Hinter den Türen
eine Adaption der Krabat-Sage durch Herrn Martin
Beyer
Kotofeij K. Bajun. Havelsee.
Also, Herr Martin Beyer,
Jahrgang 1974 – diesmal ist das von Bedeutung – versucht sich am gewaltigen
Stoff der sorbischen Nationalsage – dem Krabat. Sie erinnern sich, die
Mühle am Schwarzen Wasser, in der das Böse regiert, und magisches Wissen
aus dem Koraktor, dem Höllenzwang gelehrt wird – nicht so süßlich wie
in Hogwarts, nee, um den Preis eines Lebens pro Jahr. Nein, wir spoilern
nicht. Lesen müssen sie es schon selbst. Dennoch müssen wir leider sagen.
Kaufen Sie das Buch nur, wenn Sie wirklich keine Ahnung haben, was sie
mit Ihrem Gelde sonst noch anfangen könnten.
Was sollte das nun
vorstellen? Einen psychologischen Entwicklungsroman, der es sich zum
Ziel gemacht hat, die konventionelle Erzählweise einer sich um jeden
Preis abgrenzen wollenden Moderne zu opfern?
Das Lesen strengte
an. Die Erzählung - beinahe der gesamte vor-Mühlen-Teil ist durchaus
verzichtbar - ist so surreal, dass es dem Leser kaum gelingt, einen
Bezug zur Handlung aufzubauen. Es wird eine Parallelwelt vorgestellt,
die zwischenmenschliche Abgründe und Interaktionen korrekt erfasst und
beschreibt, aber zu einer derartig verdichteten Karikatur verzerrt,
dass eine Identifikation mit dem tragenden Charakter kaum mehr möglich
ist. Zwischen dem Leser und dem Stoff baut sich eine Distanz auf, ein
Spalt, der verhindert, dass das erzählerische Ziel erreicht wird.
Mit der Wiedergabe
des Finales zwischen dem Meister und Vander wird der Ermattungszustand
des Autors deutlich. Das ist fade, lustlos und bemüht - ein Hintertüren-Fingerhakeln
mit küchenpsychologischer Firnis …
… und wer ist denn
dieser neue Meister Vander nun? Er wird das Mühlengeschäft kaum beim
Wirtschaftsamt von Schwarzkollm abgemeldet haben, denn wo bliebe dann
Platz für den Meister Krabats. Ist er etwa jener? Kann nicht sein, denn
jener erschoss seinen Kameraden am Hofe des Sultans und nicht bei einem
preußisch-sächsischen Duell. Also dessen Vorgänger? Alles Spekulation.
Oder fand Vander am Ende zu seiner persönlichen Integrität und schloss
den Laden ab? Man bleibt mit seinen Fragen ratlos zurück. Sehr unbefriedigend.
Nein, der Autor ist
begabt, der Stoff an Dramatik kaum zu überbieten - beides in Kombination
hätte Potenzial gehabt, wurde aber zu einem Luftballon, dem schon am
Anfang die Luft ausging. Schade!