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Die
Hölle im Heiligen Land
Michael L. Hübner. Havlesee. Zunächst
– wir rechten mit den Juden nichts. Nicht einmal ansatzweise. Sie sind
unsere Landsleute und sie waren bereits Deutsche, bevor die Deutschen
wussten, was Deutschland überhaupt ist. Woher wir das wissen? Wir hatten
den Beweis in den Händen – in Gestalt eines kleinen, auf Tierpergament
geschriebenen Talmudkommentars, verfasst von einem Rebben der Wormser
Synagoge Anfangs des 10. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit konnte nicht einmal
der Kaiser schreiben.
Wir stehen an der Seite der Israelis, wir stehen vor, neben, hinter ihnen.
Daran wird sich, daran kann sich nichts ändern. Wer immer mit ihnen ins
Gericht gehen will, mag das tun, insofern er mit der Geschichte seines
Volkes außerhalb der Blutschatten von Pogromen und von Auschwitz steht.
Das Jahrmillionen-Verbrechen des Judenmordes durch die Nazis aber muss
jeden, der einen deutschen Pass in der Tasche trägt, das demütige Schweigen
lehren.
Was also treibt uns um, uns im verminten Gelände des Gazastreifens zu
bewegen? Was haben wir dort verloren?
Das Leid der Palästinenser kann auch uns nicht unberührt lassen und das
schon vor dem Hintergrund der uns durchaus geläufigen Sozialdynamik. Die
Palästinenser im Gazastreifen durchleiden den Horror, in Kollektivhaftung
für die Verbrechen der Hamas genommen zu werden.
Was können sie tun? Sich gegen die Hamas und ihren irrwitzigen Israel-Hass
auflehnen? Auf diese selten dämliche Karte setzte schon Airmarshal Bomber-Harris
unseligen Angedenkens. Mit dem Terror gegen die Zivilbevölkerung erreicht
ein Kriegsherr das Gegenteil des erwünschten Effekts: Das terrorisierte
Volk nimmt denjenigen, der ihre Häuser in Schutt und Asche legt, als Feind
wahr und solidarisiert sich mit denen, die es doch als die eigentlichen
Verursacher seines Elends bekämpfen soll.
Die von uns verehrten Mosche Dajan oder Ariel Sharon, Menachem Begin und
Isaak Rabin waren harte Hunde. Aber solchen Blödsinn hätten sie nicht
gemacht.
Dass wir die Hamas zum Teufel wünschen, darin sind wir uns mit Netanjahu
einig. Aber die Hamas – nicht alle Palästinenser mit ihnen gemeinsam.
Auch wir haben die Palästinenser mit ihrem glühenden Hass auf die Juden
persönlich kennengelernt. Sei es Frau Mahmoodi, die in Brandenburg an
der Havel zu DDR-Zeiten an der Frauenklinik zu einer Fachärztin ausgebildet
werden sollte und morgens mit einer Pistole im Gürtel zur Visite am Krankenbett
erschien.
Sei es jener palästinensische Kinderarzt, mit welchem der Kollege Bajun
1988 in Berlin-Hellersdorf gemeinsam Kindernotdienst fuhr: Der war herzensgut
zu seinen kleinen Patienten, schwor aber Herrn Bajun gegenüber, dass er,
wenn er sich sicher sei, ein Judenkind vor sich zu haben, dieses bei seinen
Füßen packte, um es mit dem Kopf gegen die Wand zu dreschen, bis der zerplatzt
wie eine Melone …
Wir wollen dergleichen Beispiele nicht noch unappetitlich ausweiten. Sie
stehen pars pro toto.
Wir wissen, woher das kommt. Wir wollen Ihnen das erläutern, wie wir die
Sache sehen.
Da stehen wir also 1945 vor dem fürchterlichsten Menschheitsverbrechen,
das es bis dahin gegeben hat, und was trotz Dschingis Chan, Timur Lenk,
dem barbarischen Völkermord der Osmanen an den Armeniern, dem Wüten der
katholischen Kirche auf ihrem raffgierigen Missionszug durch die Welt
und dem Völkermord an den Indianern durch die Yankees und allen anderen
Massakern, Genoziden, Pogromen zum Trotze unvorstellbar schien.
