Klaus Büstrin im Porträt
Klaus Büstrin
Michael L. Hübner
Kultur ist das Lebenselixier,
das Blut einer Zivilisation. Sie gehört zu den wenigen Dingen,
die den Menschen über seine Mitgeschöpfe herausragen lassen.
Sie ist der Kitt einer Gesellschaft, denn ohne die farbigen Bereicherungen
der Kultur wird das Leben fad, monoton und dröge. Einer, der diese
tiefe Wahrheit ebenso tief verinnerlicht hat, ein eifriger Arbeiter
im Weingarten der brandenburgischen Kultur, das ist Klaus Büstrin.
64 Jahre ist es her, dass Klaus Büstrin in Bornstedt geboren wurde.
Bornstedt, das Krongut, nah an Potsdam, aber eben mehr als nur ein Vorort
Potsdams. Nur mal eben über die Hügel – und schon ist
man in Sanssouci, im Herzen Brandenburg-Preußens. Dieses Krongut
Bornstedt, dem jungen Büstrin war es die Heimat, die ihn prägte,
die er gemeinsam mit seinem Kumpel und Schulbankkameraden Wolfgang Joop
erkundete. Dann aber schickte sich Joop an, zum internationalen Modezaren
zu avancieren und Büstrin zog es nach Dresden. Von der Residenz
des soeben untergegangenen Preußens führte die Reise in die
nonchalante, in die bezaubernde Residenz des goldenen Sachsens. Nun
ja, beide Städte hatten ihren Charme im Bombenhagel des letzten
Krieges erheblich eingebüßt. Die Bilder glichen sich: Ruinen,
Abriss, Wiederaufbau. So etwas prägt. Aber etwas anderes prägte
den jungen Büstrin vielleicht noch weitaus mehr, nämlich,
dass die Menschen trotz allen Kampfes ums Überleben auf die Kultur
nicht verzichten wollten; dass sie ihnen beinahe so wichtig war, wie
das tägliche Brot. Doch vorerst besuchte er die Musikhochschule,
studierte Musikwissenschaften, nahm dann eine Musikjournalistenstelle
bei der Zeitung „Die Union“ an. Eine große Zeitung
war das, die zweitgrößte der sächsischen Landeshauptstadt.
Hier profilierte er sich. Besuchte alle Aufführungen, deren er
habhaft werden konnte, schrieb sich die Finger wund. „Es ist ein
Privileg, Kulturjournalist zu sein“, freut er sich. „Was
man alles zu sehen bekommt…“ Büstrin nahm auch alles
mit: Kreuzchor und Semperoper – Eintrittskarten hatten Valutacharakter
– für Büstrin standen ihre Pforten weit offen. Später,
in den Achtzigern, kam er zurück nach Potsdam. Heimat bleibt eben
Heimat! Die Schwestergazette, die Märkische Union, ließ ihn
nunmehr für sich schreiben. Er betreute die Kulturredaktion. Bis
die Wende kam. Für das anspruchsvolle Blatt bedeutete sie wie für
viele andere das Aus. Nicht so für Klaus Büstrin. Längst
hatte er sich einen Namen gemacht. Auf den wollten die Potsdamer Neuesten
Nachrichten nicht verzichten. Nun ist er Chef ihres Kulturressorts.
Das aber füllte den Mann und Journalisten Klaus Büstrin nie
so recht aus. Da war noch mehr… Er wollte schließlich nicht
nur über Kultur berichten, nein, er wollte auch ganz aktiv und
in eigener Person Kultur schaffen. Zu DDR-Zeiten fanden seine Ideen
keine Förderung. Mit der Wende sollte sich das ändern. Er,
der schon als Schuljunge großes Gefallen am Rezitieren von Gedichten
und Balladen, am Vortragen und Deklamieren gefunden hatte, wollte mit
seiner Kunst auch anderen eine Freude machen. So entwickelte er im Jahre
2000 zusammen mit Renate Bormann von der Potsdamer Urania das Format
„Im Garten Vorgelesen“, das seither 16mal im Jahr in der
Landeshauptstadt zur Aufführung kommt und bis zu 250 Besucher pro
Lesung anzieht. Ganz so viel sind es in Brandenburg an der Havel zwar
nicht – hierhin wurde die Lesereihe mit großem Erfolg „exportiert“
– dennoch, eine Sommersaison ohne das Brandenburger „In
Gärten gelesen“ ist kaum noch vorstellbar. Und so ging Büstrins
Ruf mittlerweile weit über die brandenburgischen Landesgrenzen
hinaus. Mit Iris Berben stand er schon gemeinsam auf der Bühne,
mit Rita Feldmeier und mit Hans-Jochen Röhrig. Doch: Heimat bleibt
eben Heimat. Und so besucht Büstrin auch immer wieder das Brandenburger
Theater. Mit dem Zug kommt er herüber in die Domstadt – ein
Automobil besitzt er ebenso wenig wie ein Mobiltelefon – und er
freut sich über dieses Theater. Er ist ihm treu, seit er auf dieser
Bühne mit 17Jahren einst Puccinis Madame Butterfly gesehen hatte.
Beinahe keine Opernaufführung hat er verpasst und kaum eine Schauspielinszenierung.
Er kennt sie alle die dort arbeiten und ärgert sich, dass das Haus
kein festes Schauspiel- und Musiktheaterensemble mehr hat. Ein Haus
mit solchem Potential, mit solchen Mitarbeitern – ein Musentempel
– ohne Ensemble... Aber er jammert nicht. Wo er kann, da packt
er tatkräftig helfend mit an um der Kultur auch in diesem Hause
weiterhin eine würdige Heimstatt zu sichern. Die Brandenburger
wissen dies. Sie wissen, was sie an ihrem Potsdamer Büstrin haben
und deshalb hieß es am Freitag in St. Pauli: Der 7. Brandenburger
Theaterpreis 2008 geht an… Klaus Büstrin! Applaus! Applaus
für einen hervorragenden Vertreter der brandenburgischen journalistischen
Zunft! Applaus für einen schaffenskräftigen Mann der Kultur!
Applaus für Klaus Büstrin!