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Kinderkarussell und der gegenwärtige Zustand der deutschen Demokratie

Michael L. Hübner. Brügge. Der Landbote ist ein Bollwerk der Demokratie. … einer echten Demokratie. Auch die DDR führte dieses Wort in ihrer Staatsbezeichnung: Deutsche Demokratische Republik.

Doch bis kurz vor ihrem unseligen Ende war die Volkskammer als Vertreterin des parlamentarischen Souveräns eine erbärmliche Jasager- und Abnicker-Bude. Politik wurde im Politbüro des ZK der SED gemacht. Die Volkskammer hatte dessen Beschlüsse nur beklatschen.

Die Greise von Wandlitz, jenes Politbüro nämlich, wurden hingegen nicht müde, die gesellschaftlichen Strukturen in Westdeutschland als Scheindemokratie zu bezeichnen, als versteckte Diktatur des Kapitals und dessen Interessenvertreter.

Nun predigt der Landbote, dass es von Weisheit zeuge, die Botschaft vom Überbringer zu trennen.

Wie steht es also um die Demokratie im heutigen Deutschland?

In der flandrischen Hansemetropole Brügge begegnete uns ein Bild, wie es aussagekräftiger nicht sein konnte:


Jeder Sitzplatz ist mit einem eigenen, funktionslosen Lenkrad ausgestattet.
... eine Farce, die eine Illusion erzeugt, welche doch wohl nur Kinder glücklich machen kann ...

Der kleine Wolfram entdeckte auf dem Simon-Stevin-Platz ein kleines Kinderkarussell. € 3,50 für ein paar Runden … Die waren es wert – Cent für Cent.

Die auf dem Karussell montierten Fahrzeuge hatten eine Gemeinsamkeit: Jeder einzelne Sitz besaß ein eigenes Lenkrad, so dass jedes Kind das Gefühl vermittelt bekam, er könne mit dem Drehen „seines“ Lenkrades die souveräne Kontrolle über sein Gefährt übernehmen.

Natürlich ist das bei erwachsen-nüchternem Licht betrachtet ausgemachter Schwachsinn. Die Drehungen dieser Lenkräder verlaufen sich ins effektlose Leere. Keines dieser Steuerelemente ist mit einem wie auch immer gearteten Lenkgetriebe verbunden. Keine Drehung übersetzt sich in die Art der Bewegung der fest montieren Karussellfahrzeuge.

Es gab nur einen, der die Kontrolle über die Karussellautos und -busse hatte: Der Inhaber des kleinen Fahrgeschäfts! Er saß am Hebel – und niemand sonst.

Die kleinen Fahrgäste konnten und durften nur zahlen … für eine Illusion. Für sie war das durchaus ausreichend. Es stellte sie zufrieden. Es machte sie glücklich.

Kann man dasselbe vom Großen Dummen Michel auch behaupten?

Anmerkung: Welche Bedeutung kann das Wort Demokratie noch haben, wenn der Willen des Souveräns so offenkundig missachtet wird, wie bei den letzten Wahlen zum Bundestag mit anschließendem Regierungswechsel im Mai 2025?

Welche Macht kann Demokratie noch entfalten, wenn ein gewählter Kanzler seine Wahlversprechen sofort und ungeniert bricht, aufgrund derer er sich ins Amt wählen ließ?

Welche wahre Wehrhaftigkeit zeichnet eine Demokratie aus, die auf Widerspruch nicht mehr anders als mit Denk- und Parteienverboten zu reagieren vermag – gebrochene Wahlversprechen hingegen ungeahndet lässt?

Unter diesen Aspekten sollte man sich die Einschätzung der Greise von Wandlitz über den Zustand der west- und nunmehr gesamtdeutschen Demokratie noch einmal genauer besehen.

Da sitzt also der Große Dumme Michel nicht besser als unser kleiner Wolfi in seinem Staatskarren und dreht alle vier Jahre hilflos an seinem „Lenkrad“, um hinterher festzustellen, dass sein geäußerter Wille Makulatur ist.


Das hat mit Demokratie nichts mehr zu tun. Gar nichts.

Der kleine Wolfi ist glücklich - kann das aber auch den Großen Deutschen Michel zufriedenstellen?

31. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003
27.05.2025