Wo jetzt hin mit den armen Menschen jüdischer Abstammung, die das Grauen
überlebten? Zurück in ihre Wohnungen und Häuser konnten oder wollten sie
nicht mehr. Die waren zerbombt und wenn nicht, so saßen mittlerweile diejenigen
drinnen, die ihnen nach ihrer Deportation das letzte bisschen Habe gestohlen
hatten. Voller Angst und Hass waren diese Usurpatoren und Diebe fremden
Eigentums – wer will solche Nachbarschaft?
Wer von den Juden war schon erpicht auf den Satz: „Na ja, wir dachten,
Sie kommen nicht mehr wieder aus dem Osten …“ Gut oder schlecht – Deutschland
als Heimat war keine Option mehr. Übrigens sehr zum Leidwesen der Deutschen,
die sich mit dem Verlust ihres Judentums selbst ihres Hirns, ihres Geistes
und eines großen Teiles ihrer Seele beraubt hatten.
Die Deutschen hatten sich selbst lobotomiert, kastriert, verstümmelt,
als sie die deutschen Juden verjagten und ermordeten. Aber das sollte
sich erst später erweisen. Heute liegt dieser Sachverhalt klar zutage!
Da war also dieses Mandatsgebiet im Nahen Osten, an der Ostküste des Mittelmeeres.
Die Briten hatten sich ja den Traum ihres Richard Löwenherz erfüllt und
sich in der Levante festgebissen.
Das Öl Arabiens, der Suezkanal … da hockten sie also auf den Trümmern
des alten osmanischen Großreiches und sicherten den Reichtum ihrer Eliten,
den sie ihren heimischen John Bulls als den Glanz des Empires anpriesen.
Dorthin zog es nun die Juden und jeder in der Welt wusste das. Theodor
Herzl, der das propagierte, war ja nun nicht gerade mit Schüchternheit
geschlagen. Es war ihr Gelobtes Land, aus dem sie vor nunmehr beinahe
zwei Jahrtausenden vertrieben worden waren. „… und nächstes Jahr in Jerusholaym!
Aa-mejn!“
Die Situation mag für Außenstehende skurril anmuten. Gerade Deutschen
lässt sich das Ganze anschaulich verdeutlichen: Stellen Sie sich mal vor,
im Jahre Viertausend – in Ziffern 4.000 u. Z. – kommen Deutsche auf die
Idee, den in Preußen, in Kujawien, im Kulmer Land, in Livland, in Pommern,
in Schlesien, im Elsass, in Lothringen und im Sudetenland lebenden Menschen,
ganz gleich, wie die sich dann nennen, zu erzählen, dass dies das Land
ihrer Vorfahren sei.
Schwupp, dann sind sie da, kaufen ein bisschen Land auf. Erst kommen ein
paar Leutchen, dann immer mehr und plötzlich wachsen landfremde staatliche
Strukturen mit ihren Gesetzen und Vollzugsorganen herauf und auf einmal
wird die Gründung eines deutschen Staates in diesen Landstrichen verkündet.
Diejenigen, welche dort seit zweitausend Jahren wohnen und arbeiten, leben
und lieben, sind einen Augenblick später nur noch besitz- und rechtlose,
enteignete Menschen zweiter Klasse …
Reicht noch nicht? Dann, liebe Deutsche, folgendes Gedankenexperiment:
Die Polen verfallen auf die nicht eben neue polnische Idee, dass das slawische
Siedlungsgebiet ja mal bis an Mütterchen Elbe und sogar noch darüber hinaus
reichte. Das Wendland und der Name Lübecks geben immerhin noch heute davon
ein beredtes Zeugnis.
Na ja, und Mieszkos sowie Boleslaw Chrobrys Einfluss reichten ja auch
bis zur Brennaburg zu den Stodorani, nach Rethra oder nach Arkona, in
die Meißen-Mark und bis an die Saale.
So, was wäre also, wenn die Polen jetzt auf einmal im Land stünden und
dieses für sich reklamierten, die Macht übernähmen und den deutschen Hunden
erst einmal klar machen, wohin sie gehören – nämlich mit der Schnauze
in die Gosse? … also wenn sie den Spieß nach tausend Jahren mal gründlich
umdrehten! Was würden die einheimischen Deutschen da wohl sagen?
Warum sollte es den Palästinensern anders gehen, denn exakt das ist ihnen
1946 und in den folgenden Jahren bis heute widerfahren.
Natürlich gebiert das Hass – denn die Palästinenser hatten ja nun gar
keine Schuld an Auschwitz.
Cleverer wäre es von der Weltgemeinschaft gewesen, sie hätten die Juden
das Land ihrer Peiniger überantwortet.
