Frosch & Co.
Jürgen Führer und Brandenburgs
bekannteste Frösche
Michael L. Hübner
Könnte der Frosch
sich eines Tages im Wappen Kirchmösers an die Seite des
Schwans schummeln? Wenn er das schafft, dann wäre das wohl
hauptsächlich dem Verdienste Jürgen Führers anzurechnen,
des Froschvaters, Hobbyfotografen und Wahlkirchmöseraners.
In Dresden ist er geboren, der Jürgen Führer. Das
war 1949. Verheerende Luftangriffe hatten eine der schönsten
Städte Europas erst vier Jahre zuvor in Trümmern gelegt.
Dennoch, die unbezwingbare Nonchalance der sächsischen
Hauptstadt muss Jürgen Führer geprägt haben.
Dieser Canaletto-Blick für Licht und Schatten, Perspektive
und Hintergrund… Ob er ein Hobbyfotograf sei? Nein, das
nicht, lächelt er. Modelleisenbahnen waren seit jeher seine
Leidenschaft. Schließlich hat er ja auch bei der Reichsbahn
gelernt. Eine TT-Spur-Anlage steht noch im Keller. Sein Sohn
ist sogar Lokführer geworden. Aber wie kam er dann auf
seine entzückenden Froschgeschichten u. a. im Brandenburger
„Zacharias“? Da stand, wie so oft im Leben, der
Zufall Pate: Eines Tages hatte er einen kleinen Plüschfrosch
in Berlin gekauft und der saß in einer Plastiktüte
des Kaufhauses Wertheim. Der Wortteil „Wert“ wurde
aus dem Bild heraus retuschiert und „heim“ nach
Kirchmöser ging es mit dem neuen Kameraden in grün.
Ein lustiges Bild im Fotoalbum… Damit war der Grundstock
für die pointierten, witzigen und inhaltsreichen Geschichten
gelegt. Denn um den ersten Frosch gruppierte sich bald eine
ganze Froschfamilie, Igel und Hasen. Sie bekamen Fahrräder,
Automobile, Boote und Flugzeuge geschenkt, die von Führer
selbst, seinem Onkel und seinem Bruder gebaut werden. Frau Karin,
die Wusterwitzerin, die seinerzeit ihren Jürgen als Soldaten
kennen lernte, 1970 heiratete und zum Hierbleiben bewog, strickt
mit der Nachbarin die Konfektion oder hilft den kleinen Gefährten
Puppenkleidung über. Diese quittieren die Einkleidung dankbar
und begleiten Familie Führer auf Schritt und Tritt. Wenn
der beim Sicherungsdienst der Bahn arbeitende Jürgen Führer
zur Arbeit fährt, sind einige der kuscheligen Amphibien
immer mit von der Partie. Ein paar Kühe stehen an einem
Weidezaun. Im Hintergrund ein Sonnenaufgang. Im Nu ist die Szene
aufgebaut. Jetzt mustern sich Frösche und Rinder gegenseitig
voller Neugier. Klick! Die Szene ist im Kasten. Zu Hause wird
sie mit einem einfachen Bildbeartungsprogramm aufpoliert. Um
die Bilder herum entsteht eine kleine Story von gemeinsamen
Abenteuern. Und dann geht es eben ab zur Zeitung.
Jürgen Führers Frösche sind kleine Botschafter.
Sie sollen nicht nur den Blick auf die Schönheiten der
Landschaften verstärken, die sie durchstreifen. Vor allem
sollen sie auch die Aufmerksamkeit der Betrachter auf sich und
ihresgleichen ziehen – das kleine Volk von Fröschen,
Igeln, Hasen und allem Getier, was vom Menschen so häufig
unbeachtet am Boden umherwuselt und eigene Sorgen und Nöte
hat. Auf humorvolle Art machen Führers Frösche auf
die Belange dieser Mitkreaturen aufmerksam.
Er hat ein großes und gütiges Herz, der Jürgen
Führer. Mit den Kindern der Stadt Brandenburg an der Havel
backen seine Frösche im Stadtbüro Plätzchen,
ein anderes Mal besuchen die grünen Gesellen Brandenburger
Kinder in einem Kindergarten. Überhaupt, Kinder –
sie gehören zu Jürgen Führers größten
Fans. Mit den Fröschen gemeinsam lernen sie die Sehenswürdigkeiten
ihrer Heimatstadt kennen: Aha – die komische Brücke
hinter der Froschfamilien ist die Bauchschmerzenbrücke,
das da ist das Paulikloster, „Mama, die Frösche sind
ja auf der Jahrtausendbrücke!“ Der Wunsch, gerade
auch die Jüngsten zu erreichen, machte Jürgen Führer
dann auch folgerichtig zu einem Kinderbuchautoren. „Unsere
Erlebnisse – Geschichten meiner Freunde Kurti und Mondi“
heißt das Büchlein, das vom Österreicher Novum
Verlag in einer Auflage von 3.000 Stück herausgegeben wurde.
Man trifft die Frösche Jürgen Führers überall
an. In der Heimatstadt, ihrer Umgebung, im Urlaub in den Bergen
Bayerns. Sie unternehmen viel – und immer zusammen.
Selbst in einem richtigen Segelflugzeug haben sie Brandenburgs
Traumlandschaft schon überflogen. Sie sehen Töpfern,
Schmieden und Strickerinnen über die Schultern, schlürfen
Bier an bayerischen Tresen. Vor dem Fernseher allerdings sah
man sie erst einmal: Das war, als der SKB Anfang August über
sie berichtete und sie den Beitrag über ihre kleine Bande
nicht verpassen wollten. Eine Playstation oder Computer-Games
kennen sie nicht. Ihre Welt ist die freie Natur. Auch das ist
ein gewichtiger Teil ihrer Botschaft. Sie regen an, es ihnen
gleich zu tun und zu erkunden, was das Leben schön und
lebenswert macht. Ihnen das zu ermöglichen ist das unbestrittene
Verdienst Jürgen Führers – eines patriotischen
Wahl-Brandenburgers mit einem großen Herzen und vielen
liebenswerten kleinen Fröschen und Igeln.
Die Frösche kann man besuchen auf: www.fuehrer-grafik.de