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Schloss Caputh – ein Kleinod der märkischen Schlösserlandschaft Jules-Francois
Sardinien Lemarcou Das wunderschön
gelegene Schlösschen am südwestlichen Ufer des Templiner Sees
war ein Geschenk des Großen Kurfürsten an seine zweite Frau
Dorothea und deren Witwensitz. Schon Kurfürstin Katharina besaß hier ein Schlösschen. Die entfesselten Horden tumber Landsknechte zerstörten dieses Gebäude völlig sinnlos im Dreißigjährigen Kriege. Der kurfürstliche Quartiermeister Philippo di Chieze, der die Ruine vom Großen Kurfürsten geschenkt bekam, betrieb den Wiederaufbau. Der Berliner kennt den Namen di Chieze. Bezeichnet doch die Scheese jene Berliner zweisitzige Kutsche, die Chieze erfunden haben soll. 1667 nahm sich der Kurfürst das Schloss zurück und entschädigte seinen Quertiermeister mit einem Stückchen Land im Memel-Delta. So konnte er Schloss und Park Dorothea schenken. Mag sie gewesen sein, wie sie will, aber Geschmack hatte sie: Nachdem das Schloss unter Giersberg in der Mitte der Neunziger für annähernd zehn Millionen DM restauriert wurde, fanden wieder erlesene Porzellan-Stücke und Chinoserien Einzug in das liebliche Häuschen. Auch das spärliche Mobiliar, das die Wirren des letzten Krieges überstanden hatte, ist erlesen. Teils stammt es aus dem Berliner Stadtschloss. Beachtlich ist auch die Gemäldesammlung, die ursprünglich einmal um die 300 Stücke umfasst haben soll. Holländer und Italiener sind darunter, sogar ein echter Rubens! Den Julius Cäsar hat der große Siegener konterfeit – und, was Wunder – in diesem Porträt auf seine barocke Opulenz verzichtet, die doch sonst zu seinen Markenzeichen zählt. Ein paar Räume weiter dann begegnen wir dann auch unserer Landesmutter Luise Henriette: Ganz klein, auf einem Medaillon, das Mariechen, die jüngere Schwester der Kurfürstin, trägt. Willem van Honthorst hat sie gemalt. Das aber, was das Schlösschen heraushebt, ist der Fliesensaal. Eingerichtet unter dem Soldatenkönig, zieren 7.500 Kacheln aus holländischen Manufakturen den gewölbten Raum. Es ist ein wunderbarer Eindruck, den der Saal beim Besucher hinterlässt. Im Sommer angenehm kühl, entbehrt er lediglich des kleinen Bassins, dessen Fundamente bei der Restauration nachgewiesen wurden. Jede Fliese ist ein Unikat – nur Delfter Keramik findet sich nicht darunter. Die älteste Fliese stammt übrigens aus dem 16. Jahrhundert. Wie üblich, wurde das Gebäude in der Zeit der DDR sehr praktisch und zweckentfremdet genutzt und dabei sehr misshandelt. Das Gute aber war, dass das Schloss überhaupt genutzt und damit erhalten wurde, statt unbeheizt und unbelüftet den Unbilden der Witterung ausgesetzt zu sein. Der barocke Park, der einst, im Jahre 1709, zur berauschenden Kulisse des sächsisch-dänisch-preußischen Dreikönigstreffen gehörte, ist nicht mal mehr ansatzweise zu erkennen. Vielleicht ist das auch gut so. Sollte sich eine solche Preziose noch zu dem Schlossensemble gesellen, so wäre die Besucherkapazität Capuths schnell überfordert. So bleibt Dorotheas Lustschloss ein Geheimtipp, der sich trotz aller Abgeschiedenheit eines regen Zuspruchs von Kunstfreunden erfreuen sollte. |
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2012
25.07.2015