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6 Minutes to Death

ein angeblicher Horrorstreifen definiert neuen Tiefpunkt des amerikanischen Kinos

Wer in der DDR aufwuchs, genoss das Privileg eines umfangreichen Filmprogramms des russischen Fernsehens und Kinos. Überstand das kulturelle Immunsystem diese oft kruden Schinken, hielt man sich für abgehärtet und kommentierte abstruse Lebenssituationen oft nur noch lakonisch mit den Worten: Das gibt’s in keinem Russenfilm!

Die Amerikaner, das ist ja seither hinlänglich bekannt, toppen den cineastischen Unfug der Russen mit Verve. Aber dieses Machwerk aus dem absoluten Low-Budget-Bereich stellt wohl den vorläufigen Tiefpunkt der Zelluloidverschwendung dar.

„6 Minutes to Death“ soll, als Horrorfilm firmierend, die Übergangsperiode abbilden, in der die Seelen der Verstorbenen für den Himmel oder die Hölle ausgewählt werden.

Thematisch also ein ganz gewöhnlicher Spiegel der völlig aus dem Ruder gelaufenen Glaubenswelt innerhalb der degenerierten amerikanischen Volksseele. So weit so schlecht.

Man erinnere sich der Werbekampagne eines bestimmten Pay-TV-Senders: Dort wuselte ein kurioser Godzilla im Stil der 40er Jahre über die Leinwand und grunzte das verblödende Japan in Grund und Boden. Der Kommentar lautete: „Keine Lust mehr auf B-Movies? Dann bestellen sie noch heute ...“

6 Minutes to Death ist, gemessen an diesem als B-Movie deklarierten Godzilla-Streifen, ein Z-Movie. Und das auch nur, weil das Alphabet an dieser Stelle zu Ende ist.

Wie man mit wenig Startkapital einen sehenswerten Kassenschlager produzieren kann, stellten die Amerikaner mit dem „Blair-Witch-Projekt“ eindrucksvoll unter Beweis. Dieser Film ließ dem Zuschauer nun wirklich die Gänsehaut über den Rücken laufen.

Das hier allerdings sprengt jede Dimension des Erträglichen. So unfassbar schlecht und dilettantisch gemacht, möchte man meinen, ein betrunkenes Laienspiel-Ensemble hätte sich verschworen, dem anspruchsvollen Kino den Garaus zu machen. Jeder vernünftigen und nachvollziehbaren Handlung entbehrend, stolpern die unbeholfenen Akteure idiotisch durch eine mit Mühe und Not auf die Mitte des 19. Jahrhunderts getrimmte Landschaft des amerikanischen Westens und geben pausenlos irgendwelche sinnfreien Blödeleien von sich. Nimmt man, möglicherweise in guter Gesellschaft hochprozentigen Alkohols, das Ganze nicht so ernst, dann ist zumindest der Spaßfaktor gigantisch. Der Kritiker jedenfalls krümmte sich vor Lachen.

Es ist nicht sicher, dass just dieser Effekt von den Produzenten angestrebt worden war. Zumindest sollte er als entlastendes Moment bei der Verhandlung am Jüngsten Tage zugunsten aller Beteiligten an dieser filmischen Katastrophe angeführt werden. Denn eines ist sicher: Sollte es wirklich eine Hölle im amerikanisch-religiösen Sinne geben, die irdische Sünden und Verbrechen sühnt, dann ist diese Hölle den Verursachern dieses Machwerks sicher.

 
B
12. Volumen

© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2012

19.07.2015