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Verbale Heckenschützen
in märkischen Blättern

Michael L. Hübner
Der Preußenspiegel veröffentlichte in seiner Ausgabe 63 eine Leserzuschrift, die sich mit dem Ansinnen der Brandenburger Oberbürgermeisterin Dr. D. Tiemann auseinandersetzte, eine teure Amtskette zu erwerben. Der Autor der Zuschrift wurde namentlich nicht genannt.

Daraufhin entschloß sich der Preußische Landbote zu folgender Reaktion:

 

Preußenspiegel

-Redaktion-

Paue an der Havel, den 07. August 2006

Betrifft: Zuschrift „Gedanken zur Amtskette“ in der Ausgabe 63 vom So., dem 06.08.2006, S.2


Sehr geehrte Damen und Herren,

die Zuschrift war gut, der Text spitz und bissig, die Argumente stichhaltig. Diese Zuschrift berührte einige Punkte, denen zuzustimmen nicht schwer fällt. Und doch…
Mit der letzten Zeile wurde der ganze Inhalt wertlos. Da ist zu lesen: „Name der Red. bekannt“.
Aus! Das war’s!
Eine funktionierende Demokratie und unser Land Preußen haben unter anderem die Gemeinsamkeit, daß politische Gegner oder Streiter in der Sache fair miteinander umgehen. Und das bedeutet: Man kämpft mit offenem Visier oder man soll gar nicht erst in den Ring steigen. Die Meinung von verbalen Heckenschützen, sei sie noch so brillant vorgetragen, ist keine Publikation wert. Ganz im Gegenteil. Die Veröffentlichung in einem demokratischen Prinzipien verpflichteten Medium verbietet sich nachgerade, weil mit einer anonymen Attacke genau diesen Prinzipien das Wasser abgegraben wird. Was ist das für eine Demokratie, in der sich eine konstruktive Meinung scheut, ihre Quelle preiszugeben! Das ist Guerilla-Taktik und Dschungelkrieg,. Wenn wir mit unserer Oberbürgermeisterin in der Sache auch über Kreuz liegen, hier gebietet die Pflicht, sich ritterlich vor sie zu stellen.
Uns ist klar, daß wir vom Idealbild eines demokratischen Gemeinwesens Lichtjahre entfernt sind und – wie ehedem – ein freies Wort schlimmstenfalls den Job und die Zukunft kosten kann. Aber entweder man hat den Schneid und nimmt die Konsequenzen in Kauf – oder man hält sich eben zurück. Eine Demokratie braucht beherzte Bürger. Nur Diktatoren haben Interesse an anonymen Berichteschreiben.

Michael L. Hübner
-Preußischer Landbote-

8. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2006