Baaks

zurück zum Landboten

 

Notizen aus Schilda

 

- Finanzminister Steinbrück und der Urlaub
- Das novellierte Antidiskriminierungsgesetz
- Grass und Wickert
- Haftentlassung der Kinder-Doppelmörderin Monika Weimar

Michael L. Hübner
Die Sommerpause scheint vorüber. Die Unsinnigen des Reiches prallen wieder aufeinander und sagen und machen so viele hochbezahlte Blödheiten, daß dem Michel übel werden möchte’!
Wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, daß das Reich nicht nur finanziell sondern auch intellektuell am Ende ist, Eos, der Morgenröte liebliche Göttin, brachte es am 18. August 2006 schaudernd an den Tag. Ach hätte sie den frühen Nebel nur über dem Lande gelassen, vielleicht wäre uns dann auch entgangen, daß die unselige Monika Weimar, die Krankenschwester die einst ihre beiden Töchter ermordete, aus der „lebenslangen“ Haft entlassen wurde und sich jetzt wieder frei bewegen darf, wogegen zwei kleine Mädchen für alle Zeiten tot in der Erde liegen.
Doch wenden wir uns dem politischen Tagesgeschehen zu und geben der Hierarchie den Vorzug: Peer Steinbrück möge den Reigen der Torheit auf unserer Bühne beginnen!
Da ist er schon – Applaus für den Bundesfinanzminister, der seinen Senf zur desolaten Lage auf dem Arbeitsmarkt dazutut – die Sauce, die er anrührt ist fürwahr ungenießbar!
Da schlägt er vor, der Deutsche möge doch auf seinen Urlaub verzichten und das eingesparte Geld seinem Rentenfond zuschlagen.
An wen richtet sich diese Adresse? Frau Katzentraum beispielsweise nahm im August 2006 seit drei Jahren den allerersten Urlaub in Form eines verlängerten Wochenendes von Freitag bis Sonntag. Zwei Übernachtungen am Stechlin-See, Kosten € 150,-. Diese Summe können wir nicht einmal vollständig in Anschlag bringen, da auch das Zuhausebleiben seinen Preis, wenn auch in etwas geringerer Höhe gehabt hätte. Man will ja auch zu Hause leben…
Rechenaufgabe Mathematik Dritte Klasse: Wieviel wird Herr Steinbrück der Frau Katzentraum wohl für die Einlage von €150,- in drei Jahren (also € 50,- per anno) an Rente auszahlen? Zähle den der Fragestellung zugrundeliegenden IQ hinzu und wenn die Summe kleiner als die Gefriertemperatur Deines Pausenbrotes ist, dann multipliziere den Verdaulichkeitskoeffizienten des geduldigen Papiers mit dem Verdaulichkeitskoeffizienten des Steinbrück’schen Vorschlages und teile das Ergebnis durch das Steinbrück’sche Gehalt. Drücke das Ergebnis als Aussage über den volkswirtschaftlichen Nutzen aus. Wenn Du schlüssig „Null“ oder einen negativen Wert herausbekommst, erhältst Du ein Empfehlungsschreiben zur Versetzung – nein, nicht in die Vierte Klasse, sondern gleich auf einen Referatsposten ins Bundesfinanzministerium!
Und dabei zählt Frau Katzentraum noch zu den wenigen Glücklichen, die in Lohn und Brot stehen. Für die vielen perspektivlosen Arbeitslosen und die Hartz-IVer ist der Vorschlag eine schallende Ohrfeige, eine blasphemische Verhöhnung ihrer oft randständigen Situation.
Nun gut, wir werden sehen, ob Herr Steinbrück mit gutem Beispiel vorangeht oder ob – wie eigentlich üblich in den deutschen Gauen – die messianischen Rezepte von oben nur wieder für die armen Teufel von unten gelten.
Wenn man sich die Sache recht besieht, dann war die Partei, die Herrn Steinbrück auf seine Position gehievt hat, eigentlich mal das Sprachrohr der armen Teufel von unten. Aber wir wissen alle, daß diese Partei Ferdinand Lassalles und Wilhelm Liebknechts schon 1914 eine betagte Dame war, als sie für die Kriegsanleihen stimmte. Nachdem sie dann noch an Friedrich Ebert und Gustav Noske litt, wurde sie wohl endgültig senil und brabbelt bloß noch krudes Zeug. Von ihren einstigen Idealen muß die SPD wohl zu oft Urlaub genommen haben, so daß ihr Herrn Steinbrücks prophetischen Ideen zufolge jeder Rentenanspruch versagt bleibt. Das ist schade. Denn wer will schon eine verkalkte alte Dame auf Dauer in seinem Hause beherbergen, mit deren Hilfe ein neues, verschärftes Antidiskriminierungsgesetz durchgepaukt wurde.
Das mag in Teilen ganz gut angedacht aber schwerlich durchzusetzen sein. Interessant dabei sind die Passagen, die den Umgang der Geschlechter miteinander regeln sollen. Vorsicht meine Herren, wenn Sie einer Frau nunmehr die Hand geben! Keine Sekunde zu lange, keinen Zoll über das Handgelenk hinaus. Schauen Sie am besten auf einen neutralen Punkt, zwischen die Wolken oder an die Zimmerdecke, wenn die dazwischen ist. Schauen Sie auf gar keinen Fall auf das aufreizende Dekollete. Selbst dann nicht, wenn die Dame bei Ihnen um eine Anstellung oder eine Beförderung nachsucht und ihre physischen Reize das Vorhaben akzelerieren sollen. Durchkreuzen Sie die finsteren Pläne der Venusfalle, sonst hören Sie in Kürze den schrillen Schrei nach Schmerzensgeld!
