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Dem Herrn Bundesminister für Soziales und Gesundheit
Herrn Jens Spahn
Offener Brief

Pritzerbe, den 23. November 2021

Lieber Herr Spahn,


ein kleiner zweijähriger Junge schreit wie am Spieß vor Schmerzen … Man weiß es nicht, was für Schmerzen es sind, weil er an einem nephrologischen Defekt laboriert und an Stuhlabfuhrbeschwerden. Er kann sich nicht äußern. Er kann nur vor Schmerzen schreien.

Seine Mutter und sein Vater warten gar nicht erst auf den Kindernotdienst und bringen den Sohn selbst in die Rettungsstelle des Klinikums Brandenburg, desselben Krankenhauses, aus dem einst der Großvater des Jungen als kommissarischer Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe ins Rentenalter ausschied. (Dieser Chefarzt i. R. saß übrigens selbst einmal sieben Stunden in dieser Rettungsstelle mit einem schrittmacherpflichtigen Herzfehler, bis meine, seines Sohnes Intervention bei einem zufällig vorbei kommenden befreundeten Oberarzt einer anderen Abteilung dazu führte, dass sich ein Kollege seiner annahm. Das ist schon nicht mehr mit dem Wort „Schande“ hinlänglich beschrieben. Das ist erbärmlich! Pfui Teufel!)

Der kleine schmerzgeplagte Junge erreicht also um 23.00 Uhr die besagte Rettungsstelle. Um Mitternacht kommt eine abgehetzte kleine Pädiaterin vorbei und sagt, sie müsse nun auf die Station und wenn sie zurückkäme, sei noch ein Kind vor dem kleinen Wolfi dran … Man müsse mindestens noch eine Stunde warten, wenn nicht noch zwei. Das Mädchen kann nichts dafür, sie ist die, die sich ins frühe Grab schindet - allein für einen so großen Versorgungsbereich. Auch sie ist ein Opfer Ihres Systems, so wie ihr kleiner unglücklicher Patient, dem sie nicht helfen kann, weil sie ALLEIN SCHUFTEN MUSS UND DAS BIS ZUM ANSCHLAG UND DARÜBER HINAUS!

Der Vater – also ich – ruft in der Rettungsstelle der Uniklinik Magdeburg an – die gehen gar nicht erst ans Telefon. Das Potsdamer Bergmann-Klinikum will helfen, kann aber nicht versprechen, dass es schneller ginge.

Herr Spahn – ich rede hier nicht von Zuständen in der Sahel-Zone oder in den Slums von Sao Paulo oder Manila! Das, was ich hier schildere, passiert mitten in einem der reichsten Länder dieser Welt, sechs preußische Meilen von dessen Hauptstadt entfernt! Und es ist kein Einzelfall, sondern nach mir vorliegenden Berichten eher die Regel.

Wenn mich etwas reut, dann die Zeit, die ich unfreiwillig als Gast des Ministeriums für Staatssicherheit in dessen Gewahrsam verbracht habe, weil ich meinen Willen zu Deutschlands Einheit unter den Vorzeichen der freiheitlichen Demokratie westlichen Musters bekundete. Die Bolschewisten waren in praxi oft ziemlich verrückt und es gab eine Menge bigotter Heuchler und Opportunisten unter ihnen – ABER SO ETWAS HÄTTE ES BEI DEN BOLSCHEWISTEN NICHT GEGEGEBN! DIE HABEN KEIN KLEINES KIND MIT SEINEN SCHMERZEN ALLEIN GELASSEN! Zu so etwas ist nur das von Ihnen derzeit verantwortete Gesundheitssystem und diese von Gier und Eigensucht zerfressene Gesellschaft in der Lage.

