Laschet lacht
Don M. Barbagrigia.
Belzig. Dass es mit Deutschland
nun wirklich steil bergab geht, ist nicht nur daran abzulesen, dass
das Tafelsilber des Bundes verhökert ist, dieser mit zweieinhalb Billionen
Euro unrettbar in der Kreide steht und der berühmte Ruck, den Bundespräsident
Herzog einst eingefordert hat, niemals seitdem durch Deutschland gegangen
ist.
Dieses Land degenerierte zu einem politischen Knecht der USA und zum
wirtschaftlichen Aftervasallen Chinas und seine wichtigsten Sorgen sind
momentan ein Gendersternchen. Wenn die Radikalen die Situation erst
ausgenutzt und die Demokratie peu a peu zu Staub zerbröselt haben, wie
in Polen, in Ungarn und in der Türkei, dann werden die den „Weltverbesser*innen“
schon zeigen, wo das Gendersternchen hängt.
Und wer sollte diese aggressiven Totengräber Europas noch verhindern?
Bei den westfränkischen Vettern gibt es keinen Mitterand, keinen Pompidou
und keinen De Gaulle mehr. Und in Deutschland: Adenauer, Wehner, Brandt,
Schmidt, selbst ein Strauß, Kohl oder eine Frau Merkel sind nicht mehr
ansatzweise zu erkennen. Jetzt rückt die vierte Reihe nach, die Statisten,
die vordem noch nicht mal am Türsteher vorbeigekommen waren. Die bar
jeden politischen Instinkts nicht einmal in der Lage sind, ihre unverhohlen
zur Schau getragenen Karriereintentionen auch nur ansatzweise zu kaschieren.
In Süddeutschland ist die Hölle los. Ein Unwetter kostete 150 Menschenleben
und vernichtete zahllose Existenzen. Es sieht dort aus, wie nach einem
Bombenangriff. Doch Kanzlerkandidat Laschet lacht schallend im Angesicht
der sich ihm bietenden Tragödie. Nein, nicht vor den Mikrofonen – das
wäre wenigstens noch ehrlich gewesen – nee, als der Bundespräsident
redet, im Hintergrund, sich beobachtet wähnend.
Das ist natürlich für einen prädestinierten Spitzenpolitiker saublöd.
Zu glauben, man sei auch nur einen Moment lang in der Öffentlichkeit
unter dem Radar. Man will sich nicht ausmalen, wie solche Dollbrägen
als Kanzler agieren, ja welche Vorstellungen Armleuchter von diesem
Schlage überhaupt von einer Kanzlerschaft haben. Das ist ein Amt, welches
Schach-, Skat und Snookerspieler, weitsichtige Strategen, brillante
Taktiker und Diplomaten vereinigt in einer Persönlichkeit erfordert.
Kaltschnäuziger jedoch oder dämlicher kann man wohl das Verdorbene des
eigenen Charakters nicht mehr plakatieren …
… doch, kann man! Indem man eine hingehudelte Entschuldigung via Twitter
versendet. Keine Erklärung des katastrophalen Fehltritts, nichts! Nur
ein schäbiges „war unangemessen“. E basta.
Das ist Verachtung des Leides seiner potenziellen Wähler pur. Wer diesem
Pappkameraden menschlichen Anstands seine Stimme anvertraut, hätte nichts
anderes verdient, als was Armin Laschet ihm dann liefern würde.
Was das sein wird, fragen Sie? Schauen sie sich die vom Unwetter verwüsteten
Bilder aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg genau an! So sieht
dann die politische Landschaft Deutschlands aus. Und wie das unter solchen
Trümmern in aller Regel zu geschehen pflegt: Alsbald wird man das Kroppzeug
daraus hervorkrauchen sehen, welches dem Lande dann den Rest gibt.
Nicht dass es unter Frau Baerbocks Rigide anders liefe – Gott bewahre!
Doch sind wir der Überzeugung, dass sie sich eine solche verachtenswerte
Entgleisung niemals hätte zuschulden kommen lassen. …, wenn sie sich
denn hätte im Katastrophengebiet sehen lassen … was unseres Wissen nicht
geschehen ist.
Es ist aber auch gefährlich für solche Leute: Zu viel Schutt und Schlamm
gilt es zu beräumen. Wie leicht wird man da übersehen und gerät mit
auf die Schaufel eines Radladers.
Aber was dann? Nun, schauen wir doch mal in der fünften Reihe, ob sich
nicht noch irgendwo ein politisches Naturtalent findet, das nicht zerfressen
vom eigenen Ehrgeiz, korrumpiert von Lobbyisten und Parteifreunden,
erstarrt in einem Parteiapparat und resilient genug gegen derlei Anfechtungen
noch seine demokratischen und europaaffinen Ideale vertritt. Einen oder
eine, der oder die ihrem Volk noch einmal einen Impuls zu verleihen
versteht, ehe es im strudelnden Ausguss der Geschichte verschwindet.
Ein politisches Talent, das zwar keine Visionen hat – denn solche sollten
gemäß Helmut Schmidt zum Arzt gehen – aber dafür konkrete Vorstellungen,
wie man das zentrale Land Europas vor dem Abgrund der Bedeutungslosigkeit
und des mit ihm einhergehenden Chaos bewahren kann.
Ein angesichts ungeheuren menschlichen Leides lachender Laschet dürfte
dafür die absolut verfehlte Personalie sein.