Die
Furien sind los!
oder die langen Schatten des Potsdamer Skandalspiels
J. -F. S. Lemarcou
Frauen an die Macht? Der Landbote
war immer ein Verfechter des Matriarchats. Das Patriarchat hatte in
den letzten fünftausend Jahren Zivilisationsgeschichte bitterlich versagt.
Doch wieviel Naivität steckt hinter einem Wunschdenken, das auf einen
Wechsel abzielt? Wohin soll gewechselt werden? Zur Debatte steht ein
Terrain, an das die Erinnerungen über zweihundert Generationen hinweg
verblasst sind. Polytheistische Religionen vergangener Jahrtausende
bewahrten noch einen Rest an das Regiment der Mütter. Demeter, Artemis,
Ishtar und Astarte... sie waren der verklingende Nachhall einer untergegangenen
Epoche, die nach Jahrhunderttausenden zählte.
Das Hegemonialstreben der wild gewordenen Männchen, die durch hunderte
Generationen von Frauen auf Aggression und Expansionsdrang gezüchtet
worden waren, nahm im zwanzigsten Jahrhundert weltbedrohende Züge an.
Die westlichen Zivilisationen begannen sich nach dem Zweiten Weltkriege
ganz langsam ihren epochalen Versagens bewusst zu werden und im Zuge
dessen noch viel langsamer umzudenken.
Plötzlich begann sich zunächst einmal der Emanzipationsgedanke von der
Straße her als en vogue zu präsentieren. Frauen griffen ihn auf und
die von ihnen gezüchteten Männchen an. Alice Schwarzer wurde das Symbol
des entfesselten Befreiungsschlages, der wie jede aus drangvoller Not
geborene Revolution, als erstes weit über das Ziel hinaus schoss. Im
Dritten Reich und in der DDR wurde die Aufwertung der Frau lediglich
aus ökonomischen Gründen ideologisiert. Gleichzeitig versicherte man
sich des Nachwuchses, den man frühzeitig der Fürsorge des unsicheren
Weibes entzog um auf diese Weise um so wirkungsvoller die eigenen Ideen
in den jungen Hirne verankern zu können.
Doch auch bei den gemäßigten Kräften näherte man sich immer mehr der
Idee, Mann und Frau gleichzustellen – und sei es auch nur über idiotische
Quotenregelungen, die genau genommen nichts anderes sind, als Bankrotterklärungen
von Systemen, die nicht in der Lage sind, solche Probleme natürlich
und mit dem Herzen zu regeln. Wer nicht will, muss eben administriert
werden!
Der Preußische Landbote sah diesem Treiben eine Weile kopfschüttelnd
zu und jubelte derweil für Turbine Potsdam, die stärkste Frauenfußballmannschaft,
die in der Mark bekannt war.
Man kann es nachlesen: Jeder Sieg der Frauen in großen Länderturnieren
wurde vom Landboten beinahe frenetisch bejubelt. Da waren ein paar Mädchen,
die eine der am hartnäckigsten verteidigten Männerbastionen im Sturm
erobert hatten und sich dort anfänglich besser eingerichtet hatten,
als ihre männlichen Sportskameraden der Gegenwart. Diese Ersatzkriege
auf dem Rasen schienen zumindest bei den Frauen keine Rolle mehr zu
spielen. Das maskuline "Lieber tot als Zweiter!" wurde von
echten Sportlerinnen mit dem Geist der Fairness ad absurdum geführt.
Das alles galt bis zum 30. September. Dann traf der FSK Frankfurt/Oder
auf Turbine Potsdam und was da gezeigt wurde, war spielerisch und sportlich
so abwegig, dass man getrost sagen kann: Der Frauenfußball ist bei den
holzenden Barbaren angekommen. Diese Berserkerinnen agierten brutal
und verbissen gegeneinander, verletzten sich gegenseitig schwer, die
am Boden liegenden Sportlerinnen wurden von den Fans der gegnerischen
Mannschaft verhöhnt. Man hätte nach den ersten Verletzungen aus Respekt
vor den Opfern das Spiel kalt abbrechen können, in dem man sich die
Bälle nur noch zugeschoben hätte. Doch das kam für die Amazonen nicht
in Frage. Feige und ehrlos drangen die Frankfurterinnen, die sich mit
Gewalt ihrer Gegnerinnen entledigt hatten, auf die Turbine-Frauen ein
und erzwangen gegen die Potsdamer Unterzahl das 2:1. Pfui Teufel!
Sind die Frauen jetzt auch schon von horrenden Werbeverträgen korrumpiert?
Spielen sie jetzt auch auf dem Rasen Krieg, statt sich im sportlichen
Wettkampf zu messen? Es widert uns an.
Die Fußballerinnen haben in der preußischen Residenz nicht nur ihrem
Sport und vor allem ihrem Sieg über den zum hässlichen Gebalge pervertierten
Männerfußball in den Dreck getreten. Sie haben einen Mythos zerstört.
Es ist der von den Feministinnen phantasierte Mythos von der Frau als
dem besseren Menschen, der Frau als Bewahrerin der Schöpfung, der Frau
als dem vermittelnden, zuhörenden, ausgleichenden und sanfteren Geschöpf,
sozial kompetent und kompatibel. Nein, in Potsdam gaben sie Dr. Oskar
Panizza recht: "Eine Frau intereßirt sich immer nur für sich -
und ihr solt nur in irgend einer Form, durch euren Leib, durch euren
Geist mithelfen, dieses Intereße für sie zur Entfaltung zu bringen..."
(originale Schreibweise des Zitats Anm. Lemarcou).
Wir aber sind abgrundtief enttäuscht. Denn – wer soll's jetzt noch richten?