Einen ganz unangenehmen Tinitus wird dieser Schrei in Ihren Ohren verursachen, wenn Sie der Dame ein Präsent zu ihrem runden Geburtstag überreichen. Immerhin erinnern Sie dann an das Alter des Opfers. Nunmehr ist eines solche Frechheit auf dem Wege zum Straftatbestand.
Wie sie ihr mit Erreichen des 60. Lebensjahres allerdings vertüteln sollen, daß es nunmehr Zeit ist, zuhause zu bleiben – ja, da läßt sie der Gesetzgeber im Regen stehen.
Nun mal sachte – das tut er nicht zur erbarmungslosen Gänze: Immerhin schraubt die deutsche Legislative das Rentenalter ja stetig hinauf und hilft somit den bedrohlichen Tag mit Zielrichtung Pflaumenpfingsten hinauszuschieben.
Seien Sie also gut beraten und halten sich an diese Gegebenheiten und üben Sie schon mal anläßlich der nächsten anstehenden Wahl bei der alten Dame SPD! Nur ganz kurz die Hand drücken oder am besten gar nicht und auf gar keinen Fall ansehen. Umdrehen und gehen!
Wenn Europa, wenn Deutschland es zuläßt, daß der Golfstrom mit unerträglicher Regelmäßigkeit den ganzen stinkenden Müll auch und gerade aus dem Bereich des täglichen Miteinanders vom Vierten Rom jenseits des Großen Teiches an unsere Küsten spült, dann ist dem Lande wohl nicht mehr zu helfen.
Man stelle sich doch bloß diesen Irrsinn vor: Der Knigge von einst wird nun durch ein rigides Gesetz ersetzt, weil die Gesellschaft sich als unfähig erwiesen hat, den nachwachsenden Generationen ein von Achtung und Respekt vor dem Nächsten getragenes, moralisches Regelwerk mit auf den Weg zu geben, ach was – einzuimpfen!
Das Frauen vor aufdringlichen Anzüglichkeiten geschützt werden müssen, ist völlig klar. Doch wie immer, ist das Gegenteil von „Gut“ nicht „Böse“ sondern „Gutgemeint“. Das Pendel schlägt ins andere Extrem aus und gebiert so viel Unheil wie vordem.
Die Dummheit, die dem Ganzen zugrunde liegt, schreit zum Himmel.
Die Menschen, die unter die Räder dieses Wahnsinns geraten, werden das auch tun. Wieviel Frauen überlegen jetzt wohl, wie sie ihre Börse mit Hilfe des Neuen Gesetzes aufbessern können, wieviel männliche Konkurrenz läßt sich nun billig aus dem Wege räumen?
Es ist ein Jammer.
Da wir beim Jammern sind. Sie haben die „Affäre Grass“ mitbekommen? Der Nobelpreisträger für Literatur macht in der Augustmitte 2006 öffentlich, daß er als Jugendlicher für ein Vierteljahr zur Waffen-SS gezogen wurde. Die Hatz beginnt.
Und Ulrich Wickert – der große Ulrich Wickert – führt mit dem Dichter im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein Interview, das uns die Tränen in die Augen treibt.
Nach der initiierten Demontage Grassens als populäre moralische Instanz verbleibt ja nur noch Herr Wickert in dieser Position – wahrscheinlich getragen von seinem „Buch der Tugenden“.
Nun muß er ran, und wir fragen uns: Wer hat sich da Herrn Wickerts Pelz geborgt? Das war unmöglich der hochintelligente deutsche Topjournalist und analytisch brillierende „Mr Tagesthemen“. Das war nie und nimmer der einfühlsame Meister der guten Fragestellung. Das war das Letzte!
Penetrantes, stumpfsinniges Herumreiten auf völlig idiotischen Konjunktiva: „Hätten Sie nicht schon bei dieser Gelegenheit…, hätten Sie nicht spätestens zu diesem Zeitpunkt…, bla, bla, bla…!“
Gerechter Gott, was das dröge! Ein ausgelutschter, fahl schmeckender Kaugummi, das Ganze. Wenn Günter Grass eine Strafe für seine Jugendsünde meritierte, dann hat er sie mit diesem Interview und der BILD-„Berichterstattung“ mehr als abgebüßt. Das war ein Fegefeuer der Dummheit!
Gerechterweise sollte nun jemand Herrn Wickert mit den nämlichen Fragen interviewen: „Mußte das sein, Herr Wickert, daß Sie sich als gestandener und reifer Mann zu einer derartigen Windmühlenstecherei bereit fanden, die mit der völligen Demontage – nein, nicht Grassens – IHRES Denkmals führte? Hätten Sie nicht vorher…?“
Geschehen ist geschehen.
Vielleicht sollten wir auch Herrn Wickert nichts mehr zum Geburtstag schenken. Der Hinweis auf sein Alter und dessen schauerliche Attribute „Hilflosigkeit“ und „progrediente intellektuelle Minderleistung“ ist schon für sich genommen deutlich genug. Kein Grund, diese dramatische Entwicklung mit einem weiteren Wink zu belasten.
Wir wünschen der alten Dame SPD und den Herren Steinbrück und Wickert eine gute Besserung und Frau Weimar einen gutgeheizten Höllenkessel für die Ewigkeit!

8. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2006