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Eine Buchautorin von 14 Jahren

K. K. Bajun
Eine 14 jährige Demoiselle aus dem Lande der Franzosen hat ein Buch geschrieben. Es ist fertig gedruckt, gebunden, ein Verlag hat sich seiner erbarmt, die Kritiker haben es beachtet und der blühenden Jugend der Autorin geschuldet entsprechend positiv bewertet. Nun ist die junge Dame auf Verkaufstour. Promotion nennt man das.
Vielleicht hat sie auch wirklich gut geschrieben. Unberufen!
Aber was hat sie denn nun eigentlich geschrieben, die Jungfer? Ein Märchen! Ein weiteres Märchen:„Das Orakel von O...“ Wieder geht’s um Bösewichte und strahlende Heroen in einem Land der Phantasie. Übersinnliches vermischt sich mit Geträumtem. Nun gut. Alles in allem ein Spiegel dessen, was an informellen Einflüssen über vierzehn Jahre hinweg auf die junge Dame einwirkte. Vielleicht ein guter Werbegag, ein von einem Ghostwriter verfaßtes oder aber stilistisch überarbeitetes Opus als das Werk eines Wunderkindes auszugeben, um einem abgedroschenen Thema, einer Scharteke unter Tausenden des Genres Geltung und Gehör zu verschaffen. Honi soit qui mal y pense!
Aber das ist boshaft. Belassen wir es dabei: Die charmante Französin hatte für ihre Freundinnen ein paar hübsche Geschichtchen aufgezeichnet, die ihrem begabten Hirne entsprossen und es wurde – hast du nicht gesehen – ein Buch daraus. Ein richtiges Buch! So eines, das man beim Buchhändler kaufen kann. Aus der Hand einer Halbwüchsigen. Soweit die offizielle Lesart.
Nun gut!
Aber warum muß uns das Kind mit einer weiteren Geschichte aus dem Land der Feen, Elfen und Dämonen beglücken? Hat’s denn seit dem Potter Harry unseligen Angedenkens nicht wirklich schon genug von dem Kram? Noch eins drauf? Wann kehrt denn endlich wieder Frieden ein in der deutschen Leselandschaft? Wann gestatten uns die Damen und Herren Autoren endlich wieder, uns mit den leidigen Problemen des Alltags zu befassen, des Alltags in dieser Welt?! Wann dient ihre Schriftkunst endlich wieder dem Zweck, Wege durch dieses Leben zu finden und nicht durch wirre Träume und Phantasien?
Zumindest ein paar Leute sind in dieser besagten Welt ganz gut angekommen, während sie den Rest ins Reich der Sagen und Märchen schicken: eine fabulierende Jung-Französin und ihr Berater- und Verlegerstab. Herzlichen Glückwunsch!
April 2003 B.St.Fjöllfross

P.S Sagte hier irgend jemand, aus meinen Worten klinge der blanke Neid auf die junge Dame und ihren gemünzten Erfolg? Möglich. Will ich nicht mal abstreiten. Aber vordergründig regt es mich auf, daß diese Schwummermärchen eine solche Furore machen, während die Probleme unserer Welt nach ernsten Lösungen schreien. Die Menschen, die durch ihr Kaufverhalten diese Märchen einfordern und damit zu erkennen geben, daß sie sich der Realität verweigern, die setzen mir zu. Und das ist es, was meine Feder übers Papier treibt. Der Neid ist ein sekundäres und für mich sehr leicht zu handhabendes Problem. Er entspringt lediglich meinem Wunsch, ich könnte mit meinen Anliegen ein ähnlich breites und aufmerksames Publikum erreichen. Na ja, das Geld wäre auch nicht schlecht....

1.Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003