Deutsche Ostern
Cem Özdemir – der grüne Ritter, zieht ins Feld
und Flintenuschi nimmt den Personaleingang
Michael L. Hübner. Havelsee. Cem,
Cem, Cem … Wirklich? Musste das jetzt sein? Es ist ja aller Ehren wert,
dass man als Minister mal einen Waffenrock überstülpt, um zu sehen,
wie es in der Truppe einhergeht. Der Gedanke an sich ist ja nicht schlecht
– aber so realitätsfern wie so gut wie alles, was sich an Spinnereien
aus der politischen Farbe Grün ableitetet.
Cem! Als ungedienter, ehemaliger Pazifist sich über Ostern auf die Schnelle
zum Oberleutnant befördern lassen, in einem Militärjeep mal ein wenig
durchs Gelände heizen, auf einer Schießbahn herumballern – und schon
kennt man das Soldatenleben? Das ist derselbe Unfug, wie man ihn von
Leuten hört, die gerade von einer Wolga-Schiffsreise mit Vollkomfort
und Einzelkabine zurückgekehrt sind und nun allen Ernstes behaupten,
sie hätten die russische Seele begriffen.
Wir wissen, dass du, lieber Cem, im Gegensatz zu den dir noch übergeordneten
Knallchargen deines Vereins, über Grips, einen Universitätsabschluss
und Charakter verfügst. Wir wissen, dass du es ehrlich meinst und wollen
auch nicht glauben, dass das eine reine PR-Aktion gewesen sei. Daher
halten wir uns in Bezug auf deine Person mit Kritik zurück. Geunke wäre
unanständig und in der Sache verfehlt!
Was uns aber Anlass zur Sorge gibt, ist der Verdacht, es könne doch
noch einen genialen Strategen im Bundeskarnevalsverein geben, der unter
Flintenuschi noch nicht dekompensiert den Weg in eine Militärirrenanstalt
angetreten hat. Man stelle sich vor, dem wäre so und dieser Mastermind
wäre zu einer realitätsbezogenen Einschätzung der russischen Armee gekommen.
Einer Armee, in der man seit Napoleons Zeiten wirklich weiß, was es
bedeutet Soldat zu sein. Nun hätte sich dieser Stratege von Format gedacht,
auch solch eine Armee müsse irgendwo eine entscheidende Schwachstelle
haben. Beim Nachdenken ist ihm dann wohl der unsterbliche Monty-Python-Gag
vom „tödlichsten Witz der Welt“ eingefallen, mit dem die genialsten
Komiker der Insel seinerzeit die Wehrmacht in den Ardennen Schach-Matt
setzten.
Und nun tüftelte dieser Belisar der Bundeswehr den verwegenen Plan aus,
jene schon etwas angestaubte Idee ins Hier und Heute zu transponieren.
Wenn das so gewesen sein sollte, dann … ja, dann allerdings hätten die
Töchter und Söhne der Roten Arbeiter- und Bauernarmee in der Tat allen
Grund, die Gurte ihrer Stahlhelme fester zu zurren.
Ein solches Genie, das in der Lage ist, einen Minister zu einer Kostümposse
zu verleiten, könnte einen gesamten Frontabschnitt der russischen Linien
einbrechen lassen, indem sich die Moskauer Divisionen und Regimenter
– statt zu avancieren, im Dreck wälzen vor lachen und somit leichte
Beute werden, selbst für Flintenuschis krumme Schießprügel. Also, Genossen
im Kreml – auch wenn die Versuchung groß ist – man sollte die Bundeswehr
noch nicht so schnell als bedeutungslosen Schützenverein abstempeln.
Das könnte ganz fix ganz doll nach hinten los gehen!
Apropos Flintenuschi … Da war doch noch was … Ach ja, zeitgleich mit
Monsieur Le President zog es sie ja ins Reich der Mitte, nachdem die
beiden verfeindeten Großmächte China und USA nicht mehr so recht direkt
miteinander verhandeln wollen.
Die Chinesen – in der sublimen Staatskunst den Europäern um einige Jahrtausende
voraus, gehen in Bezug auf den westfränkischen Vetter nicht ungeschickt
vor. Sie hofieren ihn, bieten ihm Verträge an und wissen genau, dass
die Franzosen in ihrer Beziehung zu den USA noch die am souveränsten
agierenden Europäer sind. Das lässt sich doch ausbauen, nicht wahr!
