Festliche
Adventsmusik im Dom
Matthias Passauer dirigiert Bläserchor zu
Orgelbegleitung
von Kotofeij K. Bajun
Welten trennt diese Musik von dem
nervenden Weihnachtsmarktgedudel. Als Kirchenmusikdirektor Matthias Passauer
am Abend des 2. 12. im Dom seine 19 Belchbläser dirigierte, die ab
und an von Andy Buch auf der Wagner-Orgel begleitet oder abgelöst
wurden, da war es mucksmäuschenstill im vollbesetzten Hauptschiff.
Alleine die sieben Adventslieder für Bläser und Orgel in verschiedenen
Choralsätzen inmitten eines von Kerzen beleuchteten und auf immerhin
elf Plusgrade erwärmten Dom verbreiteten machtvoll den Geist der
Weihnacht. Doch auch Stücke der deutschen Giganten Dietrich Buxtehude
und Händel dem Großen schmetterten durch Brandenburgs Erstes
und ehrwürdigstes Gotteshaus. Passauer wollte es dann aber doch nicht
allzu getragen ausklingen lassen und nahm auf vielfachen Hörerwunsch
auch das irische Volkslied Londonderry Air sowie das schottische Highland
Cathedral ins Programm auf. Ein Höhepunkt aber war die Welturaufführung
des Rondo in Es-Dur von Traugott Fünfgeld, der bewies, dass ein zeitgenössisches
Komponistenleben nicht zwangsläufig zu Disharmonie und atonalem Gejaule
verpflichten muss. Ganz im Stil der alten Meister, und man darf getrost
mutmaßen, dass das Publikum um jener willen am Mittwoch Abend in
die Kathedralkirche strömte, offenbarte sich Fünfgelds Werk
seinen Hörern, die es (man klatscht doch aber nicht in der Kirche...)
reichlich mit Applaus versahen.
Wer der Phalanx des Brandenburger Bläserchors gegenüber saß,
der Mitglieder vom Kind bis zum reifen Erwachsenen in sich vereint, sah,
dass diese Musiker künstlerische Schwerarbeit leisteten. Trompeten,
Hörner, Posaunen und eine Tuba jubelten ihre Töne in das nächtliche
Gewölbe des Domes, während die Musiker bliesen, dass ihnen der
Schweiß auf die Stirne trat. Übrigens konnte man während
dieses Konzertes einen der seltenen Momente erleben, der die Krypta verschlossen
zeigte. Wohl um der besseren Akustik willen – der Bläserchor
war mit dem Rücken zum Laienaltar hin platziert – verbarg sich
die Unterkirche diesmal vor den Augen der Dombesucher und gab einen Eindruck,
wie der stolze Bau wohl vor dem Anfügen seines gotischen Chores zu
der Zeit ausgesehen haben mag, als die heidnischen Voreltern noch mit
dem Christentum im Clinch lagen. Hätten die einstigen Missionare
aber einen Matthias Passauer, seine Orgel, seinen Bläserchor und
die gespielten Stücke im Gepäck gehabt – die Heidenmission
wäre ihnen ein gutes Stück leichter gefallen.
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