Brandenburg/Havel – die Stadt im Sumpf
Eine Glosse
In der Stadt Brandenburg/Havel erzählt
man sich die Geschichte vom Räuber Habakuk Schmauch, der mit dem Wirte
vom Radkrug unter einer Decke gesteckt haben soll und von den Stadtknechten
aufgrund der List einer Tochter der Neustadt Brandenburg überwältigt
werden konnte. Schmauchen wurde dann am Büttelhandfassgraben aufs Rad
geflochten – sagt man … Wir glauben das nicht. Wir glauben, dass man
damals in Brandenburg/Havel noch in der Lage war Kapazitäten zu erkennen
und derlei Ressourcen auch gewinnbringend abzuschöpfen. Die Quellen
geben nichts mehr her, weil das Stadtarchiv mit der Bombardierung und
dem Beschuss des Neustädtischen Rathauses in den letzten Kriegstagen
unterging, doch wir finden die Mutmaßung nicht unbegründet, dass Herr
Schmauch, statt eine schmachvolle und schmerzhafte Entleibung zu erdulden,
eher zum Stadtdirektor innerhalb der Verwaltung ernannt wurde. Für welches
Ressort? Nun, das ließe sich an drei Fingern abzählen: Immerhin war
er Spezialist in dem Gewerbe, arg- und wehrlose Reisende abzukassieren.
Don M. Barbagrigia. Havelsee, Rathenow.
Die Stadt Brandenburg ist eine treue Tochter des Unheiligen Römischen
Reiches teutscher Nation. Geht’s diesem mal leidlich, dann profitiert
auch die Havelmetropole ein wenig. Geht’s mit diesem steil abwärts –
wie derzeit – dann folgt die Chur-und Hauptstadt nicht nur treu und
brav, sondern eilt dem Reiche voraus mit behenden Sprüngen. Wem die
Domstadt allerdings eine ausgeprägte Affinität zur Folgsamkeit bezeigt,
das sind Diktaturen aller Couleur – so schickten sie den tüchtigen Kreutz
als Oberbürgermeister in die Wüste, als der braune Obersturmbannführer
SD Dr. Sievers angeritten kam; sie überschlugen sich vor Devotismus
vor der SED unter Herm, Kietz, Mühe und der roten Elvira – und jetzt
sind mal die Grünen an der Reihe zu bestimmen, welcher aktionistische
Unfug als Nächstes auf die Agenda gesetzt wird.
Dabei spielt es nicht mal eine Rolle, dass ein CDU-Oberbürgermeister
dem kommunalen Gemeinwesen vorsteht – es reicht, dass die grünen Möchtergern-Diktatoren
im nahen Berlin hocken und das Vaterland in den Abgrund treiben. Schon
krüselt die haltlose Dreistadt am Ereignishorizont dieses Grünen Lochs
dem eigenen Verderben entgegen.
Über die zu Hauf verpassten Chancen, welche die Wende in der DDR und
die nachfolgende Wiedervereinigung mit sich brachten, haben wir uns
bereits sattsam ausgelassen. Wir wollen das nicht noch einmal durchhecheln
– es ist zu unappetitlich.
Auch die derzeitigen infrastrukturellen Katastrophenszenarien, welche
Brandenburg an der Havel – die Stadt des Verfalls und der Agonie – beispielgebend
für das Vaterland entwirft – drehen einem den Magen um. Mit einer funktionierenden
Infrastruktur hat’s Brandenburg das letzte Mal vor beinahe fünfzig Jahren
gehabt. Das waren noch Zeiten …
Von Göttingen wusste Dr. Heinrich Heine wenigstens noch zu sagen: „Die
Stadt selbst ist schön, und gefällt einem am besten, wenn man sie mit
dem Rücken ansieht.“ Im Falle von Brandenburg an der Havel, die in jeder
Hinsicht, sowohl was ihre bauliche Substanz als auch ihre Einbettung
in eine der bezauberndsten Landstriche Deutschlands anlangt, gesegnet
sein könnte, muss man dennoch konstatieren, dass man selbst seinen Rücken
vor dieser Zumutung verschonen sollte.
