zurück
zum Landboten
|
Krakeelen
gegen Ultrarechts
Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist dazu verdammt sie zu
wiederholen.
[Jorge Augustin Nicolas Santayana, 1863-1952,
„The life of reason“, 1st Volume „Reason in Common sense“, chapter 12]
B. St. Fjøllfross. Rathenow. War
die Aktion nun völlig bekloppt oder auf eine böse Art genial?
Irgendjemand in der zur regierungshörigen Sendeanstalt verkommenen ARD
muss wohl realisiert haben, dass die AfD mittlerweile der einzigen Partei
den Rang in der bundesweiten Wählergunst abzulaufen droht, welche noch
nennenswert mitzuspielen in der Lage ist.
Diese Partei noch
länger zu ignorieren, bedeutet, ihr die Wähler quasi frei Haus zu liefern
- denn wer lässt sich das schon gerne gefallen ignoriert zu werden! Das
fordert ja eine massive Antwort geradzu heraus.
Die Christdemokraten können auch nur deshalb noch ein bisschen herumregieren,
weil alle anderen Parteien unisono die blauen "Schmuddelkinder"
boykottieren. Dabei müssen sich die einst so stolz und selbstbewusst einher
kommenden Konservativen von den zahlenmäßig bedeutungslosen Sozialdemokraten
an der Nase durch die politische Arena führen lassen, wie einst die Arbeiterverrätertante
von den Grünen, die unter Kanzler Scholz eine vergleichbare Position einnahmen,
wie die Sozen heute.
Der Trick? Die Sozen brabbeln permanent - so wie unter ihnen die Grünen
– vom Platzen der fragilen Koalition, was den kollektiven Selbstmord bedeuten
würde.
Das nennt man dann die Bedrohung durch einen Amoklauf mit Ansage unter
dem an die Wand gemalten blauen Teufel.
Doch dieses As kann man nur einmal ausspielen. Wenn man unter politischen
Partnern so beginnt miteinander umzugehen, bröckelt die Verbindung auch
schon und driftet erkennbar in Richtung Instabilität. … zumal es sich
ja, wie jedermann weiß, um keine Liebesheirat, sondern von vornherein
um eine Zwangsehe handelt.
Also räumt man der AfD-Chefin ein prominentes Podium in Reichstagsnähe
ein, um mit ihr ein Sommerinterview zu führen.
Diesen kläglichen und viel zu spät kommenden Versuch, politische Neutralität
und Ausgewogenheit zu demonstrieren, versuchen die ARD-Leute noch mit
dem lächerlichen Impetus zu kaschieren, dass man erstens der AfD öffentlich
Gelegenheit geben will, sich selbst zu demontieren.
Dass das außer bei den fanatischen Realitätsverweigerern nicht klappen
wird, das dämmert den Machern dieser Farce bereits seit langem. Doch die
Hoffnung stirbt ja bekanntlicher maßen immer zuletzt.
Zum zweiten ist den Programmgestaltern ebenso sonnenklar, dass wenn sie
die AfD noch länger wie einen Haufen lästigen Dreck unter den Teppich
zu kehren versuchen, die Beule im Teppich irgendwann zwangsläufig so gewaltig
wird, dass sie – und nur sie – über diese Beule böse stolpen werden. Den
blauen Elefanten im Raum zaubert niemand mehr weg.
Dafür ist in der Vergangenheit einfach viel zuviel haarsträubender Blödsinn
gemacht worden.
Also lässt man Frau Weidel Stellung nehmen.
Von der anderen Seite der Spree stören ein paar Krakeeler das Interview
und lassen es als Farce und Blamage unterster Schublade der ARD in die
Geschichte deutscher Medienproduktionen eingehen.
Laut erhebt sich die Frage, wer den Krakeelern Ort und Zeit des Interviews
durchgestochen hat.
Noch lauter wird nachgehakt, warum die Polizei die Krakeeler in der Bannmeile
gewähren, sie überhaupt so nahe an den Ort des Geschehens heran ließ.
Die lässt es – in die Enge getrieben - an spitzfindigen und mit vielen
Gesetzesverweisen gespickten, unverständlichen Ausreden nicht mangeln.
Käme der Polizeiführung ein Delinquent im Verhör mit solch einem Geschwafel,
die „Ordnungsmacht“ würde mutmaßlich wieder über die Einführung der Folter
nachdenken, um den Schweinehund zum Schweigen zu bringen.
Wer waren denn nun die Schreihälse, ihre Strippenzieher und Unterstützer
aus der Verwaltung?
Sollten es aufrechte Demokraten und Widerständler gegen eine blau-braune
Zukunft Deutschlands gewesen sein, so war diese Aktion an Dämlichkeit
nicht zu überbieten.
Eine strategische Glanzleistung allerdings müssten wir den Blauen attestieren,
wenn die im Hintergrund diskret die Fäden gezogen hätten.