Aber erstens wäre das nicht das Land gewesen, was ihnen Moses gezeigt
und wohin Abraham aus Ur im Zweistromland sie einst führte.
Und zweites stank im Deutschen Reich noch immer alles nach Hakenkreuzen.
Die paar jüdischen Überlebenden waren nach dem Massenmord an ihrem Volke
zu wenig und ihre Henker noch zu viele, um Deutschland zu desinfizieren
und dauerhaft unter blau-weiß-blau mit dem Davidstern neu zu ordnen.
Das ging also nicht. Der Rest der Welt wollte sie ebenfalls noch immer
nicht – Auschwitz, Theresienstadt und Babyn Jar zum Trotze.
Dort konnten die Juden lernen, wie ausgestoßen und verachtet sich die
Palästinenser später fühlen mochten, die ihren arabischen „Brüdern“ nur
dazu gut waren, sie mit Waffen auszustatten und gegen die Juden ins Feld
zu schicken.
Wir wollen nicht ungerecht sein, und Husseins solitäre Gastfreundschaft
nicht in den Skat drücken. Nur, kaum waren die Palästinenser bei ihm,
wollten sie in Amman selbst das Ruder übernehmen und Hussein zeigte ihnen
im September 1970 ganz fix, dass er noch härter zuschlagen konnte, als
Dajan und Sharon zusammen. Einen eigenen Palästinenser-Staat auf Kosten
Jordaniens – aber nicht mit dem kleinen König!
Der war seinen Jordaniern nämlich ein großer König! Nett war er ja – aber
wenn man das missverstand und seine Geduld überstrapazierte, dann konnte
der die königlichen Krallen ausfahren. Dann war „aus-die-Maus!“
Der Konflikt war also vorprogrammiert und unausweichlich. Eines aber war
er von Anfang an nicht: lösbar.
Je länger er dauerte, desto tiefer grub sich der gegenseitige Hass in
die Seelen. Jede Seite hatte Recht – ihr Recht und es war unbestreitbar.
Erschöpfen konnte sich das Drama auch nicht, so wie der Dreißigjährige
Krieg. Denn auch der Nahostkrieg ist ein Stellvertreterkrieg und das geostrategische
Schlüsselloch der Levante ist tausendmal wichtiger, als die Frage, wer
nun den Olivenbaum abernten darf – der Jude oder der Palästinenser. Also
sitzen alle Großmächte mit im Kulissenboden dieser Höllenbühne des Horrors
und ziehen nach Kräften an ihren Seilen, lassen die an diesen Seilen befestigten
Puppen tanzen – und sterben.
Die Palästinenser sahen nur, dass ihr Leid keine Rolle spielte. Nirgendwo.
Was folgte, waren die grauenhaften Attentate von München, Flugzeugentführungen
von Mogadishu und Entebbe und viele andere mörderische Aktionen. Der Riss
durch Gotte Gelobtes Land breitete sich von der Levante in die Welt aus
und spaltete diese genauso tief, wie vordem das Heilige Land.
Die Palästinenser wehrten sich, schlugen zu. Die Juden behaupteten sich
– es ging auch um ihr Überleben und schlugen zurück. Erbarmungslos, gnadenlos,
rücksichtslos.
Die Juden waren die Honigdachse des Nahen Ostens. Eingekesselt von einer
Übermacht durch ein vielfach zahlenmäßig überlegenes, zähnefletschendes
und brüllendes arabisches Löwenrudel, zeigten sie, dass sie ihre Lektion
aus Masada, Auschwitz und dem Warschauer Ghetto gelernt hatten. Nie wieder
würden sie sich widerstandslos abschlachten oder ins Meer jagen lassen,
wie Pharao Nasser, der Lump, so großkotzig verkündete, bevor ihm Mosche
Dajan zeigte, wo der Hammer wirklich hängt.
Als die als uneinnehmbar geltenden Golanhöhen fielen, hätte selbst dem
letzten Idioten klar sein müssen, dass mit den Juden nicht zu spaßen ist.
Doch Fanatismus ist eine der übelsten Spielarten im Spektrum der Menschlichen
Dummheit und Idiotie. Die PLO, die Fatah, die Hamas, die Hisbollah … und
wie sie alle hießen, meinten das Spiel David vs. Goliath auf ihre Weise
fortführen zu können. Sie verkannten gründlich, dass David in jedem einzelnen
Juden weiterlebt, sowie Dschingis Chan in jedem einzelnen Mongolen, Herkus
Monte in jedem Pruzzen und Siegfried …, nee, den lassen wir mal lieber.