Es liegt, wie gesagt, nicht an der Stadt selbst, sondern eher an denen,
die ihn ihr wohnen und an denen, die sie verwalten. Der Dreißigjährige
Krieg scheint in den Seelen dieser Leute noch immer nachzuwirken. Sie
bekommen kaum etwas Vernünftiges zuwege, aber ihre Nachbarn ausrauben,
offensichtlich, weil ihnen das Wasser selbst bis zur Oberkante Unterlippe
steht – das geht immer noch.
Was die Brandenburger Stadtverwaltung meisterhaft beherrscht, ist das
Fallenstellen. Nehmen wir das Beispiel eines Lesers des Landboten, der
uns folgendes schrieb:
„… wollte ich der Umwelt zuliebe meinen Wagen am Bahnhof stehen lassen
und den Zug nach Werder nehmen …“
Na, na, na,
na! Umwelt? Der Herr Leser belieben zu scherzen, was? Es wird wohl eher
der dreißigjährige Dauerstau am Stadtausgang auf der Bundesstraße 1
in Richtung Werder sein, der den entnervten Automobilisten zum Umsteigen
bewog …
Aber weiter: „...ich
komme also am xx.ten Februar 2023 um 5:25 Uhr am Hauptbahnhof an und
finde auf den Parkflächen neben dem Bahnhof – was Wunder – sogar noch
einen freien Parkplatz. Es ist dunkel, aber ich weiß, dass dort auch
Parkplätze mit Elektrosäulen stehen, auf dem ich mit meinem Diesel nicht
stehen darf. Also schaue ich: Hinter dem freien Parkplatz steht keine
Ladestation. Wird also frei sein und rechts und links neben mir stehen
ja auch normale Autos. Was ich in der Dunkelheit nicht sehe, sind die
Schilder, welche in zwei Meter zwanzig Höhe die ganze Reihe für Elektroautos
reservieren. Als ich zurückkomme, klebt ein blauer Zettel unter dem
Steuerbordscheibenwischer, der alsbald von einem Strafzettel über 55
Euro gefolgt wurde. Das nenne ich staatliches Banditentum!“
Wir auch! Räuber müssen ja nicht per se prunzdämlich sein, nur weil’s
nicht ausreicht, auf ehrliche und anständige Weise Geld zu generieren.
Wir erinnern uns, nach der BUGA 2015 schrammte die Stadt Haushaltsjahr
für Haushaltsjahr immer dicht an der Zwangsverwaltung durch das Land
vorbei, weil sie mit beinahe 200 Millionen in der Kreide stand. Jetzt
soll sie angeblich saniert sein. Uns wundert das bei solchen Methoden
nicht. Wie anders sollte das auch vonstatten gehen? Von nennenswerten
Industrieansiedlungen ist uns nichts bekannt geworden. Im Gegenteil
…
Das lange überfällige Parkhaus wurde nun endlich auf dem Gelände des
ehemaligen Güter- und Rangierbahnhofs gebaut – so weit entfernt, dass
sich bereits ein Shuttle-Service lohnen dürfte. Im Prinzip kann man
als Benutzer dieses Parkhauses entscheiden, ob man den Bahnhof in Werder
oder Brandenburg benutzen möchte: Der Fußweg unterscheidet sich nur
unwesentlich. Die Parkplatzsituation rund um den Brandenburger Hauptbahnhof
ist und bleibt katastrophal, unattraktiv und abstoßend.
Wir sagten es anderen Orts bereits: Eine vernünftige Verkehrsplanung
hätte die Straßenbahnen an den Bahnhof geführt, wie es in den Sechzigern
noch der Fall gewesen ist, deren Haltestellen überdacht, und die Überdachung
bis an die Perons geführt. Die Automobile aber hätte in einem Tunnel
unter der Bahnhofsplatte hindurch geführt werden müssen. Klar, man hätte
den Tunnel koffern und gegen die wechselnden Grundwasserpegel von Mütterchen
Havel absichern müssen – das hätte 150 Millionen Euro gekostet. ...
aber das Geld ist doch anscheinend da: 100 Milliarden für die Bundeswehr
sind vorhanden … da müsste man beim Bund nur mal entsprechend argumentieren.
