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Herrn Buschs „Grapschattacke“

Jules-Francois Savinien Lemarcou
Er ging an der Kanzlerin vorüber. Massierte ihr zwei, drei Mal launig die Schultern. Und ging weiter.
Gewiß gehören wir nicht zum Fanclub des Herrn Busch. Was aber nun, nach seinem Besuch in Stralsund, von amerikanischer Seite mit dem Manne veranstaltet wird, sprengt jeden Rahmen des Normalen. Da zeigt der amerikanische Präsident einmal eine lockere, unverkrampfte Regung menschlichen Miteinanders. Er greift Frau Merkel kurz im Vorübergehen massierend an die Schultern – und die amerikanische Öffentlichkeit läuft Amok! Landauf, Landab brüllt man „Skandal! Sexueller Mißbrauch am Arbeitsplatz…“ etc pp.
Was hätte Asterix dazu gesagt: „Die spinnen, die Römer!“
Das Heer der Neopuritaner ist mächtig geworden in den U.S.A. Das „freieste Land der Welt“ ist mittlerweile verbiesterter als der Iran. Verletzt du in Amerika die Intimsphäre deines Nachbarn mit nur einem Blick auf die falsche Körperpartie, mit nur einem unbedachten, leichtfertig dahingeplapperten Wörtchen – schon bist du die fette Beute geldgeiler Kläger und ihrer verkommenen Anwälte.
Was müssen in diesem Lande vordem für Zustände geherrscht haben, damit das Pendel derart ins andere Extrem ausschlagen konnte!
Es ist erbärmlich! Die Amerikaner legen sich selbst mithin die unnatürlichsten Fesseln an – kein Vieh wäre derart blöde.
Doch was will man von Leuten erwarten, die den Kreationismus – diesen monströsen Untoten – wiederaufleben lassen.

Tag für Tag sitzt ein kleiner Zigeunerjunge mit einem viel zu großen Akkordeon dem Kamelschaufenster des Berliner Zoos gegenüber auf der blanken Erde und versucht, mit seinem endlosen Gedudel des ewig selben, melancholischen Stückes aus „Papillon“ ein paar Groschen von den Passanten zu erbetteln. Neulich raunzte ihn selbst ein Punk an, er solle sich in eine Schule scheren, statt da rumzududeln. Wovon denn? Wie denn?
Und jetzt gehen Sie mal hin, und erklären dem kleinen Zigeuner die Probleme der völlig bekloppten amerikanischen „FeministInnen“...
Diesen Canaillen sollte man im Gegenzuge eine halbjährige Kur in den ausgetretenen Sandalen des kleinen Jungen verordnen, damit dieses vollgefressene, dekadente und nicht mehr zurechnungsfähige Gesindel realisiert, was wirkliche Probleme und Sorgen sind.
Haben Sie übrigens bemerkt, daß ich den Jungen „Zigeuner“ nannte? Ich weiß nämlich nicht, ob er Sinti oder Roma ist. Und eine Doppelnennung würde wohl bestenfalls der intellektuellen Leistung einer amerikanischen Feministin entsprechen: Sie wäre purer Blödsinn. Soweit zu „Political Correctness“!
Ich weiß, was der kleine Zigeuner in jedem Falle ist: ein Menschenbruder, ein Mitmensch. Das ist jemand, von dessen Existenz die Amerikaner seit geraumer Zeit keinen Schimmer mehr haben.
Wir haben in den letzten fünf Jahrzehnten zuviel Müll aus Amerika kritiklos heruntergeschluckt. Schluß damit! Das sind längst keine nachahmenswerten Vorbilder mehr – wenn sie das je gewesen sind. Das ist eine Nation von greinenden, weltfremden Stieseln geworden, die jegliche Bodenhaftung verloren haben und denen Respekt zu zollen sich seit Langem schon verbietet.
Lacht sie aus und seht zu, daß diese verheuchelten Sensibelchen mit all ihrer götterspottenden Dummheit nicht noch mehr Menschen in aller Welt mit ihrem verkorksten „Amerikan Way of Life“ verderben!
Wir wollen uns berühren dürfen, weil wir aus der biologischen Familie der Affen stammen und physische Nähe für uns ein Muß ist. Wir verdeutlichen auf diesem Wege Sympathie für den Anderen. Berührung ist ein menschliches Ausdrucksmittel der Zugewandtheit. Und nicht jeder von uns denkt dabei sofort an sexuelle Penetration. Wir, die wir normal ticken. Wir, die wir keine überdrehten Amerikaner und ihre Bachblüten fressenden Wessi-Ableger sind. Wir denken nicht an sexuelle Ausbeutung unseres Nachbarn, wenn wir ihn berühren. Wir denken an menschliche Nähe!
Das Imperium Quartum sitzt auf dem Ramus Descendens – dem absteigenden Ast. Es ist niemand verpflichtet, ihm auf dem freien Fall nach unten zu folgen.
Und ganz nebenbei – auch wenn uns der amtierende amerikanische Präsident in der Sekunde des Skandals einmal wirklich sympathisch war – jedes Volk hat die Führung, die es verdient.

8. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2006