Miss Ostdeutschland 2004 oder:
Deutschland kaputt!
S.
M. Druckepennig
Ein alter, ziemlich flacher, deutscher Kalauer stellt die Frage,
warum die Polen kein 3SAT bekämen. Antwort: Sie kriegen
ja nicht mal ein(en) sat(t). Das Wortspiel zwischen der Abkürzung
für Satelliten-TV und dem Zustandswort für „nicht
hungrig sein“ beherbergt den unsere Nachbarn verhöhnenden
Brüller. Ich höre Sie giften: „Hält er
uns für so blöde, daß er uns schon eine dermaßen
geistlose Pointe sezieren muß?“
Oh, lassen Sie mich fortfahren in meinem traurigen Artikel und
Sie werden bald erkennen, warum ich dieser Stelle so viel Aufmerksamkeit
widmete.
Wichtige Bestandteile des folgenden Aufsatzes fanden nun schon
Erwähnung: Deutschland, Polen und Hunger. Lassen Sie uns
sehen, wie wir das zusammenbekommen!
Als Bindeglied wollen wir die jährlich stattfindenden „Miss-Wahlen“,
oder „Mißwahlen“ herbeizitieren, die so launig
von dem deutschen Sender SAT1 begleitet und kommentiert wurden.
Diese Wahlen sollen ähnlich den Hunde-, Katzen-, Rinder-,
Brieftauben-, Pferde-, oder Zuchthühnerausstellungen das
schönstgeratene, das wohlproportionierteste Fleisch einer
Region herausfiltern. Objekt dieser Miss-Wahlen sind Nackte
Äffinnen – mitunter verwegen „Frauen“
genannt. Das aber sei an dieser Stelle bezweifelt! Auf den Grund
meiner Skepsis werde ich noch zurückkommen – versprochen!
Da staksen sie also, nur mit wenigen Quadratmillimetern Tuch
bekleidet über Laufstege und tragen Nummern vor sich her,
die sich leider – wie das bei Sträflingen so üblich
ist, auf keinerlei Häftlingskleidung aufnähen ließen.
Es muß sich bei den Langbeinigen um Sträflinge handeln
– denn als sie von Reporterfragen behelligt, das geschminkte
Mündchen öffnen und sich verbale Jauche über
unsere Ohren zu ergießen beginnt – da wissen wir,
Gott hat diese Fleischkonglomerate mit einem völligen Entzug
von Geist und Bildung bestraft – für welche Untat
können wir nur ahnen – wahrscheinlich für über
zwei Jahrzehnte Tagedieberei. Ja, genau, das ist es: Sie stahlen
dem lieben Herrgott die Zeit und anderen, wertvolleren Menschen
den Platz auf Erden und dafür nahm ihnen der Schöpfer
das Kostbarste, dessen ein Mensch sich zu erfreuen vermag: den
Verstand. Er läßt sie diesen Mangel nicht einmal
vermissen, er verwehrt ihnen den Hunger nach Bildung –
das dünkt mich die schwerste aller göttlichen Strafen!
Das Kunstvollste an diesen Gestalten ist das Arrangement von
über einem Zentner Stroh, daß die auf Hochglanz polierten
Fleischhüllen dieser „Fräuleins“ in durchaus
passablen Formen hält.
Da kommt also der besagte Reporter vom Sender Sat1 auf die Kandidatinnen
zu und konfrontiert sie an einer Pin-Wand mit einem DIN-A4-Zettel,
auf dem man die Umrisse Deutschlands in den Grenzen von 1991
sieht. Der Hinweis ist wichtig. DDR und BRD haben sich „wiedervereinigt“
– die innerdeutsche Demarkationslinie ist verschwunden
– und genau diese Linie sollen die Weibsbilder einzeichnen!
Schließlich „kämpfen“ sie ja um den Titel
„Miss Ostdeutschland“ und da wäre es von Vorteil
zu wissen, wo das Land liegt, das man repräsentieren soll.
