Die Anmaßung der SPD
Don M. Barbagrigia. Rathenow. Es
ist ein Unding. Bei der letzten Wahl zum Deutschen Bundestag rauschte
die einstige Volkspartei und Arbeiterverrätertante SPD hinab auf lächerliche
16,4 % der Zweitstimmen und verlor 86 Sitze. Seitdem dümpelt sie noch
mit 120 Abgeordneten dahin und ist Juniorpartner der CDU, die es wenigstens
noch auf 164 Sitze bringt, nur 12 Stühle mehr, als de AfD beanspruchen
kann.
In der letzten Legislaturperiode, die aufgrund des eklatanten Versagens
der Bundesregierung nicht turnusgemäß regulär beendet wurde, scheint
die SPD jedoch viel gelernt zu haben. Nein, nicht das erfolgreiche,
weit- und umsichtige Regieren wie zu Brandts, Schmidts und Egon Bahrs
Zeiten.
Stattdessen lernten sie, wie man als zwergenhafter Juniorpartner den
größeren Koalitionskomplizen am Nasenring durch die Manege spazieren
führt. Die Grünen waren ihre Lehrmeister.
Das Erfolgsrezept? Ganz einfach: Erpressung, nichts sonst. Das ist alles.
Sie erpressen die CDU knallhart vor der Drohkulisse einer zweitstärksten
Kraft im Bundestag, einer rechts-außen-AfD, die es sich in der Opposition
genüsslich lächelnd leisten kann, die vox populi aufzugreifen und durch
die Saalmikrofone des Reichstages zu potenzieren. Die moralisch wieder
einmal verkommenen Sozialdemokraten lassen durchblicken: „Du machst,
was wir sagen, oder wir lassen die Koalition platzen und schieben dir
dann die Schuld für das in die Schuhe, was dann kommt.“
Es ist ein bisschen wie mit dem Atomarsenal der Supermächte: „Mach doch!
Lass krachen! Dann saufen wir halt beide ab!“ Die CDU/CSU-Koalition,
bange um ihre Pfründe, knickt ein. Die SPD weiß das und die AfD weiß
das auch. … und sie schlachtet das für sich aus wie einen waidwunden,
zur Strecke gebrachten Karnickelbock.
Die AfD muss sich dabei nicht einmal besonders geschickt anstellen.
Sie muss nur benennen, was für jedermann offensichtlich ist: Die Züchtung
von Negativeliten, den Klüngel, die undemokratischen Absprachen, das
nichtssagende und unverbindliche Kauderwelsch der Politiker, die sich
winden wie die Aale, um sich weder in der eigenen Fraktion, noch beim
Gegner angreifbar zu machen.
Sie müssen nur den klaren Fluss des Geldes vom Steuerzahler bis in den
Orkus der Verschwendung in der Ukraine oder für sinnlose in- wie ausländische
Projekte verfolgen und aufzeigen. Eine Fingerübung.
Das ist deshalb nicht schwer, weil die Zahl solcherart idiotischer Aktivitäten
Legion ist und für jedermann mit nur wenig Aufwand zu recherchieren.
Die AfD muss nur in kräftigen Farben malen, wie der einheimische Rentner,
der ein Leben lang arbeitete, Flaschen sammeln muss, um über die Runden
zu kommen, während für Taurus-Raketen gegen Moskau und mehrköpfige intergrationsunwillige
Zuzügler-Familien Tausende jeden Monat sprudeln.
Sie müssen nur das neue Klima der Angst vor der freien Meinungsäußerung
beschreiben. Gerade die ehemaligen DDR-Bürger bekommen da ganz große
Ohren, fühlen sie sich doch massiv an die letzten Tage der DDR erinnert.
Es ist alles so augenfällig wie damals und die prunzdämlichen Andersdeutschen
ohne den entsprechenden Erfahrungshorizont wollen es einfach mal nicht
wahrhaben.
Wir sagten es bereits vor Jahr und Tag: Die besten Wahlkampfhelfer der
AfD – und noch dazu völlig kostenlos – sind die Grünen, vor allem aber
die SPD und nun auch – Gott sei’s geklagt – die CDU.
