Dumm und Dümmer
Schwachsinniger verschandelt Hinweistafeln
Für kluge Köpfe ist diese Informationstafel
eine Bereicherung -
für Doppelnullen eine Plaktierungsgelegenheit für ihre Blödheit.
J. -F. S. Lemarcou
Besser als dieser Schwachkopf
aus dem Norden hätte man es nicht formulieren können. Da gibt es im
schönen Bad Schwartau, einer Randgemeinde der Hansestadt Lübeck einen
Park, der seinesgleichen sucht. Riesebusch heißt der zauberhafte Hain
und in seiner Mitte, hoch über der Schwartau liegt eine alte Burg. Na
ja, man sollte jetzt nicht gleich an Falkenstein oder die Wartburg,
Burg Eisenhardt oder die Bischofsfeste von Zicken-Tirol denken – es
sind nur ein paar Erdwälle aus dem letzten Jahrhundert. Alles überwuchert.
Herrlich bricht sich das Licht in den Kronen der Buchen, die alles überwuchert
haben. Zwei Schilder weisen – schön und ausdrucksstark gefertigt – auf
das archäologische Bodendenkmal hin. Hintergrundinformationen bringen
Licht ins Dunkel längst vergangener Tage. Geschichte wird lebendig.
Wird sie das? Da steht auf dem südlichen Schild mit ungelenker Schmierfinkenhand
über den Erklärungstext gekrakelt: "Fick dich Geschte!" Wer
ist Geschte? Wer soll sich ficken?
Also – bringen wir mal etwas Licht in das Dunkel, das in der hohlen
Nuss des Schmierfinken herrscht. Gemeint ist natürlich die "Geschichte",
die das zum Geschlechtsverkehr mit sich selbst aufgefordert wird. Die
Indizien häufen sich: Der Schreiber dieser sinnigen Aufforderung ist
ein Idiot im klassischen Sinne des Wortes. Mit dem IQ seines Pausenbrotes
behaftet, verflucht er ein Lehrfach, dessen Inhalte zu verstehen ihm
genauso schwer fällt wie die des Faches Deutsch. Er verflucht diesen
Umstand, außerstande dessen Ursachen bei sich selbst zu suchen – dann
würde er ja die Maßgaben an die Begrifflichkeit der Idiotie schon nicht
mehr erfüllen. Statt dessen verdammt er das ihn peinigende Fach. Der
Idi versteht auch nicht, warum man ihn mit so etwas Sinnlosem wie Geschichte
behelligt. Er will in Malle in der Sonne braten, saufen und Weiber klarmachen,
die notgedrungen genauso unterbelichtet sind wi er. Seine Sprache beschränke
sich auf eine Gegrunze und Gestöhne, das weder Syntax noch Grammatik
kennt. Mit "Eh, Alter, Mann eh, fick dich!" ist dieser Sprachschatz
bereits hinreichend beschrieben.
Einem solchen Einzeller die philosophische Überlegung im Vorfeld abzuverlangen,
das Geschichte zwar durchaus lebendig vermittelt werden kann, streng
genommen jedoch zwar ein dynamisches, keineswegs aber lebendiges Gebilde
ist, das sich demzufolge auch nicht fortpflanzen und ergo also auch
nicht ficken kann – das wäre hart an der Realität vorbeigerudert. Dass
er nun ausgerechnet an dem Wort "Geschichte" die zentrale
Buchstabenfolge "ich" ignoriert, ist schon beinahe auf Freud'sche
Weise bezeichnend. Der asoziale Sprallo hat keinen Bezug zu seiner Vergangenheit
und daraus folgend auch nicht zu sich selbst. Denn wer nicht weiß wo
er herkommt, der weiß in den seltensten Fällen, wer er ist.
Es bleibt die Frage, warum diese kleine Kanaille, wenn sie schon die
eigene Prunz-Dummheit öffentlichkeitswirksam plakatieren muss, sich
nicht selbst mit einem Edding auf die Stirne schreibt: Ich bin doof!
Das wäre doch hinreichend. Warum ein Hinweisschild versauen, von dem
intelligente und wissensdurstige Zeitgenossen Informationen darüber
beziehen wollen, was sich einst an dieser Stelle befand?
Es ist eine Art "territorial pissing", ein Reviermarkierungsgehabe.
Leider fehlt die Unterschrift, die dem Besitzanspruch eine rechtskonforme
Note verliehe: Hier ist das Königreich der menschlichen Dummheit! Aber
das brauchts ja auch nicht. Bei einer solch mächtigen Herrscherin wie
der Dame Stultitia erübrigt sich jedes herrschaftliche Attribut und
Insignum.
An der Stelle der untergegangenen Wehranlage im Bad Schwartauer Riesebusch
hoch über dem Flüsschen Schwartau wurde von einem anencephalen Dummbratzen
eine neue Festung errichtet, unsichtbar doch präsent: Die Festung der
Blödheit! Doch mit der ist das so eine Sache. Versuchte man jahrhundertelang
die militärischen Bastionen so zu gestalten, dass der Feind nicht eindringen
konnte, so ist es in diesem Falle unsere Aufgabe dieses Prinzip umzukehren.
Der Feind sitzt bereits darinnen und wir müssen zusehen, dass sich seine
permanenten ausbruchsversuche wenigstens in erträglichen Grenzen halten.
Bei dem Blödian vom Riesebusch ist Hopfen und Malz verloren. Es ist
Gott vorzuwerfen, dass er diesen Vollpfosten nicht als Rindvieh hat
auf die Welt kommen lassen und statt seiner einem der gequälten, unschuldigen
Hornträger ermöglicht hätte, das Leben in menschlicher Gestalt mitzuprägen.
Aber Gottes Wege sind eben unerforschlich.