Die Juden sind und bleiben David – und Goliath war, ist und bleibt Philister,
sprich Palästinenser.
Dann kam dieser furchtbare, feige Angriff vom 7. Oktober 2023 auf die
Musikveranstaltung der Juden durch die Hamas-Verbrecher.
Dass die Juden brutal zurückschlagen würden, das hatte die Hamas bereits
eingepreist. Genaus das wollten die. Je brutaler, desto besser für die
Hamas. Damit konnten sie wieder ihr Mantra vom Leid der Palästinenser
spektakulär in die Weltöffentlichkeit transportieren.
Ihre barbarische Rechnung ging auf. Das Grauen, das sie am 07. Oktober
2023 über jüdischen Männer, Frauen, Kinder und ihre ausländischen Gäste
brachten, musste und sollte hinter dem entsetzlichen Rachefeldzug der
Israelis verblassen. Es verblasste.
Nun werden die Juden gescholten und es wird gegen sie gehetzt. Die Vergeltungsmaßnahme
sei unverhältnismäßig. Dabei wird übersehen, dass es sich keineswegs um
eine Vergeltungsmaßnahme handelt. Das ist albern. Es geht um einen Vernichtungsfeldzug.
Die Hamas soll ausradiert werden. Sie und ihre Helferszene. Dieses Kriegsziel
ist legitim.
Aber wir groß ist diese Helferszene? Wachsen ihr nicht mit jedem liquidierten
Palästinenser neue Kräfte nach wie einst der vielköpfigen Schlange Hydra?
Es ist egal, ob ich einen Kieselstein in den Atlantik werfe, oder den
Kometen von Yucatan. Der Ozean ist nach kurzer Zeit wieder derselbe. Das
bedeutet für die Juden, dass sie jetzt ihren leidvollen Erfahrungsschatz
als Blaupause über die Palästinenser legen sollten – jetzt ist es dieses
Volk, welches, so wie sie einst selbst unter den Nazis und später unter
den Arabern – um sein Überleben kämpft. Mit all dem Mut der Verzweiflung,
mit all dem Fatalismus der Aussichtslosigkeit vor den Augen.
Wie es den Nazis und den Arabern nicht gelang, die Juden zu vernichten,
so kann es den Juden nicht gelingen, die Palästinenser auszuradieren.
Das aber müssten sie, um zumindest eine Friedhofsruhe zu garantieren.
Nein, das kann nicht die Lösung sein. Dass sich alle friedliebenden Palästinenser
und Juden zum Kaffeekränzchen im King-David-Hotel oder am Strand von Tel
Aviv treffen und gemeinsam beratschlagen, wie sie ihre jeweiligen Radikalinskis
unter Kontrolle bekommen, ist eine realitätsferne Illusion. Dergleichen
Versuche gab es bereits zur Genüge. Camp David zum Beispiel.
Wir wissen es auch nicht.
Fakt ist, dass die endlosen Militärschläge die Töchter und Söhne Davids
jetzt auch nicht mehr weiterbringen. Die Hamas sollte begreifen, dass
sie ihr Terrorziel vom Oktober 2023 gründlich verfehlten.
Netanjahu, der mit Sicherheit noch von dem Trauma des entsetzlichen Verlustes
seines großartigen Bruders und Oberstleutnants Yoini geprägt ist, welcher
damals 1976 in Entebbe als Führer des Elite-Einsatzkommandos der Sajeret
Matkal ausgerechnet als Einziger fiel. Sowas vergisste nich! Das steckt
dir in den Knochen bis zum Anschlag.
Ja, wir verstehen Benjamin Netanjahu. Wir fühlen ihm aus ganzer Seele
nach! Aber verstehen heißt nicht, die Dinge zu billigen, die er veranlasst.
Andere Brüder haben auch Brüder!
Daran zu denken,
wäre ein Anfang. Der einzige Anfang. Den Rest kann man in den Protokollen
von Münster und Osnabrück nachlesen.
... und stets daran
denken, dass Gott wohl kaum intendiert haben kann, dass Menschen in SEINEM
GELOBTEN LAND die Hölle auf Erden errichten.
Salam, Schalom und Aa-mejn! אָמֵן
, שָׁלוֹם , سلام, und آمين |