Diese von der AfD so bezeichneten Altparteien, die tatsächlich in einem
fühlbaren Senium dahinvegetieren, können mit solchen Verzweiflungstaten
den Zusammenbruch ihrer eigenen Strukturen und damit des bürgerlichen
Parlamentarismus nur noch hinauszögern. Letzterer hat sich ja nun auch
offenkundig selbst desavouiert, als er jedem Wähler klipp und klar vor
Augen führte, dass eine abgewählte Partei dennoch sehr wohl in der Lage
ist, tonangebend zu regieren.
Das alles ist an Kurzsichtigkeit nicht mehr zu überbieten. Es gemahnt
an den starren Blick einer geschockten Rentnerin in ihrem Automobil,
welcher zu dämmern beginnt, dass sie mit dem Fuß das Gas-, statt das
Bremspedal durchgetreten hat, die aber dennoch völlig unfähig ist, den
Fehler in irgendeiner Weise zu korrigieren und schockstarren Auges auf
die Mauer, respektive den Abgrund zurast.
Um so heftiger wird der Aufprall in der Realität. Es führt kein Weg
mehr daran vorbei, dass die AfD früher oder später an die Schaltstellen
der Macht gelangt. Sie selbst wird sich diesen Augenblick nicht so rasch
herbeiwünschen.
Denn einmal an der Macht bedeutet – liefern! Das werden sie genauso
wenig können, wie einst die NSDAP, wobei es uns völlig ferne liegt,
große Teile der AfD mit den Braunen unter Hitler in einen Topf zu werfen,
indem wir diesen Vergleich ziehen. Noch einmal zum Mitmeißeln: Derlei
Blödsinn lehnen wir kategorisch ab!
Die Opposition, derer sich die AfD nun erfreut bietet immer die komfortableren
Plätze. Was wir orakelten, findet sich in Holland und in Italien bereits
bestätigt und auch der Irrwisch aus dem Weißen Haus hinterlässt eher
eine Schneise der Verwüstung, denn ein saniertes Land mit einer berechenbaren
und zuverlässigen Außenpolitik.
Es gibt in Deutschland ein Verantwortungsprinzip, wonach der Verursacher
eines Schadens in die Pflicht zu nehmen ist. Leider verliert sich eine
Beweisführung des Offensichtlichen gerade im politischen Sektor derart
regelmäßig in einem unübersichtlichen Ozean von Entschuldigungen, Ausreden
und Begründungen, dass mit einem Nürnberger Tribunal den Hauptschuldigen
aus der ehemaligen „demokratischen Mitte“ am Emporkommen reaktionärer
und extremer Kräfte leider nicht beizukommen sein wird.
Doch selbst wenn das gelänge – der Schaden ist angerichtet und wird
dadurch um nichts gebessert, dass man eidbrüchige Politganoven nach
Landsberg hinter Gitter steckt.
Für uns bedeutet das nur noch den einzigen Weg schnurstracks in den
Fatalismus, geschuldet der Dummheit des Nackten Affen, der je dümmer
wird, desto weiser er sich dünkt und desto mehr Nadelstreifen und glitzerndes
Blech, akademische Titel, gesellschaftliche Positionen und sonstiger
Flitter seinen Stresemann oder das Kleine Schwarze zieren.
Wenn doch die Leute nur nicht das Lesen verlernt hätten: Des Kaisers
neue Kleider, ihr Torfköppe! Schaut hin, was übrig bleibt, wenn die
bornierten Bonzen beiderlei Geschlechts und jeglicher politischer Ausrichtung
von ihrem Getue entkleidet werden.
Leider aber altern nicht nur Parteien, sondern auch ganze Gesellschaften
sind dem biologischen Kreislauf unterworfen, bei dem auf eine dynamische,
risikofreudige, unbürokratische Jugend empirisch belegbar regelmäßig
ein erstarrtes, rechthaberisches, dogmatisches, unflexibles und starrsinniges
Alter als Endstadium folgt.
Eine zweite Chance auf dem Globus
hat sich bislang nach einem ungeheuren Leidensweg nur und ausschließlich
das Reich der Mitte erkämpft. Es ist sozusagen der Parzival unter den
Staaten.
Doch auch diesen Gralskönig gab’s nur einmal und nie wieder. Also schließen
wir in Betrachtung der SPD mit den unsterblichen Worten Dantes aus seiner
Göttlichen Komödie, wie sie über dem Eingang seiner Hölle zu lesen waren:
"Lasciate ogni speranza, voi che entrate! Beim Eintritt hier lasst
alle Hoffnung fahren!“ Amen.