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Deutsche Raser unterwegs

zu einem Sternleitartikel der Ausgabe 32/3002

An die Redaktion des Stern

Die Geister, die ich rief, werd’ ich jetzt nicht los...
Ihr habt sie Euch doch so erzogen! Nach den Erfahrungen des Dritten Reiches galten doch Autorität und Disziplin einen Scheißdreck. Nach den Erfahrungen mit der Machtkirche galt doch Verantwortung dem Nächsten gegenüber, Solidarität, defensives Denken, Vergebung und Friedfertigkeit einen Scheißdreck. Die deutsche Gesellschaft konnte doch nicht trennen zwischen positiven Werten und jenen, die diese Werte für sich usurpierten und hernach mißbrauchten. Diese Raser sind das Produkt Eures Versagens! Und daß ihr sie nicht in den Griff bekommt, beweist ein weiteres Mal Eure Unfähigkeit. Die Canaille gehört aus dem Verkehr gezogen, wie man es doch mit potentiellen Mördern ebenfalls zu tun pflegt.

Wenn man es vom Standpunkt einer Waffe betrachtet, was unterscheidet denn dann ein Automobil von einer Pistole? Warum muß man zum Erwerb einer Feuerwaffe ein Attest nach dem anderen vorlegen und gleichzeitig kann jeder Idiot einen Führerschein machen?

Weil die Automobil-Lobby hierzulande ebenso mächtig ist, wie die Waffenlobby in den Vereinigten Saaten von Amerika! Weil’s um die Kohle geht und um nichts anderes. Und es mächtige Leute gibt, die mit den psychischen Gebrechen ihrer Mitmenschen skrupellos Kohle machen, ob das menschliches Elend nach sich zieht oder nicht.

Guter Gott, welche Naivität, welche Weltfremdheit spricht aus Ihren Zeilen! Sie wollen Deutschlands geisteskranke Raser und Drängler bändigen? Wie wollen Sie denn die allmächtige Automobilindustrie in die Knie zwingen, die unter anderem auf die gestörte Kundschaft setzt? Die wird Ihnen sofort etwas vom Erhalt von Arbeitsplätzen vorheulen, um ihrer Profitgier keine Erwähnung tun zu müssen. Der ADAC als Vertreter des mündigen, mobilen Bürgers und eines großen Wählerpotentials wird Ihnen ’was husten.
Ich werde Ihnen sagen, wo der Hase im Pfeffer liegt: Diese kaputten Ellenbogen-Typen werden doch von dieser Gesellschaft systematisch herangezüchtet. Das sind doch die Macher, die Siegertypen von der Überholspur, die Leistungsträger. Nun laßt sie sich doch ein bißchen austoben! Sie brauchen doch ein bißchen positiven Streßabbau. Tun doch sonst Tag und Nacht alles für die prosperierende deutsche Wirtschaft! Haben wir doch letztendlich alle ’was davon! Wen stören denn da die paar unvermeidlichen Verkehrsopfer, die Toten und die Krüppel und die Waisen. Laßt die Psychopathen ruhig unbehelligt ihr Leben auf Kosten anderer genießen! Das ist doch das Grundprinzip unserer sich von Tag zu Tag mehr entsolidarisierenden Gesellschaft. Jeder für sich und pfeift alle auf die Verantwortung dem Nächsten gegenüber.

Dieser Gesellschaft fehlen moralische Grundprinzipien, der Kant’sche Imperativ und der entsprechende Wille, diesen Moral- und Ethikkanon durchzusetzen. Individualität auf Kosten der Gemeinschaft muß von der gesamten Gesellschaft geächtet werden, sonst bleibt Euer ganzer Beitrag folgenlos.

Leute, die mit einer solchen Meinung wie Eure vorgestellten Idioten bewaffnet, auf Ihre Mitmenschen losgehen, haben definitiv ihre Menschenwürde verspielt. Also spuckt sie an, prangert sie an, nennt sie beim Namen, schließt sie aus der Gesellschaft aus und sperrt sie in Irrenhäuser, bis sie begreifen, daß sie sich mit ihren Attitüden für genau diese Unterkunft empfohlen und qualifiziert haben! Einen anderen Weg gibt es nicht. Alles andere ist Onanie.

1.Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003