Die spätere Titelgewinnerin nimmt den Stift und setzt hoffnungsvoll
in der Mecklenburgischen Bucht an, zieht dann aber den Strich
schlängelnd und den Längengrad umtänzelnd, nach
Süden und schlägt Regensburg, Hersbruck, Passau und
Ingolstadt dem verflossenen Reiche eines zum ungekrönten
König avancierten Neunkirchener Dachdeckers namens Honecker
zu. Die katholischen Ostbayern wird’s vor diesem vorweggenommenen
Fegefeuer gegraust haben. Lauter hatte man die Regensburger
Domspatzen sicher nie ihr um Erbarmen flehendes „Kyrie
Eleison“ schmettern hören und die Klingelbeutel werden
nach der Mette zum Bersten gefüllt gewesen sein. Herrgott,
verschone Deine elende Gemeinde…!
Nach einigen Versuchen dann gelingt es ihr, Franken wieder in
die ungeliebte Freiheit des Freistaates Bayern zu entlassen.
Katharina T. ist sehr stolz auf ihre Dummheit! Ich ringe mit
einem Brechreiz.
Melanie – eine andere Teilnehmerin der Fleischbeschau
– bricht erst einmal mit der althergebrachten, okzidentalen
Konvention der Nordung von Karten und richtet das Reich nach
Süden aus. Unseren Großen Kaiser in Palermo wird’s
freuen. Dann aber kommt’s dicke: Entlang der Mainlinie
teilt sie das gequälte Vaterland so brutal, wie das nicht
einmal Bonaparte fertigbrachte und erklärt den im Norden
liegenden Süden zum Osten und den im Süden liegenden
Norden zum Westen. Melanie – Deine Eltern müssen
Deinen Namen in einer lichten Stunde einer Eingebung folgend
gewählt haben: „Melano“ ist altgriechisch und
bedeutet: „sich verdunkeln“. Ja, uns wird schwarz
vor Augen, so schwarz, wie es in Deinem leeren Hirnkasten aussieht,
in den offenbar noch nicht einmal ein verirrter Lichtstrahl
aus dem von Dir so eifrig frequentierten „Nuttentoaster“
gedrungen ist.
Man heißt diese kleine Canaille auch „Miß
Altmark“. O braver, askanischer Markgraf Johann, erscheine
wieder in Deiner Residenz Stendal und hau der blöden Göre
eine runter, weil sie es wagt, Deine Altmark mit Ihrem Auswurf
zu besudeln!
Aber nichts ist so schlimm, daß es nicht noch schlimmer
kommen könnte: Die zweiundzwanzigjährige Rebecca,
die vom Märkischen Oderland erbrochen wurde, schießt
den Vogel ab: Auch sie teilt das Reich in der Mitte, dem Breitengrade
folgend und erklärt den Bayern – sie, ausgerechnet
sie seien der Osten gewesen. Wir befürchten einen kollektiven
Selbstmord der katholischen Lederhosen!
Aber nicht nur die Bayern sind in höchster Not: Auch die
Polen, unsere tapferen Nachbarn, werden verzweifelt sein! Jede
Teilung haben sie überstanden. Jedes Überrennen durch
ihre Feinde haben sie überlebt. Über Jahrhunderte
sangen sie: „Noch ist Polen nicht verloren…“
Aber jetzt ist es aus! Eine saudumme Göre aus Deutschland
namens Rebecca hat den Nachkommen der Piasten und Jagiellonen
den definitiven Todesstoß versetzt. Nachdem sie das Bundesland
Brandenburg den Würzburger Bischöfen übergestülpt
hatte und die armen Hessen mit der Reichshauptstadt bombardierte,
verkleinerte sie das stolze Polen auf die Größe der
Freien und Hansestadt Hamburg und siedelte ihr geschundenes
„Protektorat“ zwangsweise in die karge Lüneburger
Heide um. Polen – ein Truppenübungsplatz –
ob Generalgouvernements-Chef Dr. jur. Hans Michael Frank der
Prunksüchtige ihr das gedankt hätte…?
