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Hartz IV und die liebe Verwandtschaft

Don Miquele Barbagrigia
Was tönte da neulich durch die deutsche Nachrichtenwelt: Der deutsche Konjunkturmotor sei wieder angesprungen. Man sprach von vierhunderttausend neuen Arbeitsplätzen – die Deutschen konsumierten wieder…
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie bis heute!
Diese Schönfärberei gemahnt sehr an die Kriegsberichterstattung der letzten Jahre des Dritten Reiches, das ebenfalls jede „Frontbegradigung“ als Zeichen der beginnenden Wende deutete. Die Propagandamaschine der seligen DDR hatte auf diesem Gebiete ja ebenfalls Beachtliches geleistet. Nach Strohhalmen greifen, rosarote Brillen unters Volk werfen – vielmehr kann die Bundesrepublik ihren Bürgern nicht mehr bieten. Denn die öffentliche Hand ist pleite. Daran ändert auch der Umstand nichts mehr, daß die Bundesagentur für Arbeit zum ersten Male seit langer Zeit positive Hauhaltsbilanzen vorweist. Nicht doch, Mensch! Nicht die Arbeitslosenzahlen sind verschwunden! Die Kasse stimmt wieder. Man hat genug an den ärmsten Teufeln eingespart, genug jahrelange Einzahler von Arbeitslosenbeiträgen erst per Gesetz geschröpft und jetzt per Gesetz um ihre Einlagen bestohlen.
Und selbst wenn die Arbeitslosenzahl wieder auf ein erträgliches Maß geschrumpft wäre, dann sollte man den Statistikern Danke sagen und nicht der Regierung.
Es verfalle doch bloß niemand auf den Blödsinn, es würden mit dem Wegfall von Arbeitslosen aus der offiziellen Statistik gleichzeitig sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen, die in Folge den Binnenkonsum ankurbeln und uns helfen, die 2,5 Billionen Euro Staatsschulden abzubauen.
Wie dem auch sei – außer uns und Lieschen Müller sind diese Tatsachen auch einigen Politikern bekannt, vornehmlich von der „Christlich Demokratischen Union“, deren Namensgebung in etwa den selben Bezug zur Realität hat, wie es bei der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik der Fall war.
Diese Politiker, sofern sie denn gerade ein wenig Zeit abzwacken können von dem mühseligen Geschäft, ihre Pfründe zu verwalten, machen sich nun Gedanken.
Nein, nehmen Sie den Ausdruck „Gedanken machen“ nicht ganz so ernst. Dazu ist die Mehrheit der Pfründeausbeuter gar nicht in der Lage. Das würde Grips und Einfallsreichtum verlangen, was bei manchen dieser Damen und Herren sicherlich anzutreffen ist. Diese kostbaren Ressourcen aber auf eine gemeinnützige Sache wie die Angelegenheiten des Volkes zu verschwenden, würde schon wieder für geistige Armut sprechen und ist als Widerspruch in sich selbst daher obsolet.
Also sind die Lösungsvorschläge immerfort dieselben: Immer weiter gehender Rückzug des Staates aus der materiellen Verantwortung für seine Bürger unter Mitnahme aller ergaunerten Mittel.
Da sollen jetzt Kinder stärker ihren Eltern gegenüber in die Pflicht genommen werden.
Das heißen wir einen Ansatz! Da weiß man seit Jahr und Tag, daß die deutsche Nation am Aussterben ist, jahrzehntelang zur Auffrischung des Volkskörpers größtenteils unproduktive Zuwanderergruppen ins Land geholt wurden, die den Sozialkassen noch mehr auf den Taschen lagen, daß wir dringend suffizienten und leistungsfähigen Nachwuchs benötigen – und dann kommen solche Sprüche. Bravo!
Die geistig Schwachen werden sich von dieser Maßnahme nicht von ihrer Lieblingsbeschäftigung – dem Kindermachen – abhalten lassen. Denn sie denken eh nur von zwölf bis Mittag. Die aber noch alle Latten am Zaun haben, werden einen Kreißsaal meiden, wie der Teufel das Weihwasser. Weiß man, wie die Blage ausschlägt? Welche Peergroup die intensivsten Bemühungen um eine solide Erziehung innerhalb kurzer Zeit zunichte macht?
Und dann sitzt sie einem auf der Pelle. Bis dato noch bis zum 25. Lebensjahr und bald bis zum 95.!
Und sollte man Glück haben, und aus dem Thronerben wird etwas Gescheites – wer weiß denn, was einem selber einmal widerfahren wird? Wer will als anständiger Mensch seinen Kindern gezwungenermaßen zur Last fallen.
Die gegenseitigen, vertikalen und horizontalen Verpflichtungen, die das Leben einer intakten Familie bestimmen, sind lange über den Jordan. Dafür hat die auf Singularisierung und Ellenbogenmentalität geeichte Gesellschaft zu lange massivsten Wert gelegt. Hemmungsloser Egoismus statt Solidarität standen auf’s Panier geschrieben.
Alles was dieser Haltung jetzt entgegenwirken soll, wird nur Haß und Unmut gebären. Haß auf die alten, die einem jetzt etwas wegzufressen drohen und denen man eingeimpftermaßen keinen verpflichtenden Dank schuldet und Unmut auf die Gesellschaft, die einem diese Last abfordert.
Wer kann, wird auswandern. Und 150.000 Menschen pro Jahr tun das schon. Zumeist Leute, die etwas können. Andere Länder nämlich sind nicht so dämlich, Sozialkassenplünderer aufzunehmen. Das ist ein schlimmer Aderlaß mit einer verhängnisvollen Tendenz.
Wahrscheinlich um dem entgegenzusteuern, hat man sich wieder etwas Cleveres einfallen lassen. Und wieder bei den falschen Leuten.
Hartz IVer sollen ja nun unter eine Art Hausarrest gestellt werden. Der Schildbürgereien ist kein Ende! Aber so können sie wenigsten das Land nicht verlassen.
Wäre ja möglich, daß der eine oder andere von ihnen eine zündende Idee hat, wie er mit einem kühnen Geschäftsvorhaben seiner mißlichen Situation entrinnen könnte. In Deutschland treibt man ihm solche Flausen schon aus, keine Bange! Eine restriktive und für ihre mangelnde Weitsicht berüchtigte Bürokratie und ein ebenso allem Unternehmertum feindlich gesonnenes Kreditwesen sorgen schon dafür.
Aber andere Länder? Wie, wenn die nun das Potential des deutschen Hartz IVers für sich nutzen würden. Dann wäre Deutschland ja wieder sauber vorgeführt: Seht her, da steht der Trottel-Weltmeister! Nein, das gilt es um jeden Fall zu verhindern. Also sperren wir die Versager und die Verlierer ein und holen sie nur zur Spargelernte wieder raus. Aber mit Fußfesseln!
Dann hat Deutschland wenigstens einen signifikanten Erfolg errungen: Die geschönteste Statistik der Welt. Weltmeister im Selbstbetrug! Hurra, wir sind wieder wer!

8. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2006