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Rivelazione
Das “Don Camillo”
im Gasthaus „Zur Post“
in Klein Kreutz bekommt "QUATTRO CUORI - Vier Herzen" Für seine Besprechungen erhält der Preußische Landbote keinerlei Vergütungen oder Vergünstigungen von Seiten derjenigen, denen die Besprechung gewidmet ist! Don M. Barbagrigia. Brandenburg. Das Heilige Römische Reich erstreckte sich einst von den Gestaden der Ostsee bis an die Südstrände Siziliens. Die deutschen Brüder und Schwestern im Norden wurden von ihren italienischen Landsleuten im Süden durch die Alpen getrennt und – durch die Küche. Die mediterrane Küche … Weit mehr noch als grün-weiß-rot nämlich steht für den Landboten nichts so sehr für Italien, als eine wunderbare Pizza Mista, Quattro Stagioni oder wie auch immer. Salami und Käse, Schinken und Oliven, Zwiebeln und einen gehörigen Schuss feinen Olivenöls, Peperoni und Zwiebeln – auf einem wunderbaren Pizzaboden … Das ist bella Italia. Nun kann man nicht für jede Pizza über den Brenner reisen. Dafür gibt es italienische Restaurants in Hülle und Fülle im Norden des Reiches und alle sind sie von ganz unterschiedlicher Qualität. Da gibt’s ja die Kategorien Ambiente, Freundlichkeit und Zugewandtheit des Personals, Bedienung, Schmackhaftigkeit der Speisen, Schnelligkeit, Preise und die kleinen Aufmerksamkeiten. Bei den gehobenen Restaurants kommt dann das Michelin-Männchen, frisst sich einen weiteren Reifen um den Leib und vergibt die berüchtigten Sterne. Wir indes vergeben „cuores“, „Herzen“ in folgender Staffelung von „grottig“ bis „einsame Spitze“. Das geht so: RST (Rønne Store Torv), die -1, das Challenger-Tief im Pizza-Ozean, NDC (nulla di che – nicht viel), die „0“, für alle Pizzerien, die sich nicht entblöden, Großmarkt-Pizzen aus der Tiefkühltruhe aufzuwärmen, B (bene), die „1“ für den soliden Durchschnitt, ohne Tadel, aber eben auch nicht mehr, G (grande = großartig), die „2“, für alle Pizzerien, die eine Empfehlung lohnen, E
(eccelente = hervorragend), die „3“, für alle Pizzerien, die man gerne
immer wieder besucht und letztendlich Eines vorweg: das „Al Dente“ im Bürgermeisterhaus der Brandenburger Neustadt, Stein-, Ecke Brüderstraße, kann sich bei uns eines „E“ erfreuen. Großes Kino! Desgleichen das „Bella Vista“ an der Werderaner Baumgartenbrücke. Dieses Restaurant der gehobenen Klasse im alten Haus „Zur Mühle“ kommt dem ultimativen „R“ schon sehr nahe. … wie auch das „Il Castello“ in Potsdam Bornstedt, Potsdamer Straße 16. Die sind auch ein heißer Kandidat auf das goldene „R“. Doch das ultimative „R“, das haben nur zwei von uns bekommen: „Antica Roma“, Am Treptower Park 37 in Berlin und das „Don Camillo“ im Gasthaus „Zur Post“, im brandenburgischen Groß Kreutz an der Bundesfernverkehrsstraße 1. Letzterem nun wollen wir diesen kleinen Beitrag widmen. Zunächst einmal: Eine Pizza zählt zu den unverkennbaren italienischen Kulturgütern von nationalem Charakter und gehört damit unabdingbar in italienische Hände. Das hat nichts mit ethnologischer Diskriminierung zu tun, das ist nun mal so. Das Entenfleisch mit Morcheln und Bambussprossen muss der Chinese in seinem Wok kochen, der Türke beschenkt uns mit seinem Döner, der Deutsche liefert das Eisbein und der Russe die Piroggen. Jeder trägt das zur Küche bei, was er seit Jahrhunderten kann und zur Perfektion getrieben hat. Darin ist sicher auch der Grund zu suchen, warum die Pizza am Store Torv so gründlich missriet. Kurdistan ist halt viel zu weit vom letzten Außenposten des Imperium Romanum entfernt. Als wir dort einsaßen und unsere Gaumen um ihr nacktes Überleben kämpften, tafelte neben uns eine junge Dame mit dem Abiturientenkäppi auf dem Köpfchen, begleitet von ihren Eltern. Nach unserem Besuch wurden wir den Verdacht nicht los, das Mädelchen muss ihr Abitur offensichtlich nur mit Müh und Not bestanden haben – denn dieser gastronomische Albtraum lässt sich nur als maximale elterliche Sanktion nach Abschaffung der Prügelstrafe deuten. Hätte sie mit der Note „summa cum laude“ bestanden, das „Don Camillo“ im Restaurant „Zur Post“ in Klein Kreutz hätte einen würdigen und angemessenen Rahmen für die Feier einer solchen Leistung geboten. Denn das Beste verdient immer nur das Beste. Wir kamen eine Viertelstunde vor der Öffnungszeit – macht nichts. Wir durften rein. Die Getränke waren auf dem Tisch, bevor die Kirchturmuhr Zwölfe schlug. Der Kellner, von überaus freundlicher und aufmerksamer Diskretion und Zurückhaltung, die kleine Pizza Salami für den vierjährigen Ladenschwengel herzförmig, die Preise desgleichen, der Amaretto aufs Haus, die Oliven-Wartehäppchen, das dreifache Schälchen mit Knoblauch, Kräuter- und scharfer Würze. Die dachten wirklich an alles! Die Musik im Hintergrund war leise und unaufdringlich. Die Pizzen für die Großen waren selbst sehr groß und schmeckten hervorragend, das Besteck war sauber und zum Pizza-Schneiden zu gebrauchen – nichts, was auch nur den geringsten Punktabtzug gerechtfertigt hätte. Damit hat sich das „Don Camillo“ nicht nur einen Platz in unseren Herzen erworben, sondern auch in der nach nur wenigen Gipfeln zählenden Riege der Achttausender der italienischen Volksküche. Die Konkurrenz auf den wenigen Kilometern der Fernstraße 1 zwischen der Chur- und Hauptstadt Brandenburg an der Havel und der Landeshauptstadt Potsdam ist nicht eben gering. Das „Don Camillo“ jedoch braucht keinen Mitbewerber fürchten. Wir jedenfalls wissen nun, wo wir ganz besondere Anlässe feiern. In einem besonderen Restaurant, das mit Fug und Recht mit einem „R“ geadelt wurde, das eine Offenbarung darstellt und das sich jeden einzelnen seiner Quattro Cuori redlich verdient hat. Mille grazie, Signori! |
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2012
01.11.2024