Mehr ginge nicht: Die AfD wird durch ein zutiefst undemokratisches Verhalten
ihrer Gegner in ihrer Opferrolle exponiert – mehr Leute reden über das
Interview als über dessen Inhalt – ja, ist den heute schon Weihnachten
unter der Blautanne?
Ein Sozialdemokrat regte sich genau darüber auf, dass niemand über den
angeblichen inhaltlichen und kontrafaktischen Nonsens sprach, den Frau
Weidel von sich gegeben haben soll, sondern eben nur über den Eklat an
sich.
Ob Frau Weidel Blödsinn redete, lassen wir mal dahingestellt. Unbestreitbar
aber ist, dass sie sich einer Sprache bedient, die von breiten Volksmassen
verstanden wird und in dieser Sprache Probleme artikuliert, welche den
Leuten in den Schuhen drücken wie Kieselsteine.
Als Oppositionspolitikerin kann sie sich das aber auch leisten. Das mag
sich wie bei Wilders oder Meloni ändern, sobald diese Leute in Regierungsverantwortung
stehen.
Wer an der Macht ist, sich derer aber nicht sicher sein kann, der ist
nun einmal dazu verdammt, seine Worte auf die Goldwaage legen zu müssen.
Der darf sich nicht angreifbar machen.
Wer aber für sich die Rolle eines oppositionellen Volkstribunen beansprucht,
der hat das Privileg kein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen.
Da ändert sich, wenn das Ziel des Machterwerbs erreicht ist und man jetzt
liefern muss. Dann wird es in aller Regel mau. Den anderen deren Unfähigkeit
nachzuzählen, ist alleweil billiger, als probate Lösungen zu präsentieren.
Bei den Nazis hat es ja auch nicht lange gedauert, bis Hjalmar Schacht
den Staatsbankrott hätte erklären müssen und der Krieg für die Nazis zu
einer wirtschaftlich unausweichlichen Notwendigkeit wurde.
Aber darüber reden wir heute noch nicht. Selbstverständlich sind dann
auch die Vorgängerregierungen schuld, was zum Teil auch stimmen mag.
Eine Rekonvaleszenz der auf Talfahrt befindlichen deutschen Nationalökonomie
trauen wir den Blauen unter diesem Aspekt betrachtet auch nicht zu. Man
sieht ja bei Trump, wie gründlich das in die Hose geht.
Den Blauen fehlen belastbare Konzepte. Die Sozen haben selbstredend auch
keine. Derlei Konjunktur-Programme können eben nicht durch einen drögen
Wischi-Waschi-Politsprech herbeigeschwurbelt werden. Darum vermuten wir,
dass es den Sozen auch gar nicht so sehr um Lösungen geht. Den Blauen
wahrscheinlich auch nicht. Es geht mit Sicherheit um Versorgungsposten
nach dem Motto: „Nach uns die Sintflut!“
Die AfD jedoch auf diese Weise zu puschen – wir haben es ja schon immer
gesagt: Die effizientesten Wahlkampfhelfer der Blauen sind die angeblichen
Demokraten, die längst selbst autokratische Ambitionen durchscheinen ließen.
Man ist ebensowenig Demokrat, nur weil man ein SPD-, Linken-, Grünen-
oder CDU-Parteibuch in der Tasche hat, wie ein Pennäler der Kaiser Westroms
ist, nur weil er sich im Aachener Dom verbotenerweise auf Karls Thron
fletzt.
Die Gesinnung, das Eintreten für Frieden, Toleranz und Verständigung,
offene Diskussion und anständiger Interessenausgleich – das sind Demokraten.
Radaubrüder und Niederbrüller spielen in derselben Liga wie die damaligen
SA-Claqeure im Reichstag.
Wer Menschen überzeugen will, muss erst einmal zu verstehen geben, dass
er ihre Ängste und Nöte versteht und tabulos paraphrasieren kann.
Brüllen und Gewalt stärken nur den Feind.
Wurde diese Aktion jedoch von brillanten Strategen der AfD konzertiert
und sich die Krakeeler dessen nicht einmal bewusst, an wessen Marionetten-Strippen
sie da zappelten, dann gnade uns Gott, wenn solch gerissenen Genies an
die Macht kommen!
Das ist dann eine andere Hausnummer als die bildungsfernen und beratungsresistenten
personellen Totalausfälle, welche das deutsche Volk seit Kohls Ruhestand
von Berlin aus mit ihren gefährlichen Albernheiten terrorisierten und
bis dato kontinuierlich im politischen Tagesgeschäft nicht weiter zu blicken
verstehen, als bis zur nächsten Diätenerhöhung.
Also: Idioten oder Genies – das sind zwei Extreme des intellektuellen
Spektrums – und Extreme sind die Antithese jedes demokratischen Gedankens.
|