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Die Republik muss auf die Couch
zum Massaker von Winnenden

Don M. Barbagrigia
Die schwäbische Kleinstadt Winnenden blutet aus, da bläkt die Republik wieder einmal nach ihren Psychologen. Sie stellen wie immer die an sich durchaus sinnvolle Frage nach dem Warum. Nur die Antwort wollen sie nicht hören. Denn die ist noch unbequemer als das Begräbnis von 15 Menschen und einem Monster. Uns stünde diese Differenzierung nicht zu? Tim Kretschmer war auch nur ein Mensch? Ein Jugendlicher gar, der besonderen Schutz verdient? Er war alt genug 15 Menschen und ihre Familien zu zerstören. Ein Recht, das ihn schützt, interessiert uns nicht! Dieses Recht ist pervers. Sie kennen doch die Haltung des Landboten: Menschenwürde ist zwar ein mit der Geburt gottverliehenes Gut, aber wie jedes Patengeschenk kann man auch die Menschenwürde im Laufe seines Lebens versetzen, verscherbeln, verlieren. Nichts anderes tat dieser 17jährige Unhold.
Aber zurück zu den Psychologen, deren große Stunde wieder gekommen ist. Nun krabbeln sie erneut aus ihren Löchern und bauen vor den Augen des ganzen Reiches mit wichtigtuerischen Gesichtern an ihren verbalen Schlammburgen, die sie sonst mit Stolz nur auf ihren Fachkongressen präsentieren können. „Leaking“ heißt das neue pseudo-englische Zauberwort. Das soll bedeuten, dass der spätere Täter oft schon im Vorfeld einer Wahnsinnstat etwas von seinen Absichten durchsickern lässt. Es gälte, dies bei Zeiten zu erkennen und sie, die Psychologen, wollten den „Leakern“ schon noch auf die Spur kommen. Na ja. Das einzige Leck, was deutlich sichtbar ist, befindet sich offensichtlich im Kopf jener Leute, denen der Unverstand auf hohem Niveau nur so aus der Mundöffnung quillt. Man muss die Dinge nicht unnötig verkomplizieren: Die Gründe für das regelmäßige Ausrasten dieser entgleisten Rotzlöffel liegen bei der gesamten Gesellschaft.
Die 68er Generation schüttelte ja bekanntlich das autoritäre Joch der Väter ab und proklamierte die antiautoritäre Erziehung. Hand in Hand mit dieser Unseligkeit verschwanden auch die alten Werte „Selbstbescheidung“ und „Unterordnung unter die Interessen der Gesellschaft“. Dass Letztere in ihrer exzessiven Ausprägung zu den fürchterlichen Verbrechen des Ersten und Zweiten Weltkrieges in entscheidendem Maße beitrug, ja, diese Gräuel erst auf der Grundlage dieser missverstandenen Unterordnung möglich waren, sei unbestritten.
Nun aber schlug das Pendel in die andere Richtung aus. Hemmungsloser Egoismus durchwaberte seit den Jahren des Yuppietums die westliche Hemisphäre. Ich, ich, ich – hieß es unausgesetzt. Das Recht auf „Spaßhaben“ war kurz davor, einen eigenen Grundgesetzartikel zu bekommen. Die internationale Krise und die Amokläufe in den vergangenen Jahren stehen weiß Gott in einer sehr engen Verbindung. Nicht, dass die durchgeknallten kleinen Monster allein unter dem Frust ihrer Erfolglosigkeit und Armut austickten. Nein, sie machen in kleinem Maßstab nur dasselbe, was Manager von Hedgefonds in großem Umfange betreiben: Sie leben hemmungs- und schrankenlosen Egoismus aus. Ihre Interessen zählen – und nur ihre! Der andere, der Mitmensch, das Vieh, die Pflanze, das alles sind nur Statisten auf der Bühne ihres Lebens, austauschbare Ameisen ohne individuellen Wert. Das spielt sich in ihren Köpfen ab! Sie verfügen nicht über das Instrument der Selbstbeherrschung. Sie können frustrierende Erlebnisse nicht einordnen oder gar produktiv in Kapital für die Zukunft wandeln. Sie sind kleingebliebene Kinder, die sich in Wutanfällen über einen verweigerten Schokoriegel schreiend auf den Fußboden des Supermarktes werfen und damit ihr „Recht“ zu erzwingen suchen. Wer käme dazu von ihnen zu verlangen, dass sie sich in Verzicht üben sollten!
