Radarstrahlen im der Ruine
Potsdamer Studenten vermessen Untergrund der
Franziskanerkirche
Kotofeij K. Bajun
Die alten Franziskaner hätten
es für pures Teufelswerk gehalten und weihrauchschwingend nach dem
Exorzisten gerufen. Das etwa 80.000 Euro teure 400-MHz-Radargerät,
mit dem die Studierenden der Fachhochschule Potsdam am 28.10.2011 dem
Fußboden der Johanniskirche am Salzhofufer zu Leibe rückten,
sollte jedoch keine höllischen Künste entfalten, sondern die
Beschaffenheit des Untergrunds erschließen. In dem Kirchenschiff,
das seit 1945 nur noch als Ruine erhalten ist, werden unterirdische Einbauten
vermutet. "Wir haben Hinweise auf das Vorhandensein von Begräbnisgrüften,"
ließ Stadtarchäologe Dr. Joachim Müller verlauten. "Unter
anderem soll der Domherr, General und Freund Friedrichs des Großen,
Heinrich August de la Motte Fouqué, im Schiff der Klosterkirche
begraben worden sein. Da die Kirchenruine nun in einem zweiten Arbeitsgang
für weitere 1,7 Millionen Euro "BUGA-fein" gemacht werden
soll, um dann später die Floristik-Ausstellung aufnehmen zu können,
wollte man sich über die unterirdischen Verhältnisse Klarheit
verschaffen. "Dass wir eine Krypta finden, können wir ausschließen.
Bettelorden schmückten ihre Kirchen nicht mit solch aufwendigen Einbauten,"
so Müller. Die Studierenden leisteten die Arbeit im Rahmen eines
Pflichtseminars "Praxisorientierte Bauwerksanalyse" unter Anleitung
des Brandenburger Sachverständigen für Bauwerkdiagnose und Bautenschutz
Dipl.-Ing. Andrei Walther. Begleitet wurde das Vorhaben von Brandenburgs
oberster Denkmalschützerin Katrin Witt, und dem Brandenburger Architekturbüro
Dr. Krekeler, vertreten durch die Architektin Dipl.-Ing. Diane Restemeyer.
Sollte es gelingen, das Grab des preußischen Generals zu verorten,
so stünde der Johanniskirche eine Nutzung über die BUGA hinaus
in Aussicht: als weitere touristische Anlaufstelle für eine wichtige
Epoche brandenburgisch-preußischer Geschichte.
|