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(P)

Armes Brandenburg!

B. St. Fjøllfross
Wieviel Katastrophen mußte diese Stadt schon erdulden. Den dreißigjährigen Krieg, die Franzosenzeit, zwei Weltkriege, die Inflation, sechzig Jahre Nazis und Bolschewisten und jetzt auch noch 12 Jahre SVV. Wann hat eine Stadt genug gelitten? Ich meine endgültig und für alle Zeiten! Reicht es nicht, daß man über die Stadt Brandenburg bis nach Bayern lacht und sie den Titel trägt: Paradebeispiel- für-alles, was-man-irgend-versauen-kann? Halberstadt weinte sich dem Vernehmen nach schon vor Jahren über Walter Rossing aus. Das hinderte die SVV, deren eines Mitglied schon mal seine Wähler als bißken behämmert deklarierte, mitnichten, trotzdem mit diesem Herrn zu paktieren und ihm auch noch Unsummen auf UNSERE Kosten in den Rachen zu schieben. Wer von den Stadtverordneten steht mit nur einem Heller aus der eigenen Tasche für den Mist ein, der da verbockt wurde? Brandenburg blutet aus: finanziell ist die Stadt am Boden und wer kann, haut ab. Was soll die Abwanderer halten? Die Aussicht auf den nächsten drögen Würfel auf dem Markt, schräg gegenüber dieses architektonischen Albtraums Stein- /St.Annenstraße? Aber da kommen ja jetzt viele Läden rein - die werden's schon bringen. Es spielt keine Rolle, daß die kleinen Händler in der Haupt- und Steinstraße um die nackte Existenz ringen. Jetzt wird geklotzt. Und wenn die neuen Konsumtempel erst blitzen und glitzern, dann werden die in der Stadt verbliebenen Rentner und die 21% Arbeitslosen ihre Reserven schon noch mobilisieren und in einem wahren Kaufrausch die banquerotte Kommune revitalisieren. Von allen umliegenden Dörfern wird man nach Brandenburg eilen, der Schikane an den Wuster Schranken trotzend - um Rossings Krämerbude zu stürmen! Und die Angebote erst! Sie werden die des ehemaligen Brandenburger Karstadt-Ablegers toppen, daß den Leuten in Nah und Fern keine Alternative mehr zu einem Einkauf in Brandenburg bleibt. Und morgen ist Pflaumenpfingsten.
Ich will jedoch nicht in Abrede stellen, daß der verirrte Besucher der geschundenen Stadt, kaum des Bauwunders auf dem Markt ansichtig, sogleich in diesen hineinstürzen wird. Wie anders könnte man sich effektiv vor dem Anblick des Äußeren dieses "Blickfangs" schützen?
Zum Thema Wust und Bahnhof noch ein letztes. Betritt man eine Wohnung, so läßt meist die Diele schon auf das Wesen und die Erscheinung der Bewohner schließen. Was glauben unsere "Stadtväter und -mütter" eigentlich, welche Gedanken einem Besucher der Stadt Brandenburg einkommen, wenn er wieder einmal den halben Freitagnachmittag an den Wuster Schraken das Weichbild der Stadt studieren durfte, statt sich seinem Reiseziel auch nur einen Meter zu nähern. Nimmt man jedoch die Eisenbahn und verläßt sie am Hauptbahnhof (von den anderen Brandenburger Bahnhöfen schweigen wir besser), dann brüllt einem diese "Visitenkarte" der Stadt geradezu entgegen: Fremder, Du hast dich verirrt! Spring zurück in den Zug und verlasse ihn erst nach Erreichen der Zivilisation wieder!
Wo auf den launigen Brandenburger Internetseiten findet man eine konkrete Angabe, was in diesen Fällen für welchen Zeitraum geplant ist und wann's endlich losgeht!? Was hat das regionale Tageblatt (MA) dazu zu sagen? Wenn ich die lokale Presse durchstöbere, so erinnert mich diese Lektüre oft an alte Zeiten: Erfolge, wohin das Auge blickt! Der OB schüttelt paar strahlenden Sportlern/ Kindern/ Tierheimhunden die Hand/Pfote - überall geht's aufwärts - nur eben draußen auf der Straße, in der Realität - da geht's rapide abwärts! Hofberichterstattung, Kuschen vor den Duodezfürsten und Kleinstmächtigen der Stadt und des Kreises? Die freie Presse hätte wahrhaft viel zu tun, das Attribut Freiheit vehementer zu verteidigen. Eine gute Presse muß in der Lage sein, Nieten im Nadelstreifen, wenn's nötig ist, in die Versenkung zu schicken. Sie ist der Anwalt der Wähler in der Legislaturperiode, die von den Möchtegern-Matadoren so gern als Stimmvieh gesehen werden. Stimme abgeben und danach Schnauze halten. Wer noch keinen Alzheimer hat, mag sich auch daran noch erinnern.
Übrigens! Was gibt's neues von der B1 - Ortsumfahrung Plaue (schlage vor, sie für den Abschnitt Plauer Sumpfgelände in "Allee der überbezahlten Versager" zu benennen)? Gibt's überhaupt was neues? Ist ein Ende in Sicht? Oder macht die sechsspurige Autobahn Irkutsk-Wladiwostok das Rennen um den Stichtag der Eröffnung?
Wenn es die hochlöbliche SVV überhaupt noch neben der Wahrung ihrer Pfründe interessiert warum die Wählerbeteiligung immer beschissener wird, so mögen sie zwischen den obigen Zeilen lesen, die nur ein kleines Spektrum dessen repräsentieren, was einen Brandenburger verbittert, dem die Heimatstadt noch irgendwie am Herzen liegt.

1.Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003