Sedisvakanz
Der Heilige Vater legt das Amt Petri nieder
David Katz
Es ist eine große Geste: Der Heilige
Vater verlässt aus eigenem Entschluss den Stuhl Petri. Der Preußische
Landbote zollt diesem Schritt tiefen Respekt. Irritierend ist das Geschehen
dennoch allzumal. Verließ nicht der Fischer einst die Ewige Stadt auf
der Via Appia, als ihm der Herr entgegen kam? "Quo vadis, Domine!",
soll St. Peter den Rebben gefragt haben. Warum er ihn auf Latein und
nicht auf aramäisch ansprach, das wird wohl ein Geheimnis der Kirchenhistoriker
bleiben. Aber sei's drum – der Rabbi verstand seinen Simon und beschied
ihn, er wolle nun an dessen Stelle nach Rom gehen, um sich ein weiteres
Mal ans Kreuz schlagen zu lassen. Petrus begriff, ging in sich und marschierte
stracks nach Rom zurück, dem eigenen Märtyrertod entgegen.
Seitdem war es ein
ungeschriebenes Gesetz, dass der Heilige Vater im Amte bleibt, bis ihn
sein himmlischer Chef von allem Irdischen abberuft. Nun gut, oft genug
halfen irdische Mächte nach. Aber dass ein Papst freiwillig vor seinem
Tod das Amt niederlegt – das gab es selten.
Sollte der Führer der
katholischen Christenheit nicht das Kreuz seines Heiland bis zum Ende
tragen, wie Johannes Paul II. es der ganzen Welt vorlebte und -litt?
Ein Martyrium, um die Stärke des Glaubens zu bezeugen?
Oder ist es vernünftig,
eine krisengeschüttelte katholische Kirche im Umbruch der Zeiten nicht
dem Chaos einer Führungslosigkeit zu überlassen, die von einem schwerkranken
Papst ausgeht? Beide Argumente haben viel für sich.
Benedikt XVI. ist ein
messerscharfer und geschulter Geist. Er entschied sich für die letztere
Option.Wir brauchen uns nicht weiter den Kopf zu zerbrechen. Denn der
Papst hat entschieden. Und das Schöne daran ist – der Heilige Vater
ist unfehlbar. Er kann nicht irren. Sein Wort ist das Wort Gottes. Und
damit bleibt uns nur, ergeben das Haupt zu senken und dem zukünftigen
Mönche Josef Ratzinger für die Tage, die sein Gott ihm noch auf Erden
lässt, alles erdenklich Gute zu wünschen.
Josef Ratzinger ist
ein Papst, an dessen Namen man sich im Guten erinnern wird. Amen