Meine
Frau, die Spartaner und ich
Kotofeij K. Bajun
"Und – haben Wir gelacht?",
fragte der humorlose König gelangweilt Bröseln, den Vater Werners.
Also, Majestät, wir schon! Wir haben gelacht! Ja, ja, über Werner
auch, zumindest über den ersten Teil. Aber hier geht es um "Meine
Frau, die Spartaner und ich", diese grandiose Parodie auf "300".
Letztgenannter Streifen forderte eine Persiflage ein, dringlicher als
die Winnetou-Geschichten nach dem "Schuh des Manitu" schrien.
Und – er bekam sie!
"300" war ein Film, welcher der Leistung des sagenhaften Spartanerkönigs
Leonidas nicht gerecht wurde. Er versetzte dem dem tapferen Spartanerkönig
Leonidas und seinen Getreuen quasi einen weiteren Schlag, höhnte
ihrem Andenken allein durch seine unendlich gewaltbetonte Verherrlichung
des männlichen Schulhofprügeltriebs. Das war ein Machwerk in
der Manier einer stinkenden Mixtur von Leni Riefenstahl und Arno Breker.
Gehetzt wurde gegen Neger und Muselmänner. Selbst mit dem Gottkönig
Xerxes konnte man nur Mitleid bekommen.
Aber dann... dann kam "Meine Frau, die Spartaner und ich" auf
die Leinwände und es war zum Johlen. Intelligenter Humor? Mitnichten.
Keine Spur davon. Ein primitiver Slapstick nach dem anderen zielte tief
unter die Gürtellinie. Und trotzdem lachten wir? Wir, die wir die
Fans von Monty Python und Rowan Atkinson's Black Adder sind? Ja, wir lachten.
Es hat einfach damit zu tun, dass dieser Klamauk die einzig mögliche
Antwort auf den absolut und todernst gemeinten "300"-Schinken
ist.
Seine Intelligenz offenbart sich bei der Bezugnahme auf die aberwitzigen
Konstruktionspunkte von "300" und deren komische Überzeichnung.
Die Parodie karikiert nur geringfügig und nicht sonderlich übertrieben.
Das macht ihren unglaublichen Witz aus. Sie wirft den Hall der faschistoiden
Interpretation des antiken Epos nur um ein weniges verzerrt zurück
und demaskiert damit die Lächerlichkeit des Originals, welche die
der Überzeichnung bei weitem übertrifft. Das Original in seiner
heillosen Albernheit bloßzustellen ist also das Verdienst der Parodie.
Statt dreihundert kulturfreien Waschbrettbäuchen, die nur brüllen
und morden können wie die wildgewordenen Paviane, tänzelt Leonidas
mit dreizehn Schwuchteln ins Feld und besiegt die Perser im Breakdance.
Quasi im Vorübergehen verteilt das hochwertige Kasperletheater seine
Knüppelhiebe – scharf und wuchtig: Da werden schallend abgewatscht:
die hirnlosen Unterhaltungsformate der U.S.A., die mittlerweile in die
Medienlandschaft des ebenso hirnlosen Aftervasallen Michel hinübergeschwappt
sind, Oprah und vor allem – die blitzblöde Paris Hilton. Die
Produzenten treffen das it-Girl dort, wo einzig es man treffen kann: bei
seiner äußeren Erscheinung. Sie bekommt einen gigantischen,
ekelhaften Buckel! Nach dem Hirn der blonden Göre zu zielen wäre
sinnlos. Das bekämen nicht einmal die Präzisionslaser zuwege,
welche Tag für Tag die Reflektoren auf dem Mond anpeilen. Es ist
einfach zu winzig. Doch die Cineasten trafen – in die Mitte! Brillant
die Idee, die trollähnliche, brutal und völlig enthemmt aggressive
persische Kampfmaschine "Rocky" zu nennen. Diese Ausgeburt der
Hölle musste von den Persern in Ketten gehalten werden, damit sie
ihren stumpfen Vernichtungstrieb ja erst auf dem Schlachtfeld in den Reihen
des Feindes im wahrsten Sinne des Wortes entfessele. Sicher, Sylvester
Stallones "Rambo" hätte sogar noch besser in diesen Rahmen
gepasst – aber sei's drum! Das Hohelied auf die puristische Gewalt,
welches so gerne von den hilflos pubertierenden Halbstarken aller Länder,
gepeinigt von ihren Pickeln, Minderwertigkeitskomplexen und Allmachtsphantasien,
gesungen wird, wurde durch diese Einlage ebenso der ihm anhaftenden unkultivierten
Schwachsinnigkeit preisgegeben, wie diejenigen, die es tagtäglich
zum Überdruss der zivilisierten Welt krächzen.
Die Macher von "Meine Frau, die Spartaner und ich" pflückten
die dämlichen Beschimpfungsrituale der amerikanischen Vorstadtgangs
auseinander und führten die Laffen vor – und wir lachten, lachten,
lachten.
Wir sind uns dessen bewusst, dass dieser Film einen allgemeinen Verriß
erfuhr. Stünde er isoliert in der Welt des Zelluloid – er hätte
ihn zweifelsfrei verdient. Stellt man ihn aber untrennbar neben "300"
und verliert man seine Bezugspunkte keinen Moment lang aus den Augen –
dann..., dann beginnt er zu glänzen und läuft zur Bestform dessen
auf, was amerikanisches Verballhornungskino zu bieten hat. Ob wir den
Film empfehlen würden! Aber holla! Denn auch wir können nun
über der Redaktion den Denkstein ankleben, auf dem geschrieben steht:
Wanderer, und kommst Du nach Hollywood, so sage, Du habest uns hier vor
Lachen gekrümmt liegen gesehen, wie die aristotelischen Gesetze der
Komik es befahlen. |