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Ungewöhnliches entdecken „111 Orte in Potsdam“ von Dr. Tom Wolf Kotofeij K. Bajun Blättert man durch den Potsdamer Reiseführer der anderen Art, dann herrscht an Skurrilitäten kein Mangel: Der Kreml hoch über Potsdam auf dem Brauhausberg ist da sicher noch das augenfälligste Beispiel. Ob es sich um berühmte Sichtachsen handelt, versteckte und vergessene Orte wie die Grabstätten heute unbekannter GPU-Opfer aus der Zeit des Widerstands gegen die sich etablierende DDR, ob es eine Exklave in Westberlin ist oder die Enver-Pascha-Brücke – selbst alteingesessene Potsdamer werden staunen, was es in ihrer Stadt so alles zu entdecken gibt. Wie Wolf an seine sehr speziellen Informationen gekommen ist, wird wohl sein „Betriebsgeheimnis“ bleiben. Dass dazu eine wahre Titanenarbeit an Recherche zu bewältigen ist, dürfte keine ernstzunehmende Frage sein. Das Besondere an diesem neuen Vertreter der „111 Orte“ ist, dass es nicht des Autorennamens bedürfte, um das Werk eindeutig und auf den ersten Blick zuordnen zu können. Es ist dieser unverwechselbare Wolf'sche Duktus, diese Melange aus sublimem Witz und exzellentem Hintergrundwissen, welche die Lektüre so unterhaltsam machen, selbst wenn man nicht soeben erst die Eisenbahn auf dem Potsdamer Stadtbahnhof verlassen hat. Warum wir noch den alten Namen des heutigen Potsdamer Hauptbahnhofs verwenden? Nun, holen sie sich das Buch, die 15 Euro sind hervorragend angelegt und setzen Sie sich auf eine der halb überwucherten Bänke auf den verlassenen Bahnsteigen des Bahnhofs Pirschheide. Der war nämlich früher mal der Hauptbahnhof der Bezirkshauptstadt Potsdam, zu einer Zeit, als das Unkraut auf den verlassenen Perrons des Stadtbahnhofs blühte. Dort haben sie alle Ruhe der Welt, nachzulesen, wie die große Weltgeschichte die Verkehrskonzepte von Residenzen umkrempelt. Ist interessant – versprochen! Tom Wolf
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© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2012
15.02.2015