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Amerika wählt das Chaos
Obama verliert Mehrheit im Repräsentantenhaus

B. St. Fjøllfross
Dieses Volk ist einfach nur schrankenlos dämlich. Mit den Wahlen zum Repräsentantenhaus watschten die Amerikaner den besten Präsidenten ab, der ihn seit Kennedy geschenkt wurde. Sie bestraften ihn für das, was sein völlig indiskutabler Vorgänger eingerührt und was dessen Administration verschuldet hatte. Die ganze Welt weiß das, nur die Amis nicht, die sich ja bezeichnenderweise für die ganze Welt, zumindest aber für deren Nabel halten. Nun machen sie Obama das Leben schwer, das Durchsetzen von essentiellen Reformen beinahe unmöglich und das Regieren zum ineffektiven Kasperletheater. Es wäre ja alles nicht so schlimm, wenn die amerikanische Wirtschaft nicht eine noch immer so eminent wichtige Rolle im Konzert der Weltwirtschaftsmächte spielen würde. Wenn diese Nationalökonomie hustet, dann hat der Rest des Globus Grippe. Die letzte Wirtschaftskrise belegte dies hinlänglich.
Jetzt kommt einer, der's anpackt und für die marode Gesellschaftsordnung der USA das Fundament eines Neuanfangs gießen will. So tief, wie die Vereinigten Staaten in der Misere stecken, kann niemand, selbst Superman diesen Augiasstall nicht in zwei Jahren ausmisten. Dieses Projekt erfordert Jahrzehnte. Aber die größten Amerikaner der ganzen Welt wollen den Umschwung für ihre Dollars im nächsten Supermarkt kaufen wie ein neues I-Phone, jetzt, hier und sofort.
Verantwortungslos bis zum geht nicht mehr erweisen sich bei diesem Spiel die Republikaner. Wider besseres Wissen tuten sie in das Horn des Plebs um ihre Macht in der zweiten Kammer des Parlaments zu stärken. Die sogenannten Tea-Party-Schwachköpfe rund um die unselige Sarah Palin destabilisieren den Rest des Landes, seiner Administration und seiner Wirtschaft. Sie, die nur die amerikanischen Leistungsträger protegieren, würden den schwachen Rest am liebsten im Pazifik verklappen, oder in den modernen Sklavenhalter-Farmen, den amerikanischen Gefängnissen, geregelt auspressen. Sich mit den Verlierern des amerikanischen Traums auseinandersetzen, ihnen das zugestehen, was der Eiserne Kanzler den Deutschen schon Ausgangs des neunzehnten Jahrhunderts gab – eine funktionierende Sozialgesetzgebung zum Beispiel – das liegt ihnen ferne. Eher hetzen sie den Supreme Court auf, gegen diese Reformpläne mit der Begründung zu urteilen, die Regierung dürfe den Amerikanern nicht vorschreiben, ein bestimmtes Produkt zu kaufen. Aber die Trusts dürfen das? Einer wirtschaftlich perspektivreichen Neuorientierung wie die überfällige Hinwendung zu einer neuen Umweltpolitik verweigern sie sich beharrlich. Den internationalen Bonus, den Obama nicht zu Unrecht erhielt, verspielt eine ganze Nation, indem sie den Scharfmachern folgt wie eine blökende Hammelherde und jenen Präsidenten mit diesem Urnengang diskreditiert. Nicht seine Persönlichkeit leidet darunter, wie es die republikanische Propaganda hinausblafft. Das Volk selbst hat sich vor's Schienbein getreten. Die amerikanischen Wähler, die sich gegen die Demokraten entschieden, haben gezeigt, dass sie ignorant und kurz von Gedächtnis sind, zu einem auf realen Fakten basierenden Urteil nicht befähigt sowie launisch, unstet und unberechenbar in ihren Zielsetzungen. Es ist an der Zeit, das amerikanische Volk als Weltführungsnation abzuwählen, so weh das gerade dem judäo-christlich geprägten Kulturkreis Europas fallen wird. Wer aber an dem Mythos festkrallt, den die Amerikaner selbst um sich gewoben haben, der beharrt im übertragenen Sinne auf seiner Kajüte auf der Titanic, statt sich nach einem Rettungsboot umzusehen. Die Amerikaner, die einem Präsidenten Obama in den Rücken fallen, sind höchstens noch in der Lage, die Welt anzuzünden – keinesfalls aber, sie zu retten.

17. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
03.11.2010