Baaks

zurück zum Landboten

 

Gier, Geiz und geschlossene Schalter
Die Post kommt ihren Verpflichtungen nicht mehr nach


Don M. Barbagrigia. Brandenburg an der Havel. In dem Städtchen Pritzerbe steht ein schönes rotes Backsteinhaus. Das hat die Reichspost gebaut vor über einhundert Jahren.

Da gab es einen Schalterverkehr und man konnte alle Dienstleistungen in Anspruch nehmen, welche die Reichspost anbot.

Das ging so noch durch die ganze DDR-Zeit und in der Bundesrepublik war das genauso. Die Reichs- und die Bundespost waren staatliche Unternehmen und das war verdammt richtig!

Die Post hat in hoheitlich-staatlicher Hand zu sein und sonst in keiner anderen! Dazu ist das, worin das Kerngeschäft der Post besteht, zu wichtig. Kommunikation zählt zur Grundversorgung! Das gehört zu den existentiellen Bedürfnissen einer Gesellschaft und nicht umsonst besetzten putschende Obristen in der Vergangenheit neben den Flughäfen und Regierungsämtern natürlich und ganz selbstverständlich die Postämter.

Die Polnische Post in Danzig ist heute völlig zu Recht ein Nationalheiligtum unserer geschundenen Nachbarn im Osten. Denn sie war das zweite Angriffsziel des Zweiten Weltkrieges nach der Westerplatte. Hier schlug die SS-Heimwehr-Verbrecherbande am 1. September 1939 um 4.45 Uhr mit der sich ihr zusammengerottet habenden Danziger Polizei zu. Mehr sollte es nicht brauchen, um die Bedeutung einer Post hervorzuheben.

Und heute? In der Bundesrepublik Deutschland? Der ist ihre Post offensichtlich völlig wurscht.

Als die Bundesrepublik ihr in den Neunzigern final ihr Tafelsilber verhökerte und verschleuderte, die Bundesbahn flog auch gleich mit über Bord, da musste die Post unbedingt privatisiert werden. Eine Aktiengesellschaft musste es sein – unter dem machen wir es nicht! Steigerung der Effizienz, Kostensenkung! Das waren die Mantras, die zur Begründung dieses Staatsversagens herangezogen wurden – genauso wie bei dem größten Verbrechen, dessen sich die Bundesrepublik Deutschland in ihrer Geschichte schuldig gemacht hat: der Privatisierung des Gesundheitswesens nämlich.

Seitdem geht es mit der Post kontinuierlich bergab. Die Postfilialen wurden eine nach der anderen geschlossen. Deren Obliegenheiten werden irgendwelchen Geschäften und Lädchen übertragen, welche in irgendeiner Ecke so nebenbei Postdienstleistungen feilbieten. Das Kosteneinsparziel wurde also erreicht.

Nur – zu wessen Lasten? Natürlich zu Lasten der Konsumenten. Der Postkunden, was denn sonst?

Im Land verteilte Abholstationen werden als großer Fortschritt angepriesen. Ja, sicher, du kannst Dein Paket auch morgens um halb zwei abholen – du kannst dort selbst Pakete aufgeben … zehn Kilometer von zuhause entfernt. Wie du da hinkommst – uns doch wurscht! Wenn wir mit unseren Paketautos nur bis zur Packstation fahren müssen, dann geht der Rest der Benzinrechnung von an Dich, du trauriger Clown von einem Empfänger. Von deiner Wohnung bis zur Packstation und zurück – 20 Kilometer oder sechs Euro … Zahl das mal schön auf dein Päckchen obendrauf! Uns doch egal – die sechs Euro haben wir gespart. Unsere Aktionäre werden es uns danken!

Aber was wir wirklich können, das ist Müll verbal als lichte Zukunft verkaufen – die Leute besoffen quatschen mit hohlen Werbesprüchen und ewig glücklich grinsenden Gesichtern.

Doch diese Gesichter sieht man nur noch im Werbefernsehen oder auf den einschlägigen Plakaten. Nicht mehr in den Schaltern, die es ja immer seltener gibt. Denn Gesichter kleben an lebendigen Menschen und die verursachen Personalkosten.

Diese gilt es um jeden Preis zu minimieren. Deswegen dieser Sparwahn.
Jetzt der Gipfel: Da stehste wochentags in der Chur- und Hauptstadt Brandenburg an der Havel auf dem Marktplatz von Hohenstücken, die nicht vorhandene Kirchturmuhr schlägt drei mal – es ist 15.00 Uhr: Der Laden ist dicht!

Wegen Personalmangels ist ab 15.00 Uhr Dunkeltuten. „Wir danken für Ihr Verständnis!“ Welches Verständnis denn?

Wir haben kein Verständnis! Nicht für die Gier und den Geiz des börsennotierten Unternehmens, welches nur Shareholdervalue im Sinne hat und sich seines Dienstleistungsauftrags nicht mehr bewusst ist.

Der Absender zahlt ein Porto dafür, dass die Sendung dem Empfänger bis zum Briefkasten oder bis zur Haustür zugestellt wird. Das hat der Auftrag der Post zu sein. Und nicht, dass die auf halbem Weg den Kram in einer Packstation ablädt – seht zu, wie ihr an den Kram kommt, oder aber in einer „Filiale“ deponiert, die auch zehn Kilometer entfernt ist und wo man dann gleich 12 Euro als Empfänger an Benzingeld draufschlagen muss, weil man beim ersten Besuch um 15.00 Uhr feststellen muss, dass diese „Filiale“ mitten am Tage aus Gründen des Personalmangels geschlossen ist. Also muss man den Hin- und Rückweg zweimal absolvieren. Aber das ist doch der Post scheißegal!

Diese Post ist ein Sinnbild für die allumfassende Talfahrt Deutschlands. Diese Post ist eine Katastrophe. Dieses Land ist eine Katastrophe.

Die Bundesregierung will die Migration eindämmen? Wir schlagen eine einfache Lösung vor: Sollen sie in den Herkunftsländern der Asylbewerber zeigen, wie es wirklich langläuft im Lande von deren Sehnsucht.

Wenn sie das glaubhaft transportieren können, sind die Deutschen über Jahr und Tag wieder unter sich. Dazu braucht’s nicht mal mehr das Nazigesindel.

Irgendwann kann dann das ganze Reich wegen Personalmangels dicht machen. So, wie schon mal die größte DDR der ganzen Welt! Dafür hätten wir Verständnis! Mutmaßlich nicht nur wir, sondern auch ein großer Rest der Welt.

31. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003
07.06.2025