Während die Franzosen hoffen, sich als Vermittler im Ukraine-Krieg profilieren
zu dürfen – Monsieur Le President hat das angesichts der heimischen
Rentenkrawalle auch dringend nötig – überlässt ihnen der Drache gern
diese Spielwiese. Denn dort würden die Chinesen eh nur eine unglückliche
Figur abgeben: Die Rolle des ehrlichen und neutralen Maklers kauft denen
doch kein Aas mehr ab. Allerdings liegt der Verdacht auf der Hand, dass
es dieses Angebot nicht zum Nulltarif gibt. So ein bisschen sollten
sich die westfränkischen Vettern im Gegenzug schon von den absaufenden
und deshalb immer wilder um sich schlagenden Yankees emanzipieren. So
könnte das chinesische Kalkül durchaus lauten.
Für diesen Kuhhandel gibt’s auch den Roten Teppich und eine Ehrenparade
mit Salutgeballer.
Flintenuschi hatte es da nicht so gut … wobei … na ja, man kann den
Chinesen nicht so ohne Weiteres eine gewisse Empathie absprechen: Den
traumatisierenden Anblick einer funktionierenden Armee wollte man ihr
sicher ersparen und lotste sie wohl auch deshalb an jeglichem Tschingtscherassabumm
vorbei. Uschi war nämlich der Dienstboteneingang vorbehalten – nicht
das herrschaftliche Entree. Wie ein ganz gewöhnliche Touristin musste
sie am Flughafen Peking in das Reich der Mitte einreisen.
Ein – halt dich fest! - chinesischer Umweltminister (was für ein kurioses
Paradoxon!!!) holte die Präsidentin der Europäischen Union an der Kofferausgabe
ab. Er hätte ihr auch zur Begrüßung gegen das Schienbein treten und
ihr klatschend eine durchreichen können – das hätte den demütigenden
Kohl dann auch nicht mehr fett gemacht.
Hilflos gakelte Uschi denn auch gleich drauflos und tutete den Chinesen
ins Ohr, ihr Papa Ernst Albrecht, einstiger Ministerpräsident Niedersachsens,
sei ja schließlich der erste gewesen, der mit den Chinesen ein Kooperationsabkommen
geschlossen hätte. Der Blick des Chinesen – unbezahlbar. Schon dafür
hatte sich die Verfrachtung von Flintenuschi ins Reich der Mitte gelohnt.
Das las sich in etwa so: „Wir
wissen, wer du bist. Wir haben schon Geschichtsschreibung betrieben,
da seid ihr noch halbnackt ums Lagerfeuer getanzt und von Baum zu Baum
gehüpft. Und Uschi: in China gibt es ein altes Sprichwort, dass da sinngemäß
besagt, dass die Tochter eines guten Schwimmers noch lange nicht vor
dem Ersaufen gefeit ist, nur weil sie eben ausschließlich die Tochter
eines guten Schwimmers ist.“
Aber man kennt in China auch so eine Art hintergründige Höflichkeit.
Man lächelt still und ergeben und hadert derweil mit seinem Schicksal.
Denn offensichtlich wurde dem Umweltminister klar, dass unter diesen
Umständen die Ernennung zu einem chinesischen Umweltminister noch nicht
das Ende seiner persönlichen Demontage darstellen kann, dass seine Tage
in der chinesischen Regierung definitiv gezählt sind. Zu einem solchen
Himmelfahrtskommando abkommandiert zu werden, entspricht der Vorstufe,
ja vielleicht sogar schon der Ankündigung des nahen Sturzes und Abtransports
in die Verbannung mitten in der Wüste Gobi – zum Anpflanzen der Großen
Grünen Mauer. Möglicherweise kommt der arme Teufel nach Hause und auf
dem Küchentisch liegt schon der Zettel: „Lieber
Papi, die Staatssicherheit holt uns gerade ab. Ein Anruf im Politbüro
und in der Parteizentrale ergab, dass dort niemand mehr deinen Namen
kennt. Wir fahren dann schon mal ins Gefängnis vor und halten die deine
Pritsche warm. Bis spätestens morgen früh. Deine dich liebende Frau
und der Kinder gesegnete Schar. PS. … und vergiss nicht deinen Organspendeausweis
einzustecken und … ach ja: Hätte ich doch damals nur auf meine Mutti
gehört und statt deiner den Lu Fang genommen, Scheiße!“
So, Flintenuschi ist also der Schwanz, mit dem der große Yankeehund
wedelt, nachdem das Objekt seiner Begierde – Russland nämlich – immer
noch nicht wackelt, er registrieren muss, dass außer seine bedeutungslosen
europäischen Trossknechte niemand so recht auf den russophoben Zug aufspringen
will und seine Vormachtfelle langsam aber sicher mit den pazifischen
Küstenströmungen in dessen unendliche Weiten davongetragen werden.