Aber die Bolschewisten – ich habe viel von ihnen gelernt – hatten mit ihrer Kritik des Kapitalismus völlig recht, wie ich heute anhand des eigenen Erlebens leidvoll eingestehen muss: Ein Mensch zählt in dem Teil Deutschlands, der hundertmal verlogener ist, als es die DDR je war und zu sein vermochte, nur so viel, wie er auf dem Markt zum Tageskurs wert ist. Der Rest ist politisch korrekte, also geschwurbelte, gegenderte und hohle Logorrhö.

Der Kreis der politischen Verantwortlichen, dem Sie angehören, lässt es zu, dass die Krankenkassen die Krankenhäuser unter einen immensen Spardruck setzen, der bereits jetzt zu aberwitzigen und menschenverachtenden Erscheinungen führt. Die ökonomischen Direktoren der Häuser lassen die Chefärzte der Kliniken antreten wie dumme Schuljungens und in einem großen Klinikum wie Brandenburg an der Havel hat nur eine einzige junge Pädiaterin in der Nacht Kinder-Aufnahmedienst für ein Klinikum, in dem auch nachts unentwegt die Rettungswagen vorfahren und auch kleine Patienten vorsprechen. Die wagt es sich nicht Ihren Oberdienst anzurufen, vielleicht, weil der kleine Junge mal gerade nicht schreit? (Bei den Bolschewisten haben die Oberdienste die Assistenten im Dreieck hopsen lassen, wenn diese NICHT riefen! Heute ist es umgekehrt!) Aber wem sage ich das? Ein gelernter Banker bedarf wohl keines Laien-Erklärbären, wie man eine Gesundheitsindustrie entmenschlicht und nach rein ökonomischen Gesichtspunkten führt, so dass günstigstenfalls unterm Strich noch ein fettes Plus für Krankenkassen, Niedergelassene und vor allem für die Pharmaindustrie auf Kosten der Beitragszahler herauskommt. … die Bestattungsunternehmen nicht zu vergessen!

Am 4. Oktober 1990 wachte ich, der ich 25 Jahre lang in der DDR sozialisiert wurde, auf und war buchstäblich über Nacht in der Bundesrepublik Deutschland. Das Aufwachen jetzt gestaltet sich etwas schleichender und langsamer. Aber ich habe bereits realisiert, wo ich wieder sein werde, wenn ich die Augen richtig öffne: zurück in der Zone! Das wird sicherlich kein angenehmes Erwachen. Vor allem deswegen, weil es nicht mehr die DDR sein wird, in der meinem vor Schmerzen schreienden zweijährigen Sohn geholfen wird, sondern eine weitaus üblere und barbarischere Blaupause des verwichenen Arbeiter- und Bauernstaats.

Und noch etwas: Hören sie doch um Gottes Willen auf, dem doofen Volk gebetsmühlenartig einzutrichtern, dass es die Corona-Infizierten sind, welche die Kapazitäten des deutschen Gesundheitssystems überfordern! Das waren lange vor Corona die Krankenkassen und die Scheißpolitik der jeweiligen Bundesregierung. DAS SIND DIE WAHREN VERANTWORTLICHEN und nur sekundär eine Virus-Epidemie. (Wir waren infiziert, wie Sie und Millionen andere Deutsche auch und haben NICHTS davon gemerkt … und auch Sie haben diese Krankheit Gott sei Dank so abgeritten, dass in keiner Zeitung gestanden hat: Jens Spahn ringt auf der Intensivstation um sein Leben.)

Jeder Einzelne, der dieser Krankheit zum Opfer fällt, ist ein Drama. Das steht hier nicht zur Debatte!

Aber das sind die Rasertoten, die Rauchertoten, die Sufftoten und die „normalen“ Grippetoten auch, die Deutschland jedes Jahr ein großes Dorf oder eine Kleinstadt kosten. Das sind die kleinen Handwerker und Gewerbetreibenden auch, deren Existenz von all den Maßnahmen gegen die Ausbreitung dieses Virus vernichtet wurde. Dass Sie mich jetzt wohl diesen Querdenkern und Realtitätsverweigerern oder wie die Spinner und ultrarechten Idioten sich bezeichnen mögen, zurechnen, ist zu vermuten, obschon ich mit diesen Knalltüten nichts am Hut habe.

