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Parteitag der Demokraten in Denver oder der Untergang des Abendlandes

B. St. Fjøllfross
Oswald Spengler postulierte einst den Untergang des Abendlandes. Das war 1918. In seinem Werk erläutert Herr Spengler sehr schlüssig, dass sich Zivilisationen wie Einzelindividuen verhalten, indem sie einen Geburts-, Reife-, Degenerations- und schließlich einen Sterbeprozeß durchmachen. Für den 1789 im Zuge der französischen Revolution an die Macht gekommenen Kapitalismus nimmt Spengler an, dass dieser sich im Laufe seiner eigenen Entwicklung selbst der Machtbasis beraubt, die er für sein Werden einst benötigte: Demokratie und Toleranz. Populisten und Diktatoren werden das Ruder übernehmen und das Wort Demokratie als bloße Worthülse liegenbleiben.
Herr Spengler war ein weitsichtiger Mann. Neunzig Jahre später erleben wir hautnah, wie seine Visionen Gestalt annehmen. Wahrscheinlich wären diese Dynamiken schon früher angelaufen, wenn der durch Diktaturen verursacht Horror des Zweiten Weltkrieges den Völkern der Welt nicht als heißer Schrecken in die Glieder gefahren wäre. Doch seit 1945 sind nunmehr dreiundsechzig Jahre vergangen. Ausgerechnet in den U. S. A. vollzieht sich die Tragödie des Demokratieverfalls am deutlichsten und für jeden sichtbar. Der ungeheure Wahlbetrug, der Präsident Bush vor acht Jahren ins Oval Office brachte und seine absolute Inkompetenz während seiner Amtsführung machten dem letzten Blindgänger auf dieser Welt klar, wer in den Vereinigten Staaten wirklich das Sagen hat: Wall Street und Federal Reserve! Nur weil Herr Obama ungleich sympathischer ist und weitaus mehr Köpfchen hat, bedeutet das keineswegs eine Änderung dieser Verhältnisse. Auch er ist nur eine Art Urmel aus dem Eis, der an langen Fäden die Schrittfolge tanzt, welche die Strippenzieher des amerikanischen Monopolkapitals vorschreiben.
Deutlich wird das an den Wahlveranstaltungen und Parteitagen der Amerikaner. Demokraten und Republikaner nehmen sich da gar nichts. Es sind Riesenshows für Grenzdebile – also genau zugeschnitten auf die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung.
Nun könnte man sagen: Ach, laß doch die Amis! Die haben doch sowieso abgewirtschaftet. Der Rote Drachen schickt sich an, die Cowboys zu überrollen und hinterher aufzufressen. Das ist nur noch eine Frage von wenigen Jahrzehnten.
Es scheint so, als hätte diese Ernüchterung auch bereits beim deutschen Michel stattgefunden. Jedenfalls ist diese unwürdige Schleimerei dem großen Bruder aus Übersee gegenüber stark zurückgegangen. Selbst die deutsche Sprache hört sich im Alltag wieder verständlich an, seit dieses unsägliche Dinglish auf dem Rückzug ist.
Bedenklich aber stimmt, dass selbst kluge Frauen wie Renate Künast nach Denver fahren um zu sehen, wie man einen Parteitag zu einer Aufputschparty um stilisiert, sich mit hohlen Parolen zudröhnt, anstatt Sachfragen zu beantworten und sodann das unwürdige Spektakel durch eine Akklamation beendet, um anderenorts die gehaltlose Orgie weiterfeiern zu können. Wozu auch Sachpolitik betreiben, wofür ja ein Parteitag eigentlich da ist? Das ist dem doofen Volk zu anstrengend. Außerdem wird diese Art Realpolitik sowieso in ganz anderen Gremien gemacht, auf die das Stimmvieh eh keinen Einfluß hat. Dieser Jahrmarktsrummel soll als überdimensioniertes Kasperletheater nur noch mehr Narren auf Linie bringen und unterscheidet sich von den Parteitagen der KPdSU der Fünfziger und Sechziger nur dadurch, dass die Amis noch dämlicher als die Russen. Der amerikanische Jubel ist nämlich echt, während die Russen ganz nüchtern ans eigene Fortkommen dachten und der Anteil der 100Prozentigen unter den Claqueuren relativ überschaubar blieb.
Und das wollen die Deutschen jetzt importieren? Wirklich? Sie wollen den letzten Rest politischer Kultur begraben und diese unkritischen Einpeitsch-Veranstaltungen zum kommenden Standard machen? Herr Spengler – das ist die Bestätigung Ihrer Visionen: Das ist ein apokalyptisches Zeichen. Das ist der Untergang des Abendlandes!

12. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2008