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Kanzler, Kriege, Kohle

Die Sparkasse schließt ihren Schalter für Kanzler a. D. Schröder


Don M. Barbagrigia. Rathenow. Soll keiner sagen, wir wären der Fanclub des Genossen der Bosse. Eines muss man Gerhard Schröder jedoch lassen: Ein Kraftkerl war der siebte Kanzler der Bundesrepublik Deutschland auf jeden Fall. … wenn auch keiner nach unserem Geschmack.

Dass er den Begriff der deutschen Sozialdemokratie endgültig ad absurdum führte, steht außer Frage. Ebert, Noske, Schröder - das waren die Leute, die aus der SPD die allte Arbeiterverrätertante machten!

Nichtsdestotrotz scheinen uns einige seiner Reformansätze notwendig und gerechtfertigt gewesen zu sein.

Wie dem auch sei – Schröder war, ist und bleibt eine umstrittene Persönlichkeit.

Als er aus dem Kanzleramt ausschied, wandte er sich dem Moskauer Zaren zu und bekam einen exklusiven Posten beim russischen Energiekonzern Gazprom. Auch dieses Verhalten können wir nicht mit dem Verhalten in Übereinstimmung bringen, welches wir von einem deutschen Sozialdemokraten erwarten.

Dass er sich mit den Russen gut steht – unbenommen! Ein Deutscher, der nicht begreift, dass zwischen Berlin und Moskau in Berlins ureigenstem Überlebensinteresse kein Blatt Papier passen darf, weil die Yankees das denkbar dünnste Eis bilden, auf dem man sitzen kann und der Drache die Europäer mit kalter Verachtung bedenkt, ist seines Passes nicht wert. Schröder, dessen Papa im Zweiten Weltkrieg sein Leben geben musste, weiß das.

Aber ein Aufsichtsratsposten bei einem Staatskonzern, der seine Arbeiter alles andere als nach sozialdemokratischen Vorstellungen behandelt, ist schäbig und würdelos.

Nun hat Kanzler Nummer 7 jedoch keineswegs ein Monopol auf schäbiges und würdeloses Verhalten.

Als der Reichstag ihm das Büro und die finanziellen Mittel strich, die einem Kanzler a. D. zustehen, nur weil Schröder mit dem Zaren dicke ist und die Verantwortlichen über diese Maßnahme ihren fanatischen Russenhass und mutmaßlich ihren nur schlecht kaschierten Revanchismus zum Ausdruck bringen wollten – da markierte dieses erbärmliche Verhalten einen skandalösen Tiefpunkt deutscher Moral und deutschen politischen Anstands.

Der blöde deutsche Michel sollte wieder auf Linie gebracht werden nach dem Motto: „Siehst du, Zippelmützen-Michel, wie sehr wir Russland hassen! Wage dich, eine andere Ansicht zu vertreten, wage es dich, fernerhin das Wort „Zipfelmütze“ mit einem anlautenden „Z“ zu schreiben, verbanne diesen Buchstaben gleich aus deinem Alphabet und folge uns auf dem Pfad der „Kriegsertüchtigung“!“ Nebenbei - welch Geobbels’scher Ausdruck! Kann der hinkende, rheinländische Propagandasatan auf diese Wortschöpfung aus der Hölle heraus nicht noch Urheberrechte anmelden?

„Denn siehe“, so lautet die für jedermann plakativ zur Schau gestellte Schlussfolgerung: „wir machen nicht einmal vor der sakrosankten Person eines ehemaligen Kanzlers halt!"

Die Sparkasse – traditionell Kreditinstitut der Arbeiter und kleinen Angestellten – vernahm die Botschaft mit offenen Ohren.

Diese Bank weigert sich nunmehr die Gelder, welche Schröder von seinem russischen Brötchengeber erhält, an den Empfänger auszuzahlen.

Das ist unseres Dafürhaltens ein klarer Bruch geltenden Rechts und erfüllt unserer Meinung nach bereits den Tatbestand des politisch motivierten Diebstahls und der Veruntreuung.

Es ist völlig egal, wie man zu Schrödern und seinen dubiosen Arbeitsverhältnissen steht. Wir lehnen das auch ab. Aber der Mann hat einen rechtsgültigen Vertrag mit diesem Arbeitgeber abgeschlossen und wird – für welche Gegenleistung auch immer – dafür entlohnt.