Diffamierung und Entmenschlichung von Leuten aber, die ihre individuellen Ansichten vertreten, ist ja wieder en vogue. Als die Sowjetunion noch als gesellschaftliches Konkurrenzmodell am Start war, verkniff man sich eine solche Behandlung Andersdenkender tunlichst. Heute werden wieder, vom Rechtfertigungsdruck des "besseren Systems" befreit, Volksschädlinge gebrandmarkt und in die Ecke gedrückt, bis sie quietschen, indem man einer bewährten deutschen Traditionslinie folgt. Ad maiorem gloriam populi! Arme Idioten, die da dachten, das Grundgesetz hätte diesen Fluch der Dummheit und Bosheit ein für alle Mal gebrochen.

Nun gut: Ihnen fehlt eine DDR-Sozialisation. Sie haben aber jetzt, just zu dieser Zeit, die grandiose Möglichkeit, dieses Defizit in Ihrer Biografie im Schnelldurchlauf aufzuholen. Zumal Sie sogar – mit Sicherheit ohne sich dessen auch nur ansatzweise bewusst zu sein – zum Kreis der Protagonisten gehören, die einer albtraumhaften Reinkarnation der DDR mit all ihrem totalitären Wahnsinn den Weg ebnen. Wir sind noch ein paar Meter von diesem Ziel entfernt. Nur Mut – das schaffen Sie noch!

Sie müssen jedoch keine Angst haben, lieber Herr Spahn, dass es Ihre Lieben gleichermaßen trifft, wie meinen kleinen Wolfi. Sie sind ja Bundesminister! Sie sind VIP – da springen die Leute. Bei uns in der Zone hieß diese Kategorie despektierlich „Bonzen“ und es funktionierte genauso. Kennen wir auch von Orwell: Wir sind vor dem Grundgesetz oder dessen Makulatur alle gleich – nur manche sind eben gleicher. Und somit sind Sie auch des Druckes enthoben, außerhalb von verbalen Bekundungen irgendetwas zu unternehmen, diese skandalösen Zustände zu bessern.

Und sollten Sie den Heiland ernst nehmen, den Rebben Jeshua, der sich für uns hat ans Kreuz nageln lassen und im Gegensatz zu den überforderten mitternächtlichen Rettungsstellen bundesdeutscher Krankenhäuser sprach: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht!“, Mk 10.14, dann sollten Sie daran denken, dass es EINEN geben wird, der am Ende aller Tage kein politkonformes Geschwafel dulden wird, wenn die Karten auf den Tisch gelegt werden.

In Konsequenz der Erlebnisse dieser Nacht bin ich mit dem von Ihnen vertretenen System durch. Den Parteiausweis, den ich einst mit Ihnen teilte, habe ich der CDU-Bundeszentrale zurückgeschickt. Ich bin nur noch ein liberaler Europäer – der Rest ist mir ab sofort scheißegal.

Sie aber, wenn Sie schon in Richtung der glanzlos abgesoffenen Zone segeln, sollten sich die wichtigste Lehre zu Herzen nehmen, die zu ihrem Untergang beitrug: Ein System, was sich durch eine gleichgeschaltete Propaganda und Halbwahrheiten zu rechtfertigen sucht, verliert irgendwann den Rückhalt in der Bevölkerung. Man kann die Masse eine Weile für blöde verkaufen, aber irgendwann wird es denen zu viel. Und von da an ist es bis zum Bankrott des Kartenhauses nur noch ein Katzensprung. … nur für den Fall, dass sie in Ihrem Job doch noch etwas mehr sehen sollten als einen reinen Versorgungsposten.


Ihr sehr ergebener


Michael L. Hübner
Chefredakteur a. D.

26. Volumen
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24.03.2021