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Eine Magd will nach oben
Hank Teufer führt Pergolesis Kleinod auf


Simone Neuhold, Maximilian Klakow, Dmitri Pavlov

Kotofeij K. Bajun
Wenn ein Mime pausenlos grimassiert und eine geschlagene Stunde lang kein verständliches Wort von sich gibt, nur ein quiekendes Gestammel hören lässt, um dann einen begeisterten Schlussapplaus mit Getrampel einzufahren, dann kann man sich darauf verlassen - Hank Teufer spielte persönlich. Teufer - Il Divino! Er gab den stummen Diener Scapin in Pergolesis 1733 uraufgeführten komischen Oper „Die Magd als Herrin“. Eine klassische Oper in Brandenburg an der Havel? Das event-theater brachte den Zweiakter her und Teufer gelang es, zwei geniale Mimen zu verpflichten. Wie macht der Mann das? Die Serpina, zu deutsch Zerbine, besetzte er mit Simone Neuhold, der Rössel-Wirtin aus dem verwichenen Jahr. Ein herrlicher Sopran, eine Stimme zum Dahinschmelzen... das Schauspiel ging ihr genauso souverän von der Hand: Serpina, serpens, lateinisch: Die Schlange. Ei, das war sie fürwahr! Wenn sie sich kokett tänzelnd über die Bühne schraubte, ihre Herrschsucht mühsam bemeisternd, schalkhaft verschlagen, so blieb eines in Erinnerung: das zierliche Luder mit der glockenhellen Stimme! Für das Furiosum des Abends sorgte aber ein Nachwuchstalent von gerade mal 19 Jahren. So wie das Drei-Mann-Stück Teufers jedem Schlosstheater Ehre gemacht hätte, so sicher wird man den Namen Maximilian Klakow in wenigen Jahren schon auf den großen Bühnen wiedertreffen. Nach nur anderthalb Wochen Einübungszeit gab er den Doktor Pandolfo mit einer solch grandiosen mimischen Leistung, einem solch herrlichen Bass, die Talente-Scouts der Nation wären mit Blindheit geschlagen, übersähen sie diesen Klakow. Das Ein-Mann-Symphonieorchester hieß Dmitri Pavlov, Teufers Stammaktie, sozusagen das „e“ im event-theater. Er allein traktierte Klavier und Akkordeon zur Partitur aus dem Rokoko. Dieses übrigens feierte in der prachtvollen Kostümierung durch den für die Ausstaffierung und das spartanische Bühnenbild verantwortlich zeichnenden Stefan Drotleff eine herzallerliebste Wiederauferstehung. Das kontrastierte so wunderbar mit dem rauen Charme der die Aufführung beherbergenden Industrieruine auf dem Gelände der alten AlWo in der Neuendorfer Straße. Diese ungewöhnliche Spielstätte hatte der Brandenburger Architekt Detlev Delfs gesponsert, mit allem was dazu gehört. Brandenburger Kunst hat einen eigenen Gaius Cilnius Maecenas gefunden. Alles in allem appelliert das aparte Stück, dessen Regie Sylvia Kuckhoff übernahm, so burlesk das Thema auch sein mag, an den feinen, an den erlesenen Geschmack. Dass dieser am Havelstrand noch immer seine Heimstatt hat, bewiesen die 75 Gäste im ausverkauften Haus. Im Mai wird sich die kleine Opera buffa mit ihren entzückenden Arien im Rahmen des Brandenburger Klostersommers an vier Spieltagen präsentieren. Es empfiehlt sich, jetzt schon die Eintrittskarten zu sichern.

 
B
9. Volumen

© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
08.12.2011