Deutsche Kreditinstitute haben jahrzehntelang Sozialleistungen mit dem Verweis auf geltendes Recht an Schmarotzer ins Ausland transferiert und erklärt, sie wären absolut machtlos – weil das Gesetz ihnen eben die Bedienung dieser Forderungen vorschreibe und es keine legalen Möglichkeiten gäbe, sich dem zu entziehen.

Hohles Gelaber – wie wir jetzt anhand des Schröder-Eklats festzustellen in der Lage sind. Sie machen das nämlich ganz einfach, wenn sie sich der politischen Rückendeckung durch die Kriegsertüchtiger in Berlin gewiss sind.

Das aber wiederum ermöglicht eine weitere logische Schlussfolgerung: Der Rechtsstaat Bundesrepublik Deutschland, dessen demokratisch verfasstes Grundgesetz der Politik die Fesseln des Rechts anlegt – einen Rahmen vorgibt, in welchem sich die Politik zu bewegen und dessen Grenzen sie nicht zu überschreiten hat, erodiert vor unseren Augen zu einer blitzblanken Autokratie, einer Diktatur, deren Wesensmerkmal ja nun einmal darin besteht, dass geltendes Recht den Machthabern lediglich Makulatur ist. Ein Feigenblatt gemäß dem alten Grundsatz: Recht hat, wer die Macht hat … solange er sie hat.

Wir haben die Befürchtung, dass das deutsche Volk achtzig Jahre nach dem Ende einer faschistischen Diktatur und dessen von ihr geführten Vernichtungskrieges auch und gerade gegen die Völker des Ostens den Wert seiner geschenkten Demokratie wiederholt vergessen hat.

Das war zum Ende der Weimarer Republik schon mal der Fall. Das Ergebnis ist nur allzu bekannt.

Und doch kann eine deutsche Regierungsmannschaft, ohne Sanktionen durch die Wählerschaft befürchten zu müssen, wieder davon schwadronieren, deutsche Waffen gegen Moskau einzusetzen, deutsche Truppen wieder an der Grenze zum Reiche des Bären aufmarschieren zu lassen, wie jüngst in Livland geschehen, dem bösen Clown deutsche Taurus-Raketen zur Verfügung zu stellen und den Leuten untersagen, darüber auch nur nachzudenken, wie es wohl den Russen zumute gewesen sein muss, als die Ukrainer mit ihrem Asow-Regiment, ihren Bandera-Leuten und anderen profaschistischen Schergen einen westlichen Kurs in Richtung Nato einschlugen, zum Preise des Ausverkaufs ukrainischer Ressourcen an die Bosse der Wallstreet.

Das sind die Leute, die Adenauer die Füße dafür küssen, dass er die deutschen Kriegsgefangenen aus den Weiten Russlands nach Hause holte – was für ein ein rührendes Tedeum, gefolgt von einem wütenden Gekeife, wie die vertierten Bolschewisten mit den edlen deutschen Rittern umgegangen sind, die nur so aus Versehen ein paar russische Dörfer, Landstriche und Städte in Schutt und Asche gelegt hatten. … kann doch mal passieren, mein Gott! Nun habt euch doch nicht so mädchenhaft.

Wie die Deutschen allerdings mit den gefangenen sowjetischen „Untermenschen“ umgegangen sind, na das sind doch bestenfalls peinliche Petitessen. Wer davon anfängt, ist ein Nestbeschmutzer – der fliegt aus dem Sandkasten.

Was für eine brandgefährliche Entwicklung! Der Landbote mahnt: Erkennt diese Leute und ihre so sorgsam getarnte Gesinnung an ihren Taten und ignoriert das seichte Geschwätz!

Wir werden sehen, wann es wieder genauso gefährlich wird "Feindsender" zu hören. Wir werden sehen, wann sich die ersten Bautrupps daran machen, vorsorglich den Stacheldraht um Sachsenhausen, Buchenwald und Dachau zu flicken und unter Strom zu setzen. Womit fängt es an? Richtig, indem ein deutsches Kreditinstitut einem ehemaligen Kanzler sein Geld vorenthält.

Der dahinter stehende Ungeist ist das Agens des Verderbens.

Kriege beginnen alleweil in den Köpfen der Menschen.

31. Volumen
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02.06.2025