Vielleicht aber weiß man schon, wie der Bund kontern würde: „Eure Infrastruktur
aufmöbeln? Wie bekloppt müssten wir sein! Eine genialere Verteidigungsstrategie
gegen eine erneut vorstoßende Rote Armee als euer Verkehrschaos kann’s
doch gar nicht geben! Die bolschewistischen Horden würden verzweifeln
und zusehen, dass sie eiligst in ihre Steppen zurückkommen, behaftet
mit dem Trauma ihres Lebens. Hahahaha!“
Dort, wo nun der Parkplatz ist, mit den riesigen für kaum vorhandene
Elektrofahrzeuge reservierten und daher ungenutzten und brach liegenden
Parkflächen ... genau dort hätte ein Parkhaus hingehört! Mit raschen
und wettergeschützten Zuläufen zu den Bahnsteigen! Das wäre intelligent
gewesen.
Aber nein, so wie die Stadtverwaltung, wie bereits eingangs erwähnt,
den herrschenden Ideologen einst brav in den Hintern gekrochen ist,
so tun sie das heute wieder. Nur, dass die Ideologen eben mittlerweile
die Farben über braun von rot nach grün gewechselt haben. Aber scheiß’
auf Farben, wenn man eh keine klaren Bilder mehr sieht! Der Blödsinn,
den die Ideologen verbreiten, ist im Kern nämlich immer derselbe. Nur
darauf kommt es an.
Elektroenergie – saubere Energie … Wie dämlich muss man eigentlich sein,
um diesen Schwachsinn immer noch für bare Münze zu nehmen? Über 200
Dörfer abgebaggert für Kohle, Horno, Lützerath … die Brandenburger Ideologen
machen sich mitschuldig, dass Menschen ihre Heimat verlieren. Sie machen
sich mitschuldig, wenn Strom, um Stromausfälle zu verhindern, aus anderen
Ländern teuer eingekauft wird, in welchen er mit Atomkraft oder ebenfalls
Kohleverstromung erzeugt wurde. Wie alle Ideologen der Weltgeschichte
kommen sie sich dabei auch noch sehr nobel vor. Aber sie bleiben gewöhnliche
Räuber, die Leute im Schein der Legalität berauben wie ganz gewöhnliche
Gangster. Ehrlos und niederträchtig.
Grün angestrichener Aktionismus zeigt sich schon an den katastrophalen
Ampelschaltungen der Havelstadt: An diesen verbringt der gequälte Verkehrsteilnehmer
die besten Jahre seines Lebens. Es kursiert das Bonmot, man könne in
Brandenburg an der Havel durchaus grüne Ampel-Wellen nutzen: Man müsse
sich nur entscheiden, ob man die Stadt mit einer Geschwindigkeit von
20 oder 120 km/h durchqueren wolle.
Was hier tuckernd und auf Grün wartend von tausenden Kraftfahrzeugen
täglich sinnlos an Giftgas-Tonnage in den blauen Himmel geblasen wird,
schreit zu diesem. Hier könnte Brandenburg an der Havel ein grünes Händchen
beweisen und für einen flüssigen und schadstoffarmen Verkehrsfluss sorgen.
Das jedoch erfordert ebenfalls Intelligenz. Viel Intelligenz. Da ist
es für die Verwaltung schon erheblich leichter, am Hauptbahnhof mit
ein paar Schildern sinnfrei Parkflächen zu sperren – auf diese Weise
plakativ eine grüne Attitüde zu heucheln und nebenbei noch arglose Opfer
dieses Irrsinns in einer Unverhältnismäßigkeit abzukassieren, die nach
unserer Ansicht nichts als Gaunerei und Straßenraub bedeuten.