Nein, man hat Flintenuschis Tiraden in Peking noch nicht vergessen und
dass der Amur den Chinesen näher liegt als der Rhein dürfte auf der
Hand liegen. Was hat Uschi denn noch anzubieten? Ein Europa minus Großbritannien;
ein Europa mit etlichen Furunkeln am Arsch – vom Hellespont bis in die
Puszta; ein Europa, dass sich mit einer völlig desaströsen Wirtschafts-
und Einwanderungspolitik gerade selbst zerlegt?
Was an Europa wertvoll war, das haben die Chinesen doch längst in Sack
und Tüten: Entweder per Industriespionage geklaut oder kurzerhand aufgekauft.
Keine Ursache also, für Uschi Staats-Trara zu machen. Der einzige Grund,
sie also überhaupt nur nach China reinzulassen, könnte also darin bestanden
haben, ihr per diplomatischer Watsch’n par excellance zu zeigen, was
man von ihr und ihrem Verein hält und wo beides hingehört und nebenbei
auch noch dem unglücklichen Umweltminister einen traurigen Blick in
seine persönliche Kristallkugel zu gönnen, um ihm hernach die seidene
Schnur zu schicken.
Wenden wir unseren Blick vom fernen Osten weg zurück nach Europa … Vielleicht
sogar dezidiert nach Deutschland: Warum zum Henker lässt sich eigentlich
die deutsche Industrie, lassen sich Banken und Mittelstand nun schon
das achte Jahr in Folge diesen ganzen Irrsinn gefallen? Warum intervenieren
sie nicht? Warum setzen sie ihre Markt- und Medienmacht nicht ein, um
den gegenwärtigen grünen Spuk mit all seinem Wahnsinn zu beenden?
Ganz einfach – weil es sie nicht mehr jucken muss. Die aufmerksamsten
Leser von Dr. Karl Marx waren mit Sicherheit seine Gegner, die Kapitalisten.
Als Marx forderte: Proletarier aller Länder, vereinigt euch!, sagten
die Vertreter des Kapitals: „Machen wir!“ Und während sich die Proletarier
aller Länder vom Kapital von einem Schlachtfeld dieser Erde aufs nächste
treiben ließen, vereinigten sich die Vertreter des Kapitals in der Tat
global und dergestalt, dass es mittlerweile egal ist, wo sich der Firmenhauptsitz
befindet. Jeder Markt auf der Welt kann zeitgleich bedient werden und
wenn die Kaufkraft des einen Basars erschöpft ist, na, dann zieht die
Karawane eben per Knopfdruck weiter. Ein Standort Deutschland verliert
täglich an Bedeutung.
Standortvorteile waren früher mal eine hoch funktionelle und moderne
Verkehrs-Infrastruktur. Sie stagniert – siehe Autobahn A 14 – sie bröselt
dahin – siehe die unzähligen Autobahnbrücken, von denen Ludwigshafen
nur den erbärmlichen Tiefpunkt darstellt. Die Straße holperig und löchrig,
die Schiene kollabiert und wird ab- statt ausgebaut, Strecken entwidmet,
der ganze öffetnliche Personennahverkehr ist ein einziges Desaster.
Was ist mit der früher sogenannten Rechtssicherheit in Deutschland?
Nun, jüngst gab das VG München (Az. M 4 K 22.4098 vom 20. Dezember 2022)
bekannt, dass einem Prüfling, der in der Prüfungsaufregung im juristischen
Staatsexamen seine Lösungen versehentlich auf sogenanntes Konzeptpapier
– also Notizpapier, was den eigentlichen Lösungsbögen beigelegt ist
– schrieb, die Note 5 zu erteilen ist, weil seine richtigen Lösungen
auf falschem Papier standen. Nichtsdestoweniger hatte der junge Mann
die richtigen Lösungen in der Prüfung im Kopf, brachte sie unter kontrollierten
Bedingungen zu Papier – nur eben auf das Falsche. Sinn einer Prüfung
ist es, zu erfahren, was der Prüfling weiß und kann.
