania, Bismarck-Archipel, Kaiser-Wilhelm-Archipel, Bismarck-Archipel, Marshallinseln, Salomon-Inseln, Nauru, Tsingtao, Burundi, Ruanda, Gabun, Kongo, ZAR, Tschad, Nigeria, Ghana … Kein pauschaler Zuzug – aber eben bei Nachweis, dass die Vorfahren Opfer deutscher Kolonialpolitik geworden sind – Erleichterungen der beschriebenen Art. Das nennen wir Verantwortung übernehmen. Alles andere sind mehr oder weniger symbolische Akte.

28. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003
14.05.2023