Ein dreijähriger Junge wollte mit seinem Vater am Wochenende einen kleinen
Zirkus besuchen. Das geht nun nicht mehr. Der Vater musste der Stadtkasse
der Stadt Brandenburg an der Havel € 55,- überweisen. Die Stadtverwaltung
der Stadt Brandenburg an der Havel kann stolz auf sich sein – einen
kleinen Jungen beklauen, bravo. Funktionierende Brücken, das schaffen
sie nicht – aber einem kleinen Jungen den Zirkus versauen, dazu reicht’s.
Brandenburg an der Havel gemäß Heinrich Heine mit dem Rücken anschauen?
Nee, wer seinen Rücken liebt, sollte ihm das nicht antun. Wenn der Rücken
sich für eine solche Gemeinheit rächt – das bekommt kein Orthopäde dieser
Welt wieder hingebogen.
Vineta, Rungholt und Atlantis gingen unter, weil es ihnen zu gut ging
und sie den Neid ihrer menschlichen wie göttlichen Nachbarn auf sich
gezogen hatten. Insofern würde der Havelstadt wohl ewiges Leben beschieden
sein. Wenn einer, der diese Stadt mal sehr liebte und von sich behaupten
konnte, dass es bestenfalls eine Handvoll Leute gäbe, die ihre tausend
Jahre Geschichte besser kennten als er, diese Prognose mit dem Wort
„schade“ kommentiert, dann ist das Tischtuch definitiv zerschnitten.
Wer will aber auch schon mit Raubgesellen zur Tafel sitzen … Niemand,
der noch weiß, was Ehre und Anstand bedeuten.
Apropos Heinrich Heine – jetzt dämmert uns, warum die Stadt Brandenburg
an der Havel es seinerzeit nach der Wende zuließ, dass die Heinrich-Heine-Schule
den wenig aussagekräftigen Namen „Havelschule“ bekam und der Name eines
der größten deutschen Dichter und politischen Journalisten getilgt wurde.
Wir wollen nicht unterstellen, dass man mit der jüdischen Herkunft Herrn
Dr. Heines ein grundlegendes Problem hatte. Dazu reichten die entsprechenden
Kenntnisse der damaligen Entscheidungsträger wohl auch nicht aus. Aber
man wird ihn des Kommunismus verdächtigt haben, ebenso wie den russischen
Nationaldichter Puschkin – dessen Platz man den Namen auch wieder zugunsten
des Bauernknechters und Zaren Nikolaus von Russland wegnahm. Nur weil’s
mal früher so war, versteht sich. Ganz harmlos, das Ganze!
Und man wird im Falle Herrn Dr. Heines geahnt haben, was dem über Brandenburg
an der Havel für Verse eingefallen wären, wenn er sich je der überflüssigen
Mühe unterzogen hätte, diese Stadt einer Kenntnisnahme zu würdigen.
Dagegen wäre Göttingen mutmaßlich vergleichsweise billig davongekommen.
Nun ja, wir sagten es bereits in einem anderen Beitrag dieses Volumens:
Nach einem toten Löwen zu treten, ist der Esel billige und erbärmliche
Art, sich auch einmal zu profilieren.
Und so seien den traurigen Vampiren vom Havelstrande die € 55,- des
gebeutelten Lesers durchaus gegönnt: Wer sonst unter der Fuchtel permanenter
und ubiquitärer Billigkeit zu leiden hat, dem sei zumindest am öden
Stadteingang einmal erlaubt, mit dem Attribut „sauteuer“ zu pranzen.
Wir empfehlen aber jedem, der diese Stadt durchqueren muss, nirgends
anzuhalten – es sei denn gezwungenermaßen an den allgegenwärtigen roten
Ampeln, die Türen nicht zu öffnen, nicht auszusteigen und flugs das
Weite zu suchen. Man wird sehen: Es wird je heller, desto weiter man
das Weichbild dieser knallharten Gemeinde hinter sich lässt.