An diesem eklatanten Beispiel lässt sich ablesen, wie weit es schon
mit der formalismushörigen, sich in ihren juristischen Blasen verfangenen
habenden deutschen Justiz- und Behördenunkultur gekommen ist. Die sind
fertig! Da kommt nichts mehr. Das ist ein überreguliertes Irrenhaus.
Das schlimme ist, dass diese Irren von „hinter-dem-Kuipergürtel“ tatsächlich
das gesellschaftliche Leben in Deutschland bestimmen und sowohl ungehemmt
als auch hemmungslos und ungeniert Biographien zu Hauf zerstören.
Will ich in ein Land investieren, in dem solcher Irrsinn zum Alltagsparadigma
erhoben wird? Will ich mich tatsächlich in einem Land engagieren, dessen
progrediente Agonie sich in seinem chaotischen Wechsel zwischen kitschiger
Biedermeier-Apathie und schwachsinnigem Gender-Straßenkleber-political-correctness-Ideologie-Terror
manifestiert? Mitnichten.
Deshalb wirft kein Stinnes mehr seine Druckerpressen an. Deshalb ist
BILD, von der es früher hieß, keine deutsche Regierung könne gegen den
Willen von BILD im Amte bleiben, handzahm geworden. Deshalb ist eine
vielfältige freiheitlich-demokratische Presselandschaft zu einem drögen
Einheitsbrei von Hofberichterstattung und Speichelleckerjournalismus
verkommen, deren einziger Existenzzweck nur noch darin zu suchen ist,
dass die Damen und Herren Chefredakteure auch weiterhin zu Häppchen
und Soireen bei ihren Meinungsbildnern aus den Regierungszentralen eingeladen
werden. Bahn frei also für die grünen Abrissbirnen, die da gerade planen,
achtzig Millionen Deutsche in eine ökologisch organisierte Steinzeit
zurückzuprügeln, damit acht Milliarden Erdenbürger rund um den Globus
gerettet werden!
Wobei wir den Aufsatz nicht ohne einen Hoffnungsschimmer schließen wollen.
Immerhin war es eine Grüne – die allerdings wie der eingangs erwähnte
ehrenhafte Cem Özdemir nichts mehr Wesentliches beitragen kann – Antje
Vollmer nämlich, die noch im November letzten Jahres der irrsinnigen
Kriegshysterie ihrer Parteifreundinnen und Parteifreunde den klugen
Satz entgegenstellte, dass im Angesicht des Krieges im Osten jetzt nur
noch die Weisheit des westfälischen Friedens hülfe, zu deren entscheidenden
Charakteristika der unbedingte Wille, dem anderen zuzuhören, ihn zu
respektieren und seine Wünsche verstehen zu wollen gehören müsse.
Doch Frau Vollmer ist nun seit einem Monat tot, was Gott geklagt sei,
der ausstudierte Herr Özdemir ist ein deutscher Landwirtschaftsminister,
der wahrscheinlich nicht ganz so übel dran ist, wie sein chinesischer
Ministerkollege auf seinem ebenfalls etwas lächerlich anmutenden Ministerposten,
dennoch aber mit dieser Ressort-Belehnung ebenfalls als ausrangiert
gelten muss – denn die bildungsfernen Dummbratzen sind nicht so dumm,
dass sie einen schlaueren und moralisch gefestigten Mann an sich vorbei
an die Töpfe der Macht ließen. Das konnte wir schon bei der Personalie
Mielke lernen, dessen charakterliche und persönliche Architektur das
Urmeter für die heutige Führungsriege abgeben könnte. Prunzdämlich –
aber gerissen und bauernschlau.
Am Ostersonntag ist der Arme Reb Jeshua bin Maryam aus Nazareth, der
am Karfreitag so fürchterlich am Kreuze sterben musste, wieder auferstanden.
Der Karfreitag Deutschlands scheint kein Ende nehmen zu wollen. Wenn
überhaupt, wird es Jahre und Jahrzehnte währen, bis über diesem geschundenen
Lande wieder einmal eine Ostersonntags-Morgensonne aufgeht. Die Geschichte
lehrt nämlich, dass es bis auf China noch nie einer Nation gelungen
ist, ihre einstige Vormachtstellung zurückzuerobern, sobald sie diese
einmal aus Dekadenz und Blödheit verjubelt hat.