Was sie von den Nieten im Nadelstreifen unterscheidet, ist allein, dass diese ihre Mitmenschen mit
finanziellen Transaktionen ruinieren und jene mit Schusswaffen.
Die kleinen Ballerknaben haben einmal in ihrer erbärmlichen Existenz Macht über andere. Einmal haben sie das Heft in der Hand. Einmal haben sie die Kontrolle. Nur ein einziges Mal. Bis zum Schluss - wenn sie sich selbst die hohle Birne mittels eines Projektils sprengen. Aber sie haben nur die Kontrolle über einen von Anfang an destruktiven Prozess. Sie zerstören nur, sie schaffen nichts Positives, Gutes, Neues - nur Leid und Verderben. Sie sind und bleiben Abschaum. Verachtenswert!
Diese Canaillen bestrafen andere dafür, weil die mit ihnen nichts zu tun haben wollen. Anstatt ihren eigenen Weg unbeirrt zu suchen und sich auf ihm zu profilieren; möglicherweise im Laufe ihres Lebens die einst Umworbenen weit hinter sich zurücklassend, wie uns die Geschichte schon oft von überragenden Persönlichkeiten kündete. Nein, sie müssen das verkümmerte Seelchen blutig rächen. Sie müssen andere mit in den Strudel ihrer eigenen Lebensunfähigkeit hineinziehen. Sie können nicht leben? Dann sollen es andere auch nicht dürfen. Das ist ihre armselige „Philosophie“.
Dort kann es keinen Schutz der Persönlichkeitsrechte mehr geben, ganz einfach, weil es dort keine Persönlichkeit mehr gibt. Diese Menschen zählen zu den Krebszellen im Organismus einer Gesellschaft. Sie erfordern ein Gesamtkonzept des Umdenkens in Bezug auf eine Retablierung von gestandenen Werten und deren kompromissloser Umsetzung. Sie erfordern mit Sicherheit keine Divisionen von dummschwätzenden „PsychologInnen“. Ach, hol sie der Teufel!
Ob man das Waffengesetz ändern sollte? Natürlich! Wer eine Waffe besitzt, hat in 90% aller Fälle schon den Gedanken, einer anderen Kreatur oder einem Menschen in der Zukunft Leid zuzufügen, zu verletzen, zu töten. Schusswaffen sind dabei das Erbärmlichste, das Feigste überhaupt. Einen Keiler oder einen Wolf mit dem Dolch anzunehmen, ist fair. Ihn aus der Ferne abzuknallen ist das Letzte. Dazu braucht es keinen Mannesmut. Das kann jeder Vierjährige, dessen Finger genug Kraft hat, den Abzug zu ziehen.
Man buchte den gestörten Vater Kretschmer ein, der für die Auslöschung von 16 Familien mindestens so verantwortlich ist wie sein missratener Sohn. Und man nehme den Waffennarren die Flinten ab. Zuchthaus für den Besitz einer Schusswaffe! Aber klar, dann stöhnt die Waffenlobby und der Fiskus – und bei Letzterem hört der Spaß dann aber wirklich auf.
Da diese Ansicht sowieso keine Mehrheitsfähigkeit finden wird, empfiehlt der Landbote findigen Unternehmern das Augenmerk auf eine Marktlücke zu richten: Drucken Sie schon im Vorfeld Tausende Schilder mit der Aufschrift "WARUM?"! Wir garantieren Ihnen auch für die Zukunft reißenden und vor allem nicht abreißenden Ab- und Umsatz!

13. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
12.03.2009