Schwach protestierte der Reporter. Das hätte er nicht tun
sollen. Denn jetzt liquidierte die stolze Germanin das arme
Restpolen völlig, indem sie es mit kühnem Federstrich
in der Deutschen Bucht versenkte.
In ihren Kommentaren zu dem grauenvollen Geschehen vermerkten
viele Leute, der Trost bestünde in dem alten Spruch: „Dumm
f**kt gut! Mag sein, daß Dumm gut f**kt. Ich weiß
es nicht. Ich weiß nur, daß das F**ken letztendlich
der Fortpflanzung dient. Wer also diese hirnlosen Weiber bespringt,
macht sich eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit schuldig:
Der Kerl, der diese Brutstätten des Stumpfsinns besamt,
trägt das Böse in die Welt hinaus – das Böse
in Gestalt der Allmächtigen Mikrobe der Menschlichen Dummheit.
Lieber Hunnenkrieger und Mongolensturm im Lande als so eine
Kreatur im Bett!
Bitte, deutscher Gesetzgeber, bitte: erhebe doch endlich die
öffentliche Blödheit zum Straftatbestand! Bitte, komm
herab, Du lieber Herre Gott und rette uns und die armen Polen!
Kyrie Eleison! Amen!
Nachsatz der
Chefredakteurs: Man kann nicht davon ausgehen, daß diese
jungen Frauen sich - einmal mit ihrer enormen Dummheit konfrontiert,
schämen würden. Scham ist eine Gefühlsregung,
die sehr eng mit der Gefahr gesellschaftlicher Ächtung,
mit der Gefahr des Verlachtwerdens zusammenhängt. Diese
Gefahr wird von den Miss-Bewerberinnen so sicher nicht wahrgenommen.
Dummheit ist chic in "Barbies' World". Verona Feldbusch
hat es vorgemacht. Hirnlosigkeit soll die sexuelle Attraktivität
steigern, weil sie die Gefahr weiblich-geistiger und damit allgemeiner
Konkurrenz für die potentiellen Besamer mindert. Sie wurde
von Frau Feldbusch plakativ zur Schau gestellt, wie der endlos
tiefe Busen. Doch Frau Feldbusch war eine Kluge, die männliche
Urängste vor geistvollen Frauen mit unnachahmlichem Geschick
zu ihrer Waffe schmiedete. Die dummen Laufstegpüppchen
aber sind echt - und das ist fatal! Da ist nichts gespielt.
Die sind dumm, ignorant, hohl. In der Vorbildfunktion dieser
Geschöpfe der geistigen Unterwelt liegt eine wahrhafte
Zerstörungskraft! Es ist wichtig, Dummheit wieder zu geißeln
und zu ächten. Möge dieser Aufsatz Herrn Druckepennigs
ein wenig dazu beitragen!
B. St. Fjøllfross
Antwort auf Leserreaktionen:
Angesprochen
auf die harte und brutale Wortwahl des Aufsatzes antworte ich
meinen verehrten Lesern wie folgt:
Diese Frauen
maßen sich an, in einem Fleischbeschauwettbewerb zu Repräsentantinnen
einer Region ernannt zu werden. Wollen Sie ernsthaft, liebe
Leserin, lieber Leser, daß dieser Nachwuchs ein Bild von
unserem Ostelbien zeichnet, über das man in der ganzen
Welt lacht? Ein Bild, das die übelsten Klischees vom dummen
und kulturfernen Ossi zu bestätigen scheint! Wollen Sie
solche Botschafterinnen? Wenn ja, dann legen Sie den Preußischen
Landboten aus der Hand und kaufen Sie sich eine Bildzeitung!
Dann nämlich ginge ich Ihnen gegenüber jeglicher vernünftiger
Argumentation verlustig. Nein, ich nehme kein Wort zurück
und spreche, wie unser Doktor Luther in Worms: "Hier stehe
ich und kann nicht anders. Gott helfe mir!" Amen
Ihr Scholcher
M. Druckepennig