Der Tod der kleinen Michelle
von Leipzig
Don M . Barbagrigia
Wieder musste das Volk
den brutalen Mord an einer seiner kleinen Töchter hinnehmen.
Es ist wie mit dem Yellowstone-Supervulkan oder der Westflanke
des Teide: Man weiß, es wird geschehen, wieder und wieder!
Verhindern kann man es nicht, es ist nur eine Frage der Zeit.
Jedes Jahr gebiert eine Frau irgendwo einen Perversen, der einige
Jahre später ein Kind vergewaltigen und töten wird.
Das ist die grausame Realität. Das Problem lässt sich
weder umfänglich präventieren noch eindämmen.
Auch drakonische Strafen helfen da nicht viel. Selbst die Zeit
des öffentlichen Räderns brachte keine Abhilfe. Es
ist dramatisch.
Wenn nun aber die Tat geschehen ist, und man hat den Täter
gegriffen, was ja heutzutage aufgrund enormer kriminaltechnischer
Möglichkeiten beinahe zur Regel wird, was macht man dann
mit dem Strolch? Das ist eine entscheidende Frage.
Die sächsischen Nazis haben das Problem erkannt und punkten
nun mit dem Tod des kleinen Mädchens auf ihre Weise. Sie
laufen durch Leipzigs Straßen und fordern lautstark die
Todesstrafe für Kinderschänder. Sehr populistisch,
das Ganze. Kommt bei den einfachgestrickten Leuten gut an. Jeder
will den Verbrecher hängen sehen. Leiden soll er! Das spart
den Weg in die Videotheken, wo sich das blutrünstige Volk,
das sich früher im Kolosseum amüsierte, heute die
„Gesichter des Todes“ ausleihen muss um auf seine
Kosten zu kommen.
Doch die Todesstrafe muss in einer modernen Zivilisation obsolet
sein, der Mensch kann gemacht haben, was er will. Niemand hat
das Recht ihn aktiv zu töten! Zu viele Unschuldige sind
bereits hingerichtet worden. Sind sie erst tot, macht das an
ihnen begangene Unrecht niemand wieder gut. Das aber ist nur
ein Aspekt! Nur wer Leben schafft, darf es auch beenden. Bislang
ist das aber noch das Monopol Gottes!
Sollte jedoch jemand zweifelsfrei, und ich betone noch einmal
nachdrücklich: zweifelsfrei! als Täter identifiziert
worden sein, dann soll man den Schurken in ein hermetisch abgeriegeltes
Reservat verbringen, eine unwirtliche, karge Gegend von wenigen
Hektar Größe. Dieses Reservat soll nur von außen
bewacht werden um Fluchten zu verhindern. Man stoße den
Unhold nackt hinein und schließe das Tor hinter ihm und
seinesgleichen. Keine Nahrungszufuhr mehr, keine Kleidung, kein
Wasser, kein Werkzeug, keine Gesundheitsversorgung, keine Kommunikation
– nichts. Sie sollen darinnen völlig sich selbst
überlassen sein – egal, was passiert, und das für
den hoffentlich kurzen Rest ihrer bestialischen Existenz. Und
wenn sie sich selbst untereinander auffressen, der Gesellschaft,
an der sie sich vergangen haben, soll und muss es egal sein.
Für die Gesellschaft sind sie mit dem Augenblick ihres
Verstoßenwerdens gestorben. Wann der irdische Leib dieser
Lumpen dann wirklich stirbt, ist dann nicht mehr von Belang.
Die Nazis aber, die in Leipzig marschieren, unterstreichen wieder
einmal die Dummheit und Vergesslichkeit des Volkes: Todesstrafe
für Kinderschänder und -mörder? Na dann mal los!
Bringt euch gleich selbst als erste um! Denn Millionen europäischer
Kinder wurden während eurer Schreckensherrschaft geschändet
und getötet. Hunderttausende deutscher Mädchen wäre
die Tortur der Vergewaltigung erspart geblieben, wenn ihr nicht
die zornigen Russen ins Land geholt hättet! Ihr verkauft
euch als Saubermänner? Das könnt ihr nicht ernst meinen,
oder?
Es ist gut, dass sich die leidtragenden Eltern von derlei Getöse
distanzieren, obgleich nachvollziehbar wäre, wenn, wie
Schikaneder es ausdrückte, der Hölle Rache in ihren
Herzen kochte. Eine solche Haltung brandmarkt die Demonstrationen
der braunen Kolonnen als das, was sie in Wahrheit sind: als
Propagandafeldzug in eigener Sache. Es ist beinahe so schlimm
wie der Mord an dem Kind, dass es nunmehr nach seinem Tode sogar
noch instrumentalisiert wird.
Übrigens – wenn sich nun rausstellte, dass Michelles
Oma Jüdin war, liebe Ultrarechten? Was dann? Geht ihr dann
immer noch mit denselben Parolen auf die Straße, wo sich
Eichmann und Mengele doch solche Mühe gegeben haben, diese
"Rasse" ein für alle mal zu vernichten.