zurück
zum Landboten
|
Die Rosenbergs und der ganz normale
menschliche Wahnsinn
Scholcher M. Druckepennig
Am Abend des 13. September 2004
strahlte der Sender "Phönix" der ARD eine Sendung über
die beiden Atomspione Ethel und Julius Rosenberg aus, denen von einem
Gericht der U.S.A. vorgeworfen wurde, das Geheimnis der Atombombe an die
UdSSR verraten zu haben. Beide mußten im berüchtigten Zuchthaus
Sing-Sing auf dem Elektrischen Stuhl sterben.
Was uns erschütterte, war der Abschlußkommentar eines Reporters,
der sichtlich und sicher aufrichtig bewegt vom Sterben der Ethel Rosenberg
berichtete. Sein Schlußsatz lautete: "Nach zwei weiteren Stromstößen
traf Ethel Rosenberg ihren Gott, dem sie viel zu erklären haben wird."
-Pause-
Lassen Sie diesen Satz auf sich einwirken! Lesen Sie ihn noch mal und
wieder und noch einmal!
Wenn Sie das begreifen, dann begreifen Sie die Misere der Menschheit von
Anbeginn.
Dieser Mensch, dieser Reporter glaubt, was er da sagt. Er glaubt es wirklich.
So, wie es die, die auf der anderen Seite des Eisernen Vorhanges auch
geglaubt haben - natürlich den Blödsinn, den sie selbst erzählten.
Dieser Reporter maßt sich an, für Gott zu sprechen! Verstehen
Sie? Dieses Häufchen Lehm und Dreck spricht für den Schöpfer
von Himmel und Erde und degradiert diesen zu einer bestätigenden
Instanz für den irdischen Richter.
Und Gott, vor dem kein Ding unmöglich ist, Gott kann nicht anders,
ER muß den Spruch eines amerikanischen Richters bestätigen.
Davon ist der Reporter felsenfest überzeugt.
Gott als Popanz - die entglittene Schöpfung hat sich endgültig
über IHN erhoben, dieser völlig benebelte Amerikaner schreibt
dem HErrn das Urteil vor!
Da war der Richter noch etwas zurückhaltender: Immerhin billigte
er Gott die Option zu, die Rosenbergs vor SEINEM ewigen Thron zu begnadigen.
Und immer sind
da welche, die es ganz genau wissen und der Weisheit letzten Schluß
für sich gepachtet haben - bis hin zum Verlöschen der Sterne.
Und wenn die Anderen das nicht akzeptieren wollen, so offenbaren sich
diese Schelme, Ungläubigen, Renegaten, Kommunisten, Imperialisten,
Islamisten etc. als die Bösen und Gottefeinde und dann muß
man eben schon mal mit dem Scheiterhaufen, Panzern oder am besten gleich
mit der Atombombe nachhelfen.
HErr, jetzt begreife ich die Sintflut!
Man mag über die Rosenbergs, die damalige Sowjetunion und Stalins
Terrorregime denken, was man will. Doch eines steht außer Frage:
Durch ihren Geheimnisverrat haben die Rosenbergs nicht, wie der infame
Blutrichter in seiner Urteilsbegründung behauptet hat, Millionen
von Menschen das Leben gekostet, sondern es eventuell für Milliarden,
wenn nicht gar für die ganze Menschheit bewahrt. Denn sie halfen,
das sogenannte Gleichgewicht des Schreckens zu etablieren, was auch die
Hardliner der U.S.A. bis zum heutigen Tage davon abhielt, mit Waffengewalt
gegen die verhaßten Kommunisten und die anderen Feinde Amerikas
vorzugehen. Und das zu einer Zeit, als die irrwitzig gewordenen Vertreter
einer "freiheitlichen Demokratie", die niemals eine war, ohne
zu Zögern bereit waren, von ihrem atomaren Vorsprung Gebrauch zu
machen. Daß sie sich dabei vermittels nuklearer Verseuchung und
atomarem Winter selbst den Boden unter den Füßen weggezogen
hätten, soweit reichte es bei den Hohlköpfen nicht, die noch
in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts in einigen Landesteilen
der U.S.A. Darwins Lehre mit einem strafrechtlichen Bann belegten und
Neger, Hispanos und Indianer zu Menschen vierter Klasse deklarierten.
In dieser einzigen Äußerung eines amerikanischen Reporters
fokussiert sich scharf gebündelt wie in einem Laser die ganze Tragödie
der Dummheit einer bornierten und abgedrehten Menschheit, die ihren enormen
Hirnkasten ums Verrecken nicht benutzt, um Verständnis und Nachsicht
für den Nächsten zu entwickeln. Das Potential dieses Brägens
muß ganz im Gegenteil dazu herhalten, Waffen zu ersinnen, mit denen
man dem anderen das Maul stopfen und ihn selbst der eigenen Ansicht gefügig
machen kann. Es muß dem Prinzip folgen: "Ich ertrage dich als
Mitmenschen nur, wenn du für mich schuftest ohne zu murren, auf daß
es mir meiner Erdentage gut ergehe. Amen!"
Und Gott hat mit dem Stärkeren zu sein!
Das ist kein Gott - das ist eine Ausrede! Das ist eine blasphemische Lumperei,
ein pseudotheologisches Bubenstück!
Als der Rabbi Joshua ben Mariam, auch als Jesus von Nazareth bekannt,
von seinem Vater im Himmel sprach, da war vom Gegenteil die Rede, und:
Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern,
das habt ihr mir getan. (Matth.25.40)
Dieser Aussage zufolge hat das bigotte Amerika am 19. Juno 1951 den Herrn
Jesus Christus im Zuchthaus Sing-Sing auf dem elektrischen Stuhl geröstet,
bis der Tod eintrat.
Wie der Gott, auf den sich dieses Amerika auf jeder Dollarnote mit seinem
"in god we trust" beruft, darüber urteilen wird? Wir wissen
es nicht!
Wir wissen nur, daß fast auf den Tag genau ein halbes Jahrhundert
später zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Center krachten,
eines ins Pentagon und eines in den geheiligten amerikanischen Boden.
Sollte das etwa die legendäre Antwort des HErrn aus dem Wettersturm
gewesen sein…? Denn, so steht es geschrieben: „Wer das Schwert
nimmt, der soll durchs Schwert umkommen!“ (Matth.26.52) Wer Gewalt
sät, wird Gewalt ernten, immer und immer wieder. Man sollte dem Vater
aller Dinge nur endlich einmal zuhören, statt ihm permanent seine
Urteile vorschreiben zu wollen. Das wäre mal ein Anfang!
|